Wer Mittwochnachmittag am Strand der Juliusplate in Berne spazieren gegangen ist, hat sich vermutlich erstaunt die Augen gerieben. Wagemutig stürzten sich mit Bademode und Weihnachtsmützen bekleidete Schwimmerinnen und Schwimmer in die vier Grad kalte Weser. Anbaden an Neujahr. Was sich nach Mutprobe anhört, war in diesem Jahr allerdings auch wöchentliches Wintertraining der Langstreckenschwimmer der DLRG-Ortsgruppe Stedinger Land.
"Weil das Bad in Elsfleth wegen Renovierungsarbeiten seit September geschlossen ist, haben wir uns einmal pro Woche auf der Juliusplate getroffen", erklärt Langstreckenschwimmer Joop Weegen. Jeden Dienstag kamen zwischen einer Handvoll und 15 Schwimmerinnen und Schwimmer zum gemeinsamen Bad im Fluss zusammen.
Training für Herz und Kreislauf
Ernsthaft trainiert wurde dabei allerdings nicht. "Das kalte Wasser ist generell gut fürs Herz-Kreislauf-System", nennt Weegen die Motivation. Für Rettungseinsätze bringt das Spezialtraining wenig. "Im Rettungsdienst brauchen wir kaum schwimmerische Fähigkeit. Bei der Vermisstensuche oder einer Suche nach Objekten kommt eines unserer Boote mit Sonargerät zum Einsatz. Den schwimmerischen Part braucht man eigentlich nur beim Wachdienst."
Diesen hält die Ortsgruppe der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft – seit ihrer Gründung im Jahr 1968 – während der Sommermonate auf der Juliusplate ab. Die DLRG-Gründungsmitglieder wollten einen Beitrag im Kampf gegen den Ertrinkungstod leisten, denn zu der Zeit ertrank laut Chronik der DLRG Stedinger Land in der Gemeinde Berne im Durchschnitt jedes Jahr ein Kind. Seit die Rettungsschwimmer eine Wachstation an der Juliusplate errichtet haben, ist laut den Analen an diesem Abschnitt des Weserstrands kein Mensch mehr ertrunken.
Schwimmausbildung für Anfänger
Doch die Mitglieder retten nicht nur, sie bilden auch aus. Joop Weegen freut sich, dass die Arbeiten am Elsflether Wurpland Bad bis zum Ende dieser Woche beendet werden sollen und die Schwimmausbildung sowie das Rettungsschwimmtraining am Montag, 6. Januar, um Punkt 18 Uhr wieder beginnen können. Dann ziehen auch die Langstreckenschwimmer ihre Runden wieder im Bad.

Während der Schließung des Elsflether Wurpland Bades trainieren die Langstreckenschwimmer der DLRG Stedinger-Land in der Weser.
Prinzipiell sind die Metermacher allerdings lieber im Freiwasser unterwegs – im Sieling See in Bookholzberg oder im Bornhorster See in Oldenburg. "Um verschiedene Reviere kennenzulernen, denn bei den Schwimmevents, an denen wir teilnehmen, liegen auch immer unterschiedliche Bedingungen vor", berichtet Weegen.
Teilnahme an Langstreckenschwimmen
Seit mehr als zwölf Jahren gibt es die Langstreckenschwimmergruppe im Rahmen der Stedinger DLRG. "2012 haben wir das erste Mal bei 'Quer durchs Meer' teilgenommen", erinnert sich Weegen. "Daraus hat sich die Gruppe entwickelt." Einzelschwimmer hatten in den Jahren zuvor bereits am sogenannten Nordseeschwimmen von Langeoog nach Bensersiel, am Inselschwimmen von Norddeich nach Norderney sowie am Leuchtturmschwimmen vom Leuchtturm Amgast im Jadebusen zum Südstrand von Wilhelmshaven teilgenommen.
"Dann wollten einige Schwimmer auch mal gemeinsam weiter weg an Events teilnehmen", erinnert sich Langstreckenschwimmer Weegen. Ziele waren in den nächsten Jahren unter anderem das Sundschwimmen zwischen Rügen und Stralsund sowie der Müritzman, bei dem die Teilnehmer durch Deutschlands größten Binnensee vom Ost- zum Westufer der Müritz schwimmen.
Die hart gesottenen Anbader, die am Mittwochnachmittag der Kälte trotzten und in die Weser sprangen, nutzten anschließend die DLRG Wachstation auf der Juliusplate, um sich bei Wurst vom Grill und Heißgetränk wieder zu erwärmen.