In der Landeshauptstadt Hannover denkt man dieser Tage viel über Lemwerder nach. Damit die Häuser hinter dem Deich auf künftig sicher vor Sturmfluten geschützt sind, arbeitet die niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV) am Entwurf für eine Erhöhung des Deichschaarts in Höhe der Werft Abeking & Rasmussen. Sobald der Entwurf vorliegt, wird sich der I. Oldenburgische Deichband in die Planung einklinken. Er muss noch einen rund 60 Meter langen Abschnitt hinter dem ehemaligen Bahnhof auf Sollhöhe bringen.
Die Planungen für die Deichschaarterhöhung laufen nach Auskunft von Silke Baehr bereits seit Jahren. "Vor zehn Jahren haben wir die Info bekommen, dass wir erhöhen müssen", erinnert sich die Fachbereichsleiterin Bau der NLStBV-Geschäftsstelle Oldenburg. Dann begannen Überlegungen, die eine Verlegung des Fähranlegers ins Wäldchen und damit eine Umgestaltung des Kreuzungsbereichs Stedinger-, Industrie- und Flughafenstraße vorsahen. Ohne zu wissen, wie die Landesstraße 885 künftig verlaufen würde, machten Planungen für das Schaart keinen Sinn. Vor drei Jahren legten Neuberechnungen für zukunftsfähige Deichhöhen die Arbeiten dann weiter auf Eis. 2025 soll das Schaart nun endgültig ertüchtigt werden.
Monatelange Verkehrsbehinderungen
"Es finden letzte Abstimmungen zu Detailfragen statt", teilt Behördensprecherin Inka Bodmann mit. "Grundsätzlich soll der Eingriff in die Deichsubstanz so gering wie möglich ausfallen und nur eine Verstärkung vorgenommen werden, um eine optimale Deichsicherheit zu gewährleisten."
Dennoch wird es Monate dauern, in denen es zu Verkehrsbehinderungen im Kreuzungsbereich kommen wird. "Wir werden halbseitig bauen. Radfahrer und Fußgänger können mittig passieren. Aber der Autoverkehr muss teils über die Industriestraße ausweichen", blickt NLStBV-Mitarbeiter Rolf Waterkamp voraus.
Im Rahmen des Eine-Million-Euro-Projekts werde nicht nur das Deichschaart um einen Meter erhöht, sondern auch die Fahrbahn unmittelbar vor und hinter dem Schutzbauwerk angehoben. Auch die Landeshörde weiß, dass sich nach jedem Regenguss eine riesige Pfütze zwischen Schaart und Flughafenstraße bildet.
"Die Planungen sollen bis zum Sommer abgeschlossen sein, so dass ab Herbst eine Ausschreibung erfolgen kann. Die Vergabe soll noch in diesem Jahr erfolgen", nennt Bodmann den Zeitplan. Die genaue und detaillierte Vorarbeit sei notwendig, da für den Bau nur ein kurzes Zeitfenster von wenigen Monaten eingeplant werden könne. Weil die Deichlinie vor Beginn der Sturmflutsaison wieder geschlossen sein muss, erstrecke sich der Bauzeitraum vom Frühjahr bis zum Herbst 2025.
Laien würden nach Abschluss der Maßnahme nur erkennen, dass das Schaart rund einen Meter weiter in die Höhe ragt als heute. Alles andere könnten nur Fachleute erkennen, sagt Waterkamp. "Alles, was an Verstärkungsmaßnahmen da ist, bauen wir in den Deich hinein." Verbaute Schrägen sollen dem Wasserdruck besser standhalten.
Deichlinie wird verlegt
Der I. Oldenburgische Deichband wird im Rahmen der Baumaßnahme einen rund 60 Meter langen Deichabschnitt westlich des Schaarts erhöhen. Diesen hatte er im Zuge der Deicherhöhung 2015 ausgelassen, weil erst die Planungen der Landesbehörde abgewartet werden sollten. Zuvor hatte der Deichband den Schutzwall vom Bahnhof bis zum Beginn der Außendeichsiedlung ausgebaut.
Hinter den Häusern bleibt der Gras bewachsene Erdwall unangetastet. "Die Deichlinie hinter der Außendeichsiedlung fällt weg. Sie wird an die Weser verschoben," fasst Deichbandvorsteher Cord Hartjen weitere Planungen zusammen. Arbeitslos wird der Deichband dennoch nicht. Hartjen: "Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz hat Ende 2023 neue Berechnungen zu den Bestickhöhen angestellt. Danach müssen die Deiche im Verbandsgebiet zum größten Teil wieder erhöht werden."