Toben am Ellisee, tanzen im „Schuppen 17“
Die Bilder, die Ereignisse, die Musik, das Lebensgefühl der 1960er Jahre: Für Hans-Jürgen Wächter, der damals als Jugendlicher in Uphusen lebte, ist das alles noch sehr präsent. Der bekannte Achimer Kommunalpolitiker, der schon lange für die SPD im Stadtrat Achim sitzt, zog 1958 als Zwölfjähriger von Dauelsen nach Uphusen. Dort hatten seine Eltern ein Haus in einer Siedlung nahe des Ellisees gebaut. „Für mich ist dieser See ein Teil der Kindheit“, sagt Wächter. Damals seien noch Sanddünen am Ortsrand von Uphusen sichtbar gewesen. Nach und nach wurden die Dünen abgetragen. Der Sand wurde wirtschaftlich genutzt.
„Nach der Schulzeit am Nachmittag ging es für mich vom Frühjahr bis Herbst die ersten Jahre entweder auf einen Bolzplatz oder zum Ellisee“, berichtet Wächter. Die Kinder und Jugendlichen tobten im Sand, spielten Ball oder schwammen im See – häufig auch von der einen auf die andere Seite des Gewässers. Das Mörtelwerk Kurz & Schrader baggerte seinerzeit den See aus. Das Baden war durchaus eine gefährliche Angelegenheit.
„Der Wert des Gebietes war uns Jugendlichen und sicher auch der Allgemeinheit zu dieser Zeit nicht bekannt“, sagt Wächter im Rückblick. Heute ist der Ellisee wichtiger Teil eines Naturschutzgebietes.
Der Sandtrockenrasen rund um das Gewässer bietet einen wichtigen Lebensraum für schützenswerte Pflanzen und Tiere. Pläne für den Bau einer Trabantenstadt, die dort einmal entstehen sollte, sind allerdings in der Schublade verschwunden.
Eine besondere Bedeutung für den jungen Hans-Jürgen Wächter hatte in den 60er Jahren das Haus von Carl Ellmers an der Uphuser Heerstraße 76. Es war eine typische Dorfkneipe mit Saal für Versammlungen und „Danz up de Deel an Wochenenden. In den 60ern wandelte sich Ellmers vom biederen Lokal in einen Tanzschuppen, der mit dem Rock’n’Roll auflebte. „Die jungen Leute konnten sich da richtig austoben“, so Wächter. Ab Ende der 50er tanzte man im Saal des benachbarten Altbaus, im legendären „Schuppen 17“.
Bis 1964 zog der Schuppen junge, musikbegeisterte Menschen aus dem gesamten Umkreis an. Mitunter sei es zu Reibereien zwischen Gruppen aus Hemelingen, Osterholz und Bremen-Nord gekommen, erinnert sich Wächter. Das sei ein Grund dafür gewesen, dass sich Uphuser Jugendliche zu der Zeit nur gelegentlich im Schuppen 17 einfanden. Bei den Eltern und bei der Dorfpolizei genoss das Tanzlokal nicht den besten Ruf. „Ich selber habe hin und wieder verschüchtert hingeguckt und mal kurz reingeschaut, wenn Bands auftraten“, berichtet Wächter. Das sei für Uphusen schon etwas Außergewöhnliches gewesen.
Als Fritz Ellmers schwer erkrankte, verpachtetet er das Lokal 1964 an die Hemelinger Brauerei. Seit mehr als 30 Jahren ist das Haus nun ein kleines Hotel mit zwölf Zimmern. Als 16-Jähriger habe er vor allem Sport und seine Ausbildungslehre im Kopf gehabt, so Wächter. Als er mit 18 sein erstes Auto fuhr, sei er mit Freunden zum Ausgehen und Tanzen auf die Schützenfeste in der Umgebung und zu Tanzlokalen in der Nähe, vor allem im Landkreis Verden gefahren.
Er wusste die Disko „Mau” in der Bergstraße zu schätzen oder auch das „Gasthaus Mariechen Rau” zwischen Bierden und Uphusen. Weitere Ziele seien in Bahlum die Waldschänke, in Hassel das Deutsche Haus und in Dörverden das „EX” gewesen.
Hier erhielt der junge Wächter auch seine musikalische Prägung. „Bestimmend wurden für mich als Jugendlicher dieser Zeit die Beatles, die Rolling Stones, Simon & Garfunkel und die Bee Gees. Auch Elvis Presley, Tom Jones, Connie Francis und Otis Redding hörte ich gern“, sagt er.
Fester Bestandteil der Freizeitgestaltung waren Kino-Besuche. Filme wie Winnetou oder James Bond liefen damals an und begeisterten das Publikum in den Lichtspielhäusern der Region.
Dass er später für die SPD in die Kommunalpolitik einstieg, führt Wächter unter anderem darauf zurück, dass ihn als Jugendlicher Persönlichkeiten wie J.F.Kennedy und Willy Brandt besonders interessierten und politisch sensibilisierten.
Die neue Serie „Zeitensprung – zurück in die 60er“ lässt die 1960er Jahre im Landkreis Verden nochmals aufleben. Wir blicken auf die Dekade zurück, die vieles in Bewegung gebracht und verändert hat.