Hanna, Fiene, Lina, Liv und Charlotte stecken die Köpfe zusammen. Gemeinsam forschen die Neuntklässlerinnen des Gymnasiums Lemwerder im Internet nach Bildern vermüllter Landschaften. Und solchen, die die Folgen der Vermüllung zeigen. Gefunden haben sie zum Beispiel das Bild eine Robbe, deren Kopf in einem Metallring steckt. Aus den Bildern gestalten die fünf Mädchen Poster, die abschreckend und somit neuer Vermüllung entgegenwirken sollen. Auch in Lemwerder.
Einen Klassenraum weiter arbeiten Neele und Maxi an einer Webseite über nachhaltigen Datenverbrauch fürs Internet. Der neunte Jahrgang des örtlichen Gymnasiums beteiligt sich als eine von zwölf Schulen an einer von der EU geförderten Projektwoche für nachhaltiges Handeln. "Ich habe mich bislang wenig mit dem Thema beschäftigt", räumt Maxi ein, die neben einem Smartphone wie die meisten Jugendlichen zu Hause auch noch einen Laptop besitzt. Während der Projektwoche haben die beiden Freundinnen einiges über sogenannte grüne Informationstechnologie ("Green IT") erfahren. "Wenn man bei Google etwas sucht, stößt das auch CO2 aus, weil die Suche über einen Server läuft", weiß Neele heute. "Server verbrauchen viel Strom", ergänzt Maxi.
Digitale Entgiftung
Über ihre Internetseite, die im Anschluss an die Projektwoche im weltweiten Netz von jedermann zu finden sein soll, wollen die Mädchen Mitmenschen motivieren, umweltfreundliche Geräte zu kaufen, über WLAN statt mobil im Internet zu surfen und technische Geräte nachts herunterzufahren. "Viele stellen ihre Geräte nachts nur auf standby, um die Zeit beim Hochfahren zu verkürzen", hat Neele im Freunde- und Bekanntenkreis beobachtet. Das Runterfahren spare aber mehr Energie. "Das sind zwar nur ein paar Stunden, aber schon das zahlt sich aus." Zudem lasse es den Kopf zur Ruhe kommen, weil man nicht ständig Nachrichten erwarte. Der zugehörige Fachbegriff lautet digital Detox, haben Maxi und Neele gelernt. Digitale Entgiftung oder auch digitales Fasten beschreibt Zeit, in der ein Mensch bewusst auf die Nutzung elektronischer Verbindungsgeräte wie Smartphones, Tablets und Computer verzichtet. "Es wäre schon gut, nachts das WLAN auszuschalten, sagt Maxi.
Statt weniger waren Hanna, Fiene, Lina, Liv und Charlotte in den vergangenen Tagen mehr im Internet unterwegs. Bilder von Müllablagerungen haben sie zuhauf gefunden. Ebenso wie vor Ort. "Spielplätze und Bushaltestellen sind in Lemwerder Müll-Hotspots", haben die fünf bei Spaziergängen durch ihre Heimatgemeinde entdeckt. Eine schnelle Lösung scheinen mehr Mülleimer zu sein, die nach Wunsch der Mädchen nach Müllarten getrennt würden. Den Neuntklässlerinnen ist aber auch klar geworden, dass durch mehr Mülleimer mehr Arbeit beim Leeren der Behälter auf die Gemeinde zukommt.
Plakate als Denkanstöße
Hanna, Fiene, Lina, Liv und Charlotte haben Plakate zum Thema Vermüllung entworfen. Die würden sie gerne am Fähranleger sowie an Spielplätzen aufhängen. "Die abgebildeten Extremfälle sollen die Leute zum Nachdenken anregen", sagt Liv. "Wenn es mal keinen Mülleimer gibt, kann Bonbonpapier auch wieder mit nach Hause genommen werden", fordert Lina.
Mitnehmen ist auch ein Stichwort für die Gruppe von Linus, Jerome, My Lan und Dana. Das Quartett hat festgestellt, dass die Schüler des Gymnasiums täglich Plastikflaschen in den Mülleimern entsorgen. Die Idee der vier: Edelstahlflaschen zur Wiederverwendung. "Statt eines T-Shirts sollte jeder Schüler zur Einschulung so eine Flasche mit den Logos der Schule, des Fördervereins und einem von uns entworfenen Logo bekommen", sagt Jerome, während er am Computer eine blau-grüne, lächelnde Weltkugel zeichnet, die eine Flasche in der Hand hält.
Quang, Felix, Ole und Kilian beschäftigen sich derweil mit Fragen zum Thema nachhaltige Mobilität. "Mehr Radwege würden das Radfahren nicht nur sicherer machen, sondern vielleicht auch mehr Leute zum Radfahren motivieren", sinniert Felix, der in Berne wohnt. Für ihn gehören Radwege an alle viel befahrenen Straßen. So zum Beispiel der Radweg zwischen Berne und Neuenkoop. "Der hört mittendrin in Glüsing einfach auf", stellt Felix fest.
Den Neuntklässlern ist während der Woche bewusst geworden, dass mehr als der bloße Wunsch dazu gehört, dass ein Radweg gebaut wird. "Probleme die geklärt werden müssen sind Kosten, Baugenehmigungen, Zuständigkeiten, wenn die Straße durch zwei Gemeinden führt, oder fehlender Platz. Ich weiß nicht, ob ein Bauer einfach so einen Teil seiner Weiden hergeben würde", sagt der Gymnasiast aus Berne. In zehn Gruppen haben die Neuntklässler Ideen, Maßnahmen und Konzepte für die nachhaltige Entwicklung ihrer Schule und ihres Lebensumfeldes erarbeitet.