Der Schriftsteller, bildende Künstler und Rocksänger Hendrik Otremba liest am Freitag, 24. November, im Kaminzimmer der Begu Lemwerder aus seinem aktuellen Roman "Benito". Begu-Leiter Timo von den Berg, der das Werk nach eigenen Worten verschlungen hat, wird die im intimen Rahmen stattfindende Lesung moderieren.
Der Autor erzählt in seinem Roman in zwei parallel geführten Handlungssträngen, warum ein tödlicher Unfall beim Ausflug einer Pfadfindergruppe im Ruhrgebiet drei Jahrzehnte später zu einem vermeintlichen Amoklauf führt. Das kindliche Abenteuer der Hauptfigur Cherubim wird bei Otremba zu einem surrealen Albtraum. Der blinde Benito, mit dem sich Cherubim während der Flussfahrt sein Boot geteilt hat, erfährt dabei eine radikale Wandlung: Der zu Beginn noch in sich gekehrte Junge ergeht sich in immer zornigeren Monologen, die den Irrweg der Zivilisation anprangern. Aus dem stillen Jungen wird ein fatalistischer Prophet, ein blinder, apokalyptischer Seher.
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30 Jahre später stürmt ein maskierter Mann den Saal eines Empfangs in Bonn, schließt die 300 Gäste darin ein und schießt minutenlang wild um sich. Wie durch ein Wunder kommt niemand zu Schaden. Cherubim, der mittlerweile ein bekannter Schriftsteller geworden ist, begreift schnell, dass das Attentat von Benito vorgetäuscht wurde. Er begibt sich auf eine Spurensuche durch das Ruhrgebiet, reflektiert die Mythen der alten Bundesrepublik und muss immer mehr feststellen, dass das öffentlichkeitswirksame Rätsel, dem er in Bonn beiwohnte, eng verwoben ist mit den Ereignissen seiner Kindheit. So wird die Suche nach der Wahrheit auch eine Suche nach seiner eigenen Vergangenheit.
Künstlerroman und Abenteuererzählung
"Benito" ist Künstlerroman und Abenteuererzählung in einem. Das Werk entwirft im dichten Wechsel zwischen zwei Zeit- und Erzählebenen ein Kaleidoskop aus Zorn und Intellekt, Aktion und Reflexion, Terror und Kunst. Der Grundton der mit literarischen und musikalischen Zitaten gespickten Geschichte über das Erwachsenwerden ist wehmütig.
Hendrik Otremba, der 1984 im Ruhrgebiet geboren wurde, lebt heute in Berlin. Er ist Sänger der Band "Messer". Außerdem arbeitet der Berliner als Dozent für kreatives Schreiben und gelegentlich als Kurator. Als freier Journalist schreibt er sporadisch über Musik. Seine Malereien werden als Plattencover und in verschiedenen Magazinen veröffentlicht und ausgestellt.
Otrembas Debütroman "Über uns der Schaum" erschien 2017. Zwei Jahre später folgte "Kachelbads Erbe". Seinen dritten Roman "Benito" legte Otremba 2022 vor. In diesem Jahr veröffentlichte der Wahlberliner sein Solodebüt "Riskantes Manöver" sowie parallel dazu den Lyrikband "Wüstungen, Nebel".