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Der Lemwerder TV bietet Kin-Ball an Keine Gegner weit und breit

Mit Kin-Ball hat der Lemwerder TV eine ziemlich exotische Sportart im Angebot. „Die meisten Leute können damit nichts anfangen“, meint Übungsleiterin Simone Hoffmeier.
06.03.2022, 13:00 Uhr
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Von Karsten Hollmann

Mit Kin-Ball hat der Lemwerder TV eine ziemlich exotische Sportart im Angebot. „Die meisten Leute können damit nichts anfangen. Viele denken auch, dass es etwas mit dem Kinn zu tun hätte. Kin-Ball hört sich schon ein bisschen komisch an“, findet auch Übungsleiterin Simone Hoffmeier. Bei Kin-Ball handelt es sich um eine in Kanada erfundene kooperative Mannschaftssportart, die mit einem Ball mit einem Durchmesser von 1,22 Metern gespielt wird, der aber nicht einmal ein Kilogramm schwer ist.

„Es ist meines Wissens nach auch das einzige Spiel, bei dem gleich drei Teams gleichzeitig gegeneinander antreten“, meint Hoffmeier. Es können aber theoretisch auch fünf Formationen ein Match bestreiten. Wenn die erste Mannschaft elf Punkte erreicht hat, muss das Team mit den wenigsten Zählern vom Feld. Die beiden anderen Mannschaften bestreiten den Rest des Satzes alleine. Üblich ist eine Spielzeit von sieben Minuten pro Satz.

Idealerweise besteht ein Team aus vier Akteuren. Während sich dann drei dieser vier Spieler kniend unter den Ball stellen und ihn hochhalten, macht der vierte Akteur eine Angabe. „Der aufschlagende Spieler ruft dabei laut Omnikin, also den Namen des Herstellers des Balles, und benennt die Spielfarbe des Teams, das den Ball annehmen soll“, erläutert Simone Hoffmeier. Es handele sich um ein rasantes Spiel, bei dem es sehr auf das Miteinander zwischen den Teams ankomme, auch wenn es um Punkte gehe.

„Der Ball darf weder den Boden, noch die Decke oder die Wand berühren“, teilt die 57-Jährige mit, die Kin-Ball bereits vor einigen Jahren beim TuS Warfleth angeboten hatte. „Das ist dann aber irgendwann wieder eingeschlafen. Man muss Kin-Ball aktiv vorstellen. Das ist aber sehr zeitintensiv und mit großem Aufwand verbunden“, sagt Simone Hoffmeier, die auch ab und zu in die Schulen gehe, um die Sportart bekannter zu machen.

Es handelt sich auf jeden Fall um ein Spiel für Jung und Alt. Beim Lemwerder TV ist eine Zehnjährige das jüngste Mitglied, Simone Hoffmeiers Mann Heinz ist mit seinen 63 Jahren der älteste Spieler. Nicht selten würden sich ganze Familien am Kin-Ball  beteiligen.

Ein Kin-Ball ist mit seinen etwa 300 Euro nicht ganz billig. „Und er ist auch ziemlich empfindlich. Man sollte also nicht mit einem spitzen Gegenstand dagegen kommen“, sagt Hoffmeier, die beim LTV auch Pilates und Senioren-Gymnastik anbietet. Im Ball befindet sich eine Latex-Blase, die mit einem speziellen Gebläse aufgepumpt wird. Die Blase wird von einer synthetischen Stoffhülle umgeben. Der Ball, den es speziell für die Halle und für Freiluftspiele gibt, kann unaufgepumpt sehr klein zusammengelegt und transportiert werden.

Im Spiel darf der Ball mit jedem Körperteil in der Luft gehalten werden. „Manche bekommen das zum Beispiel auch ganz gut mit dem Rücken hin“, so Hoffmeier. Sie könne aber nicht empfehlen, den Ball mit dem Kopf zu spielen. „Auch wenn dieser nur knapp ein Kilogramm wiegt, kann das trotzdem schon ordentlich wehtun“, sagt Simone Hoffmeier. Rein theoretisch könnte der LTV auch Punktspiele in dieser Sportart bestreiten. „Es gibt aber keine anderen Vereine in der Gegend, die diesen Sport ebenfalls ausüben“, bedauert Hoffmeier. Kin-Ball sei in Frankreich und in Belgien sehr populär, in Deutschland hingegen nicht.

„Wie in anderen Sportarten auch verlassen uns häufig die Jugendlichen zur Ausbildung oder zum Studium“, stellt Hoffmeier fest. Manche kämen später aber wieder zurück. „Dann weiß man, dass man alles richtig gemacht hat“, sagt die 57-Jährige. Das ideale Einstiegsalter für Kin-Ball betrage etwa zehn Jahre. Bei jüngeren Kindern werde es schwierig, da ein hohes Maß an Koordination, Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer gefragt sei.

Die Kin-Ball-Gruppe des LTV trifft sich immer montags um 18.45 Uhr in der Ernst-Rodiek-Halle in Lemwerder. Derzeit umfasst die Gruppe 16 Leute. „Das Problem ist dabei eben, dass zu wenige Menschen diesen schönen Sport, bei dem es immer hin und her geht, kennen“, urteilt Hoffmeier. Zur Not könnten auch mal nur zwei Spieler ein Team bilden. Dann hält einer den Kin-Ball für den anderen hoch, damit dieser die Angabe machen kann. „Ideal ist das aber nicht. Der Ball ist alleine nur schwer zu halten. Deshalb müssen schon alle an einem Strang ziehen“, meint Simone Hoffmeier.

Zur Sache

Ball hat einen Durchmesser von 1,22 Metern

Kin-Ball wurde im Jahre 1986 im kanadischen Québec vom Sportlehrer Mario Demers erfunden. Bei diesem Spiel, bei dem in der Regel drei Teams gleichzeitig auflaufen, wird jeder Formation eine Farbe zugeordnet. Um einen Spielzug durchzuführen, muss zuerst von der angreifenden Mannschaft, die sich in Ballbesitz befindet, ein verteidigendes Team ausgewählt werden. Nach der Ansage „Omnikin“ muss der Ball, der einen Durchmesser von 1,22 Metern besitzt und weniger als ein Kilogramm wiegt, mit einem Körperteil oberhalb der Hüfte geschlagen werden. Kann das verteidigende Team den Ball nicht unter Kontrolle bringen, bevor dieser den Boden oder ein Objekt außerhalb des Spielfelds berührt, bekommen die beiden anderen Teams einen Punkt. Nachdem der Ball unter Kontrolle gebracht wurde, kann ein neuer Spielzug gestartet werden. Dabei ist die vormals verteidigende Mannschaft nun Angreifer. Die Art und Weise, wie lange und auf wie viele Sätze gespielt wird, ist je nach Turnier und Modus unterschiedlich. Bei Welt- und Europameisterschaften wird auf 13 errungene Punkte pro Satz sowie auf drei Gewinnsätze gespielt. Die Spielfläche ist rechteckig, idealerweise quadratisch. Bei offiziellen internationalen Wettbewerben ist eine Größe von 20 mal 20 Meter vorgeschrieben. Dies entspricht auch der zugelassenen Maximalgröße. KH

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