Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Bürgermeisterin im Interview Lemwerder: Christina Winkelmann über die aktuellen Entwicklungen

Lemwerders Bürgermeisterin im Interview: Christina Winkelmann spricht über Pläne des ADAC und die aktuellen Entwicklungen in Lemwerder – von Infrastruktur über Wirtschaft bis hin zur Bildungspolitik.
04.08.2024, 18:05 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Lemwerder: Christina Winkelmann über die aktuellen Entwicklungen
Von Barbara Wenke

Frau Winkelmann, viele Kommunen nutzen die Sommerferien, um ihre Sporthallen, Schulen, Kindertagesstätten zu sanieren. Warum ist in Lemwerder nichts gemacht worden? Ist alles in Schuss?

Christina Winkelmann: Wir haben keinen akuten Bedarf. Unsere Infrastruktur ist sehr gut. Der Umbau der Kleinen Halle wäre zu teuer. Das haben wir in diesem Jahr aus haushaltstechnischer Sicht zurückgestellt.

Der Haushalt ist erst Mitte Mai verabschiedet und Mitte Juni von der Aufsichtsbehörde genehmigt worden. Hat schlicht die Zeit für die Vorbereitung von Sanierungsmaßnahmen gefehlt?

Die Planung an sich haben wir dem Rat bereits im Rahmen der beiden letzten Haushaltsberatungen vorgestellt. Der Umfang sollte allen bekannt sein. Aber seitens der Verwaltung haben wir im Rahmen der Haushaltsberatungen gesagt, dass wir diese Maßnahme nicht umsetzen können und haben sie deshalb gar nicht erst im Haushalt eingeplant.

Der Allgemeine Deutsche Automobilclub möchte im Gewerbegebiet Aeromare ein Fahrsicherheitszentrum errichten. Weil der Vertreter des ADAC kurzfristig verhindert war, haben Sie die Pläne in einem Ausschuss kurz erläutert. Teile der Politik lehnen das Projekt ab. Was sagt der ADAC zu dieser Haltung?

Ich hatte zu Beginn der Sitzung darum gebeten, den Tagesordnungspunkt zu verschieben, weil ich mit Herrn Schulz vom ADAC schon abgemacht hatte, dass er am 5. September noch mal in den Ausschuss kommt. Den Tagesordnungspunkt zu vertagen, wurde mehrheitlich abgelehnt. Ich habe dann Teile der Präsentation vorgetragen. Zum Beispiel, dass es sich nicht nur um einen Verkehrsübungsplatz handelt. Der ADAC plant ein Fahrsicherheitszentrum mit einem Event-Center, wo man als Firma Seminare durchführen kann. Mit einer großen Leinwand für Public-Viewing-Events wie Motorsportereignisse, Olympia oder Fußball-EM für 200 bis 300 Leute. Also, das ist mehr als ein Verkehrsübungsplatz.

Dennoch haben Teile der Politik gesagt: Zu viel Verkehr, zu wenig Steuereinnahmen.

Das würde Herr Schulz entkräften. Wenn ich das richtig im Kopf habe, ist geplant, eine GmbH hier vor Ort zu gründen. Dann würde Gewerbesteuer anfallen. Und der ADAC plant, hier nicht nur einen Hausmeister zu beschäftigen, sondern zehn bis zwanzig Mitarbeiter. Der ADAC prüft zurzeit, ob das Vorhaben im Rahmen des aktuellen Bebauungsplans realisiert werden kann. Er wird das am 5. September vorstellen. Das Ergebnis sollten wir abwarten, bevor es zu einer Entscheidung kommt.

Aus der Politik kam im Ausschuss der Hinweis, dass es andere Betriebe gibt, die sich auf dieser Gewerbefläche niederlassen wollen. Welche sind das?

Es gibt eine weitere Anfrage. Von einem Handwerksbetrieb. Genaueres darf ich Ihnen leider nicht sagen, da Grundstücksangelegenheiten unter die Verschwiegenheitspflicht fallen.

Würde der Betrieb auch die gesamte Fläche erwerben wollen?

Nein. Der Betrieb benötigt eine Fläche, die ungefähr die gleiche Größe hätte wie die Betriebe, die sich dort schon angesiedelt haben.

Wie sieht es denn im Gewerbegebiet Edenbüttel II aus? Wann rollen da mal großflächig Bagger an?

Circa 20 Prozent der Grundstücke sind verkauft. Und es gibt weitere Anfragen. Es war nie zu erwarten, dass das gesamte Gebiet auf einen Schlag bebaut werden wird. Hinzu kommt, dass sich dort ja nicht alles ansiedeln darf. Das Gebiet ist mit EU-Fördergeldern etabliert worden. Daran sind Auflagen gebunden.

Welche Anfragen mussten Sie denn schon ablehnen?

Das darf ich Ihnen leider auch nicht sagen.

Auch nicht die Branche?

Nein. Dann könnte man gleich Rückschlüsse ziehen.

Okay. Kommen wir zurück zu denen, die sich ansiedeln dürfen und bereits Grundstücke erworben haben. Wann werden die anfangen zu bauen?

Es wird in Kürze das nächste Projekt beginnen. Alle Betriebe, die sich dort ansiedeln möchten, sind vertraglich verpflichtet, innerhalb von zwei Jahren zu bauen.

Verlassen wir die Wirtschaft und wenden uns bildungspolitischen Themen zu. Das Planungsbüro, das für Lemwerder ein Architekturbüro für den Bau des Grundschulcampus' finden soll, ist beauftragt. Wann ist mit einer Ausschreibung für das Architekturbüro zu rechnen?

Wir werden vom Auftaktgespräch bis zur Beauftragung des Architekturbüros gut ein Jahr brauchen. Es hängt sehr stark davon ab, wie schnell wir vorankommen, wie groß die Projektgruppe wird, wie schnell Entscheidungen getroffen werden. Es dauert so lange, weil wir erst mal das Leistungsverzeichnis erarbeiten müssen. Viele Fragen sollen im Vorfeld geklärt werden, um dem Architekturbüro Kriterien mit auf den Weg zu geben.

Wer wird der Projektgruppe angehören?

Das weiß ich auch noch nicht. Nach der Sommerpause wirds ein Auftaktgespräch geben. Ich gehe bei der Zusammensetzung mal von Schule und Hort, Verwaltung und für die Politik aus jeder Fraktion einem Vertreter aus. Wir müssen uns Spielregeln geben, wie wir zusammenarbeiten wollen, damit wir zügig vorankommen. Weil das Architekturbüro dann schon Vorgaben hat, wie wir uns den Campus vorstellen, geht es nach hinten raus dann schneller.

Sie haben unter anderem in Ihrem Whatsapp-Status veröffentlicht, dass Lemwerder Erzieherinnen und Erzieher sucht. Wie viele suchen Sie und was bedeutet die Suche für Eltern, die für das kommende Kindergartenjahr einen Platz benötigen?

Es ist alles safe. Aber im Erzieherbereich ist immer viel Wechsel. Immer wenn wir denken, jetzt haben wir es, dann verkündet jemand, dass er Nachwuchs erwartet, umzieht oder aus einem anderen Grund kündigt. Das ist die ganz normale Fluktuation. Es wird keine Gruppenschließungen geben.

Apropos Gruppen betroffen: Die geplante Großtagespflegestelle in der ehemaligen Pastorei in Altenesch kann erst in circa einem Jahr an den Start gehen. Die Verwaltung hatte der Politik eine Großtagespflege in den Räumen des ehemaligen Schildergeschäfts Fredersdorf neben dem Edeka-Markt vorgestellt und da auch schon Vorarbeit geleistet. Die Politik lehnte den Standort mehrheitlich ab. Warum haben Sie nicht gleich an die Pastorei gedacht?

Ich habe beides gedacht. Weil der Bedarf in meinen Augen da ist. Mein Vorschlag war, in dem Gebäude an der Stedinger Straße zu starten. Das hätten wir vermutlich bis 1. August dieses Jahres umgebaut gehabt, sodass wir in diesem Kitajahr noch 16 Plätze hätten anbieten können. Die Pastorei müssen wir erst noch kaufen. Die Abstimmung zum Vertrag mit der Kirche läuft. Ich wusste damals nicht, ob wir uns beim Kaufpreis einig werden würden. Der Rat hatte mir einen Kaufpreis mit auf den Weg gegeben. Außerdem müssen wir die Pastorei ebenfalls zunächst umbauen. Manche fragen, warum das sein muss? Schließlich war da schon mal eine Tagespflege drin. Aber damals hatten zwei private Tagesmütter nur eine befristete Betriebserlaubnis des Landkreises für die Räumlichkeiten. Jetzt wollen wir gerne mit dem Familienservice Weser-Ems zusammenarbeiten, der einheitliche Ausstattungsstandards in seinen Häusern hat. Die Tagesmütter sind dann dort angestellt.

Verstehe ich das richtig, dass sie mit beiden Immobilien planen? Möchte die Verwaltung vier Großtagespflegestellen einrichten?

Oder in der Pastorei einen weiteren Kindergarten errichten. Wie in anderen Gemeinden steigen auch bei uns die Kinderzahlen. Wir hatten dieses Jahr 41 Kinder im Krippenalter auf der Warteliste. Mit der Großtagespflegestelle hätten wir 16 Familien noch in diesem Jahr glücklich machen können. Manche haben auch fest damit gerechnet. Denen mussten wir jetzt leider sagen, dass sie sich nach anderen Betreuungsmöglichkeiten umschauen müssen. Einige Zweijährige konnten wir noch im Kindergarten unterbringen. Am 8. August werden wir dem Sozialausschuss die Kitabedarfsplanung vorstellen.

Das Gespräch führte Barbara Wenke

Zur Person

Christina Winkelmann (53)

ist seit dem 1. April 2021 hauptamtliche Bürgermeisterin der Gemeinde Lemwerder. Sie wurde für fünfeinhalb Jahre gewählt. Vor ihrer Wahl zur Rathauschefin war die parteilose Bürgermeisterin Assistentin für den Leiter des Geschäftsbereichs für Digitalisierung eines der weltweit vier größten Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens. Christina Winkelmann ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)