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Arbeit für Räumdienste / Temperaturen steigen wieder Winterliches Gastspiel

Landkreis Verden. Jetzt ist er doch da: Nach frühlingshaften Temperaturen noch zu Weihnachten gibt jetzt der Winter ein frostiges Gastspiel und hat den Landkreis Verden mit Schnee und Eis fest im Griff. Die Räum- und Streudienste sind im Dauereinsatz, allerdings war es für die Mitarbeiter des Betriebshofs Verden am Dienstag schwierig, mit den permanenten Schneefällen Schritt zu halten.
06.01.2016, 00:00 Uhr
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Von ANDREAS BECKER, JÖRN DIRKZWEIBROCK und Tina Hayessen

Jetzt ist er doch da: Nach frühlingshaften Temperaturen noch zu Weihnachten gibt jetzt der Winter ein frostiges Gastspiel und hat den Landkreis Verden mit Schnee und Eis fest im Griff. Die Räum- und Streudienste sind im Dauereinsatz, allerdings war es für die Mitarbeiter des Betriebshofs Verden am Dienstag schwierig, mit den permanenten Schneefällen Schritt zu halten.

„Seit 4 Uhr morgens waren die Kollegen im Einsatz“, erzählt Reinhard Brandt, technischer Leiter des Betriebshofs der Stadt Verden. Er selbst sei um 3 Uhr eine Kontrollrunde durch die Stadt gefahren und habe dann die Telefonkette in Gang gesetzt. „Die Mitarbeiter rufen einander der Reihe nach an und fangen dann an zu räumen“, sagt Brandt. Insgesamt seien bereits am frühen Morgen 24 Mitarbeiter des Betriebshofs mit vier Großfahrzeugen und fünf Kleinfahrzeugen im Einsatz gewesen. „Insgesamt sind wir 17 Kolonnen“, so Brandt.

Die modernen Streufahrzeuge seien allesamt mit Computersteuerung ausgerüstet, die dafür sorge, dass nur so wenig Salz wie nötig gestreut werde. „Erst räumen wir den Schnee, dann setzen wir Taumittel ein“, erklärt Reinhard Brandt. Allerdings sei das Räumfahrzeug nur bei einer Schneehöhe von mindestens drei Zentimetern sinnvoll, da sich bei weniger Schnee die Gummileiste zu schnell abnutze. „Ein Tag und man muss die ersetzen“, sagt Brandt. Deshalb seien kleinere Fahrzeuge vorne mit Besen ausgerüstet. Geräumt werden alle Busstrecken sowie alle gefährlichen Abschnitte – also Kreuzungen und abschüssige Strecken. Außerdem erstreckt sich der Winterdienst der Stadt auf Über- und Gehwege vor öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen sowie auf kombinierte Geh- und Radwege.

Waren bis Weihnachten allenfalls zehn Kilo Streusalz verbraucht, ist inzwischen ein Silo auf dem Betriebshof zu zwei Drittel geleert. Im Schnitt verbraucht der Betriebshof zwischen 250 und 300 Tonnen Streusalz im Jahr. Bevor Reinhard Brandt in Abstimmung mit Reiner Kamermann vom Fachbereich Straßen und Stadtgrün eine Rufbereitschaft festlegt, wird ein spezieller Winterdienst-Wetterbericht ausgewertet, der einen Schwerpunkt auf die zu erwartenden Straßenverhältnisse legt.

Auch an diesem Mittwoch ist der Betriebshof an den frühen Morgenstunden im Einsatz, denn auch da erwartete Brandt Schneefälle. „Ganz heikel kann es am Donnerstag werden, wenn die nächste wärmere Front kommt und Regen bringt“, befürchtet der Leiter des Betriebshofs. Dieser könne auf dem eisigen Boden frieren und für spiegelglatte Straßen sorgen.

Nicht in Zelten untergebracht

Keine negativen Auswirkungen haben die tiefen Temperaturen nach Angaben von Ulf Neumann vom Landkreis Verden auf die vielen Flüchtlinge, da sie im Gegensatz zu anderen Städten und Gemeinden nicht in Zelten untergebracht seien. „Unsere Sammelunterkünfte sind in Turnhallen oder anderen festen Bauwerken“, sagt Neumann. Zwar sei eine sogenannte Traglufthalle auf dem Parkplatz am Kreishaus im Gespräch, diese sei aber in jedem Fall beheizt. „Das hat mit einem großen Zelt nichts zu tun“, betont Neumann.

Vergleichen könne man den Wintereinbruch mit den Glätteunfällen in den vergangenen Jahren nicht, sagt Werner Müller-Bruns, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Verdener Krankenhaus. „Es ist bemerkenswert ruhig geblieben. Und das, obwohl der Winter so plötzlich gekommen ist. Wie ein Wind, der über alle Distanzen geweht hat. Wir hatten gerade mal zwei bis drei Frakturen.“ Im Vergleich zu den vorangegangenen Wintern sei dies relativ wenig, ist der promovierte Mediziner froh, dass nicht mehr Menschen auf den Straßen und Gehsteigen ausgerutscht sind.

Leichte Entwarnung gibt Diplom-Meteorologe Jürgen Schmidt von Wetterkontor. Er prognostiziert für die kommenden Tage Tauwetter für den Landkreis Verden, sprich einen Anstieg der Temperaturen auf satte Plusgrade. „Am heutigen Mittwoch bleibt es noch kalt. Mit Höchsttemperaturen um minus drei Grad. Dabei fällt noch ein wenig Schnee oder Schneegriesel. Der Ostwind lässt allmählich etwas nach. Am Donnerstag ziehen dann von Südwesten neue Schnee- und Regenwolken heran. Dabei müssen die Kreisverdener weiterhin mit glatten Straßen und Wegen rechnen. Anschließend wird es aber etwas milder. Bis zu plus zwei Grad werden im Tagesverlauf erreicht.“

Und was bringt der Start ins Wochenende? Steigt das Quecksilber im Thermometer oder ist weiterhin Bibbern und Frösteln angesagt? Am Freitag drehe der Wind auf Südwest. Es werde mit bis zu plus fünf Grad deutlich milder. „Bei wechselnder Bewölkung gibt es örtlich Regenschauer“, sagt der Meteorologe voraus. Die gute Nachricht: Am Wochenende geht es Jürgen Schmidt zufolge sogar noch weiter aufwärts mit den Temperaturen. Bis zu acht Grad würden am Sonntag erreicht. Aber: „Das Wetter ist noch recht wechselhaft. Am Sonnabend gibt es nur örtlich, am Sonntag häufiger Regenschauer.“ Auch die neue Woche ab 11. Januar starte mild und wechselhaft. Ab der Wochenmitte werde es dann voraussichtlich wieder etwas kälter.

Einige Glätteunfälle gab es bereits im Landkreis Verden, doch bislang ging immer nur Blech kaputt – Menschen wurden nicht verletzt. Es gebe in jedem Jahr wieder Unvorsichtige, die mit Sommerreifen unterwegs seien – oder nur kleine Gucklöcher auf ihrer Windschutzscheibe freikratzten, erklärt Polizeisprecher Helge Cassens. „Doch das sind Wenige“, betont er. Wer jetzt allerdings einen Unfall mit Sommerreifen am Wagen baue, müsse mit einem „deutlich erhöhten Bußgeld rechnen“. Sehen die Beamten ein Mini-Sichtfenster bei einem Autofahrer, werde der angehalten und dürfe nicht nur zahlen, sondern auch vor Ort nachkratzen.

Zurzeit sei die Verkehrspolizei nicht dabei, gezielt zu überwachen. Doch das ändere sich zum Schulanfang. Wenn am Donnerstag wieder kleine und größere Mützenträger in die Schulen pilgern, postiere sich auch mal ein Streifenwagen an den kritischen Stellen, sagt Cassens.

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