Schiffe bauen, das kann das Unternehmen Fassmer – sonst würde es nicht seit 175 Jahren existieren und in verschiedenen Segmenten zu den weltweit führenden Anbietern gehören. Bei Fassmer ging und geht es darum, Innovationen in Weiterentwicklungen aufzunehmen – vor allem auch eigene. Hauptsitz der international tätigen Fassmer-Gruppe ist Motzen, ein Ortsteil von Berne, mit direktem Zugang zur Weser.
Ein wichtiger Unternehmenszweig ist die Entwicklung und Fertigung von Rettungsbooten – darauf konzentrierte sich 1850 schon Unternehmensgründer Johann Fassmer am ersten Standort in Bardenfleth, ebenfalls ein Ortsteil von Berne. Heute werden die Rettungsboote nicht mehr wie anfangs aus Holz gefertigt. "Nach Holz kam Stahl zum Einsatz, dann Aluminium und inzwischen werden Rettungsboote aus GFK, also faserverstärkten Kunststoffen gefertigt", sagt Harald Faßmer, der zusammen mit seinem Bruder Holger Faßmer in fünfter Generation die Unternehmensgruppe leitet.

Rettungsboote von Fassmer erfüllen nicht nur die Sicherheitsvorgaben der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO), sondern sind häufig Maßstab für noch höhere Standards.
Fassmer-Rettungsboote gibt es in zahlreichen Varianten. Sie werden von der Marine genutzt, sind Teil der Flotte von Offshore-Plattformen und entscheidender Bestandteil des Sicherheitskonzepts von großen Motorjachten und Kreuzfahrtschiffen. Auf Kreuzfahrtschiffen bieten beispielsweise Fassmer-Tender – sie werden vornehmlich zum Passagiertransfer zwischen Land und Schiff eingesetzt – Platz für 270 Personen. Im Fall eines Rettungseinsatzes hat der Tender eine Kapazität für 307 Passagiere. Wie alle anderen Rettungsboote erfüllen die Modelle nicht nur die Sicherheitsvorgaben der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO), sondern sind häufig Maßstab für noch höhere Standards.
In die Breite entwickelt
"Diversifikation war schon immer ein Thema im Unternehmen", sagt Harald Faßmer. Nicht von ungefähr hat sich Fassmer in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr in die Breite entwickelt. Inzwischen gehören die fünf Produktbereiche Schiffbau, Boote, Anlagenbau, Windkraft und Faserverbundtechnologie zum Kerngeschäft. "Und auch in den einzelnen Produktbereichen gibt es weitere Diversifikationen wie dem Bau von Rettungsbooten für den Kreuzfahrtmarkt, den Bau von Spezialschiffen oder auch der Einstieg in den Defence-Bereich." 1974 hatte der Bau von Schwerlastfähren, Arbeitsbooten und den Spezialschiffen begonnen.

1974 hat Fassmer mit dem Bau von Schwerlastfähren, Arbeitsbooten und Spezialschiffen begonnen.
Außerdem hat sich der Schiffbauer international aufgestellt: Markos im polnischen Globino ist ein Joint Venture mit zwei polnischen Partnern. Gebaut werden dort Faserverbundbauteile für Rettungsboote, Windturbinen, Jachten und Schnellboote. Fassmer-Marland in Zhongshan in China ist ebenfalls ein Joint Venture. Die dortigen Produktionsstätten konzentrieren sich auf den Bau von Rettungsbooten, Boardingsystemen und Davits – eine Aussetzvorrichtung für Boote. Insgesamt ist Fassmer international an acht Standorten vertreten und hat 2.000 Mitarbeiter.
Positive Perspektiven
Auch wenn Schiffbau zunehmend im asiatischen Raum, insbesondere in China stattfindet, bewertet Faßmer die Perspektiven für den deutschen und europäischen Schiffbau sowie die Zulieferindustrie sehr positiv – das gilt für den zivilen und den militärischen Schiffbau gleichermaßen. "Der Kreuzfahrtmarkt boomt, der notwendige Umbau hin zu einer klimaneutralen Schifffahrt wird den Neubaumarkt weiter beflügeln, und auch im Bereich der Megajachten ist der Markt stabil."
Der Bau von komplexen Spezialschiffen sei allerdings auch mit Risiken verbunden und erfordere langjährige Erfahrung. "Während chinesische Werften im Serienschiffbau eher fertigungslastig strukturiert sind, haben wir uns mit einer sehr starken Konstruktionsabteilung auf die Herstellung von Spezialschiffen in der Einzelfertigung eingestellt." Ein weiterer Vorteil gegenüber ausländischen Wettbewerbern sei eine langjährige Erfahrung in der Zusammenarbeit mit öffentlichen Auftraggebern.

Auch für die Marine bietet Fassmer ein Produktportfolio.
Um das Wachstumspotenzial in Deutschland und Europa voll ausschöpfen zu können, müssten auch politisch die richtigen Weichen gestellt werden: "Nur mit einer starken zivilen Schiffbauindustrie werden wir die Verteidigungsfähigkeit im maritimen Bereich langfristig gewährleisten können." Das Bundesförderprogramm „Innovativer Schiffbau sichert wettbewerbsfähige Arbeitsplätze“ sei beispielsweise sehr hilfreich, aber reiche nicht aus, so Faßmer. "Leider hat die deutsche Schiffbauindustrie in den vergangenen Jahrzehnten viel an Substanz verloren. Eine Entwicklung, die auch durch dieses Programm nicht abgewendet werden konnte."
Vonseiten des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik gebe es eine Reihe von Vorschlägen an die Politik. Ziel sei es, die Rahmenbedingungen für die Schiffbauindustrie in Deutschland und Europa zu verbessern. "Hierzu zählen beispielsweise verbesserte Finanzierungsbedingungen, Förderprogramme, die an deutsche und europäische Wertschöpfung geknüpft werden, Investitionszuschüsse, verbesserte Ausschreibungsbedingungen bei Beschaffungsvorhaben öffentlicher Auftraggeber."
Fassmer hat seit einigen Jahren auch den Marineschiffbau als weiteres Standbein. Das zahlt sich jetzt, wo die deutsche Marine erneuert und modernisiert wird, besonders aus. "Wir arbeiten an diversen Projekten für die deutsche Marine, aber auch für internationale Kunden und sehen in diesem Bereich ein großes Potenzial", so Faßmer.