Gästeführerin Anke Bakenhus trübte die Stimmung für einen kurzen Moment. Die Bernerin wies darauf hin, dass auf der Karte des neu entworfenen Flyers eine Fährverbindung zwischen Berne und Bremen-Nord unterschlagen wurde. Susanne Krebser, Geschäftsführerin des Kommunalverbunds Niedersachsen-Bremen, nahm's mit Humor: "Sobald die erste Auflage draußen ist, fällt einem so etwas auf. Dann wird angefangen, an der zweiten zu arbeiten." Trotz des kleinen Wehrmuttropfens zeigte sich Krebser begeistert von dem Flyer, der sechs "Highlight-Radrouten" im Speckgürtel Bremens aufzeigt.
In Berne eröffnete Krebser im Beisein der Lemwerderaner Bürgermeisterin, Christina Winkelmann, des Berner Bürgermeisters, Hartmut Schierenstedt, der Planerin Franziska Lehmann, einiger Stedinger Gästeführerinnen sowie einiger Touristik-Mitarbeiter die erste von sechs neuen Highlight-Routen am sogenannten Grünen Ring. Jede Routenbezeichnung ist eine Alliteration. "Hain und Hügel" heißt ein Rundweg zwischen Osterholz-Scharmbeck, Garlstedt und Hambergen. "Kunst und Kranich" lassen sich zwischen Worpswede und Hambergen bewundern. "Land und Liebe" lautet der Rundkurs über Achim, Verden und Thedinghausen. "Gärten und Gold" lassen sich nach Auskunft von Planerin Lehmann zwischen Syke, Bassum und Twistringen bestaunen. "Grün und Grenzenlos" lautet das Thema zwischen Ganderkesee und Wildeshausen. Die als erste beschilderte und öffentlich freigegebene Route zwischen Ochtum und Hunte durch die Gemeinden Berne und Lemwerder trägt den Namen "Wasser und Weite".
Ozeanbrücke ohne Ozean
Die sechs Routen sind zwischen 35 und 75 Kilometer lang. Ihre vor den Toren Bremens gelegenen Startpunkte lassen sich allesamt mit Bus und Bahn erreichen. Die jetzt gedruckten Faltpläne seien als Appetitanreger gedacht, sagt Franziska Lehmann. "Um die Strecken genau abzufahren, ist die Karte nicht detailliert genug", räumt die Planerin ein. Aber sie gibt Details zur Verkehrsanbindung wie Bahnhöfen und Fähren, zu Sehenswürdigkeiten und zur Beschaffenheit der Landschaft. Wer es genauer wissen möchte, kann sich die Routen in sein Navigationssystem runterladen.
"Alle Wege sind aktuell gut befahrbar", sagt Lehmann. Die Planerin muss es wissen. Hat sie doch jüngst alle Routen in Angriff genommen – und dabei viel Neues gelernt. "Ich habe gelernt, dass die Ozeanbrücke nicht über den Ozean, aber über die Delme führt", teilte die Planerin in einer kurzen süffisanten Ansprache mit. Bei einem 75 Meter hohem Berg und dem häufigsten Begleiter hiesiger Radler, den norddeutschen Gegenwind, lasse sich durchaus ins Schwitzen geraten, schloss Franziska Lehmann, bevor sich die Eröffnungsteilnehmer aufs Fahrrad schwangen, um einen Teil der Route "Wasser und Weite" abzuradeln. Vom Berner Rathaus ging es zur Storchenstation in Glüsing, ehe ein Feldweg die Teilnehmer wieder zurück zur Berner Hauptverkehrsader, die Lange Straße, brachte.
Zeitgemäßes Angebot
Hartmut Schierenstedt freute sich über die neue, gut ausgeschilderte Route in seinem 85 Quadratkilometer großen Gemeindegebiet. Der Berner Bürgermeister wies aber auch darauf hin, dass es in der Gemeinde am nordwestlichsten Rand des Kommunalverbunds ungezählte weitere Kilometer an Radwegen gebe – befestigt wie unbefestigt. Jeder einzelne Kilometer sei von Bedeutung, da seit Beginn der Corona-Pandemie immer mehr Radfahrer beobachtet werden könnten.
Auch Christina Winkelmann äußerte sich voll des Lobs. Die Lemwerderaner Bürgermeisterin hatte sich die erste Strecke bereits am Wochenende auf ihr Handy runtergeladen und sich mit ihrem Ehemann auf eine Rundtour begeben. "Ich glaube, es ist zeitgemäß, dass die Routen GPS gestützt sind. Das motiviert auch jüngere Leute."
Die Route "Wasser und Weite" verläuft auf 44 Kilometern durch Marschland, Auenwaldreste und breite Spülsäume sowie entlang der Weser. Zahlreiche weitere Gewässer unterschiedlicher Breite, wie Gräben oder die Ollen, flankieren die Radler. Zielgruppe der Route sind laut Kommunalverbund Familien mit Kindern, Ruhesuchende sowie Naturliebhaber. Von der Bremer Innenstadt aus ermöglichen Bahnfahrten nach Berne, Vegesack, Blumenthal und Farge einen Einstieg in die Rundtour.