Sechs Wochen sind es noch, bis in Verden das wilde Treiben losgeht. Und so manch ein alteingesessener Allerstädter wird schon die Tage bis zum Startschuss für die Domweih herunterzählen. Der fällt am Sonnabend, 11. Juni. Bis es so weit ist, ist im Rathaus allerdings noch einiges zu tun.
Die Fahrgeschäfte und Marktbeschicker stehen schon fest, erzählt Patrick Düsselbach. Für ihn wird die diesjährige Domweih eine Premiere. Zwei Trockenübungen hat der nicht mehr ganz so neue Marktmeister schon hinter sich. Die für 2020 geplante Domweih wurde wenige Wochen vor ihrem Start Pandemie-bedingt abgesagt. Und das Spektakel 2021 habe man sicherheitshalber gleich mit Blick auf eine mögliche Absage hin geplant, erzählt er. Die kam dann auch.
Dieses Jahr werde es allerdings klappen, davon ist Düsselbach überzeugt. Es soll eine Domweih werden, wie sie die Verdener aus der Zeit vor der Pandemie kennen. Das Gros der Schausteller und Marktbeschicker sei bereits mehrmals dabei gewesen. "Natürlich gibt es auch neue Geschäfte", versichert der Marktmeister.
Neue Fahrgeschäfte
Die Bewerbungsunterlagen der Marktbeschicker füllen gleich mehrere große Ordner. Die Nachfrage sei stets deutlich größer als die Zahl der Plätze. Neu dabei seien beispielsweise die Fahrgeschäfte "Ghost Rider" und "The Beast", die wagemutige Besucher ordentlich herumwirbeln. Die Besucher dürfen sich allerdings auch auf altbewährte Angebote wie Riesenrad und Dosenwerfen freuen.
Und wer nach der Fahrt mit Musikexpress und Co Appetit hat oder die Domweih ohnehin eher wegen des gastronomischen Angebots besucht, wird auch fündig. "Wir versuchen auch immer, bio-zertifizierte Angebote zu haben", erzählt Düsselbach, doch der Markt dafür sei noch relativ klein. Bratwurst, Pommes und Pizza seien allerdings weiterhin gefragt wie eh und je. Einen Unterschied gibt es somit nicht beim Essensangebot, doch beim Essgeschirr hat sich einiges getan. Denn Einweggeschirr und -besteck aus Kunststoff sind inzwischen verboten. Stattdessen soll auf Mehrweg-Alternativen oder auf umweltfreundlichere Materialien wie Holz gesetzt werden.
Viel zu organisieren
In den letzten Wochen vor den drei Böllerschüssen, mit denen die Festivitäten eröffnet werden, steht Düsselbach vor allem Organisatorisches bevor. Die Müllentsorgung muss sichergestellt werden, die Sperrung von Straßen mit der Polizei abgesprochen werden. Auch der Ablauf des Aufbaus muss geplant werden. Große Fahrgeschäfte haben dabei Vorrang, um genug Platz für die Arbeiten zu haben. Bevor es losgeht, müssen zudem Straßenschilder und Ampelmasten abgebaut werden, um Platz für das wilde Treiben zu machen. "Da hängt schon ein bisschen Arbeit dran", sagt Düsselbach.
Die Stimmung untern den Schaustellern sei indes gut, erzählt der Marktmeister. Sie seien froh, endlich wieder loslegen zu können. Doch es gebe auch einige Betriebe, die sich entweder aus Altersgründen oder aber wegen der finanziellen Herausforderungen der Pandemie nicht mehr um einen Platz auf der Domweih beworben hätten.
Auch Pest sorgte für Absage
Corona war übrigens nicht die erste Krankheit, die die Domweih zum Pausieren gezwungen hat: In den Jahren 1610 und 1611 fiel das Volksfest aus, weil die Pest in Europa grassierte. Sogar während des Ersten Weltkriegs haben die Verdener nicht auf ihre geliebte fünfte Jahreszeit verzichtet. Selber im Kriegsjahr 1942 wurde – wenn auch in etwas abgespeckter Version – bis in die späten Abendstunden Domweih gefeiert. Damals mussten die Feiernden lediglich wegen der Verdunklungsvorschriften im Krieg auf die festliche Beleuchtung verzichten.
Nach der Domweih ist vor der Domweih – diese Regel gilt in Verden. Denn kaum sind Fahrgeschäfte und Buden abgebaut, fangen die Vorbereitungen für die nächste Ausgabe schon fast wieder an. Bis Ende September können sich Interessierte um einen der rund 140 Plätze bewerben. Eine erste Vorauswahl trifft dann der Marktmeister, ehe Marktausschuss und Verwaltungsausschuss über die endgültige Auswahl entscheiden. Zu Jahresbeginn gehen dann die Bescheide an die Marktbeschicker raus.