Juliusplate. "Es gibt nichts Schöneres, als in der Hängematte zu liegen und das Rauschen der Bäume zu hören," sagt Sabine Felzmann. Dabei schaut sie mit einem verkniffenen Lächeln zu ihrem Ehemann Holger. An diesem Vormittag hat sich "Holli" den Platz in dem orangefarbenen Tuch unter dem Baum gesichert.
Sabine und Holger Felzmann kennen den Campingplatz Juliusplate seit 15 Jahren. Seit vier Jahren steht ihr fünf Meter langer Wohnwagen mit dem passenden Modellnamen "Holiday" fest auf dem Areal an der Weser. "Der Vorteil an diesem Platz ist für uns, dass wir mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen können", sagt "Holli" Felzmann. In Walle steigen die beiden Bremer in die Regio-S-Bahn und fahren bis nach Farge. Von dort geht's zu Fuß über die Fähre Farge-Berne. Auch Tochter Rieke hat sich einen Dauerstellplatz auf dem Saison-Campingplatz mitten im Naturschutzgebiet gesichert. Von Oktober bis März ist der Platz aufgrund drohender Überschwemmungen geschlossen.

Unter Bäumen mit Blick auf Leuchtturm.
"Wir sind gerne an der Weser und in der Weser", erzählt Sabine Felzmann. "Hier ist ein kleiner Strand. Der ist sehr schön." Ehemann Holger, der jeden Morgen seine Runden im nahen See dreht, nennt den Campingplatz Juliusplate liebevoll "die Seychellen von Bremen".
Das Ambiente hat sich herumgesprochen. Der Andrang auf die Dauerstellplätze ist groß. "Wir können keine Dauercamper mehr aufnehmen. Wir haben schon welche zu anderen Campingplätzen geschickt", erzählt Eigentümer Thomas Schweder. Seit 2018 Jahren führt er mit seiner Ehefrau Barbara den Campingplatz Juliusplate.

Campingplatzbesitzer Thomas Schweder.
Von der Corona-Pandemie wurde das Paar im vergangenen Jahr eiskalt erwischt. Statt durchzustarten mussten sie Schadensbegrenzung betreiben. Das ist ihnen erfolgreich gelungen. Die Dauercamper waren den Schweder treu geblieben. Ihre "Corona-Plätze" (Touristenplätze, die für eine Saison zu Dauerplätzen umgewandelt wurden) waren im Nu vergriffen. Auch in diesem Jahr gibt es wieder einige Saisonplätze. Und die Kurzzeitgäste reisen auch in Scharen wieder an. "Wir sind zu 85 Prozent ausgelastet", sagt Thomas Schweder. "Spontan anzureisen lohnt sich nicht. Gäste sollten immer vorher anrufen."

Auf dem weitläufigen Campingplatz an der Weser kann ein Fahrrad gute Dienste leisten.
Neben den Dauercampern zieht es insbesondere Radfahrer auf das parkähnliche Gelände mit seinem alten Baumbestand. Abhängig von der Größe ihres Zeltes können sie für fünf bis sieben Euro unterkommen. Auf der Turm- und der Eulenwiese herrscht Ebbe und Flut an Land. Abends, wenn die Radtouristen eine Pause von ihrem Ritt auf dem Weser-Radweg einlegen, wird es voll. Der Radfernweg führt in Berne auf seiner Route von Bremen (30 Kilometer) nach Nordenham (48 Kilometer) direkt am Campingplatz vorbei. Morgens leert sich das Areal wieder.
Während die Turm- und Eulenwiese für Radfahrer reserviert sind, stehen "See I" und "See II" motorisierten Urlaubern mit Zelt zur Verfügung. Für sie kostet der Stellplatz ebenso wie für Wohnwagen-Reisende und Wohnmobilisten pro Nacht zehn Euro. Hinzu kommt jeweils eine Pauschale pro Erwachsenen (5,50 Euro), Kind (3 Euro) und Hund (2 Euro). Auf Wunsch stellen Barbara und Thomas Schweder ihren Gästen Tisch-Bank-Kombinationen für Rast und Frühstück zur Verfügung.

Der Campingplatz Juliusplate ist auch bei Gruppen beliebt. Die Mitglieder eines internationalen Jugendcamps versorgen sich selbst.
Die Jugendgruppenwiese mit Lagerfeuerplatz zieht seit fünf Jahren Darko Mitevski und seine Mitstreiter vom Verein Natur-Kultur an. Im Rahmen des EU-Programms "Erasmus+" arbeiten 49 Teilnehmer aus Deutschland, Luxemburg, Nordmazedonien, Kroatien und Tschechien eine knappe Woche lang in Workshops zum Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit. "Es ist nicht einfach, für so eine große Gruppe junger Ausländer einen Campingplatz zu finden", weiß Darko Mitevski. "Hier fühlen wir uns willkommen." Trotz der vielen gern gesehenen jungen Gäste betont Thomas Schweder: "Wir sind keine Partymeile und wollen es auch nicht sein."
Trotzdem weht Musik über den weitläufigen Platz. "Musikus Harry", alias Harry Soller, hat sein Akkordeon hervorgeholt. Gemeinsam mit Ehefrau Waltraud sitzt der gebürtige Bremer, der heute im hessischen Taunusstein wohnt, im Vorzelt seines Wohnwagens und spielt maritime Weisen wie das Friesenlied "Wo die Nordseewellen".

Harry Soller nutzt die Zeit im Vorzelt, um seiner Frau mit dem Akkordeon maritime Weisen vorzuspielen.
Die schönsten Plätze auf dem Campingplatz sind Gästen mit langen Stromkabeln vorbehalten, sagt Thomas Schweder. "Hier gilt: Je länger umso größer unsere Platzauswahl." Der Grund: Die Stromanschlüsse sind in zentralen Stromkästen verteilt. Auch Campingfreunden, die keinen eigenen Caravan besitzen, können Schweders ein Angebot machen. Drei Mietwohnwagen – von retro bis modern – stehen zur Verfügung.
Von 8 bis 13 Uhr sowie von 15 bis 20 Uhr sind Barbara oder Thomas Schweder in der Rezeption anzutreffen. Der kleine Laden gegenüber hat zweimal pro Tag für mehrere Stunden geöffnet. Hier können sich Gäste nach Ausflugszielen erkundigen. Eines ist der Lehrwanderweg „Naturtouristische Route Juliusplate“. Die Campingplatzbesitzer vermitteln aber auch Leihfahrräder, sodass es bis zum Bunker Valentin in Farge, zur Storchenstation in Glüsing oder zum Arboretum in Neuenkoop jeweils nur ein Katzensprung ist. "Für Tagestouren empfehlen wir einen Ausflug ins Wittemoor oder über Brake auf die Flussinsel Harriersand", sagt Thomas Schweder. Den Abend können die Camper in Radfahrentfernung in einem Restaurant oder mit einer Pizza am Strand ausklingen lassen.