In einem Graben beim Wohnquartier Weserdüne der Gemeinde Lemwerder sind Hunderte von Fischen zu Tode gekommen. Das hat die Pressestelle des Landkreises Wesermarsch auf Anfrage bestätigt. Danach wurden rund 600 bis 800 verendete „ortstypische Weißfische“ von Mitarbeitern der Unteren Wasserbehörde aus einem sogenannten Vorfluter nahe der Straße „Im Wiesenkieker“ geborgen.
Bei den toten Fischen handelt es sich um fünf bis acht Zentimeter lange Weißfische, zu denen zum Beispiel Brachsen, Lauben, Rotaugen, Rotfedern und Rapfen gehören. Sie bevorzugen mäßig strömende Fließgewässer mit viel Frischwasser sowie beruhigte Flussabschnitte, Altwasser und sandig-kiesige Buchten mit natürlichen Wasserpflanzenbeständen. In Lemwerder hatten sich die kleinen Fische in einem Vorfluter getummelt, in den fließende Gewässer wie Abwasser, Regenwasser und Entwässerungswasser fließen.
Ursache: Sauerstoffmangel
Dass nun rund Hunderte von ihnen im Vorfluter starben, ist nach Angaben des Entwässerungsverbandes auf einen Mangel an Sauerstoff zurückzuführen. Die Flossentiere seien unter einer zwei Zentimeter dicken Eisschicht förmlich erstickt. Qualvoll, da sie zuvor immer wieder versucht haben dürften, einen Weg in ein freies Gewässer zu finden. Dorthin aber hätten sie nicht ausweichen können, weil das ein trocken gelegter Abschnitt im Unterlauf des Grabens nahe der Straße Wiesenkieker verhindert habe, teilt der Leiter für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Landkreis Wesermarsch, Gunnar Meister, auf Anfrage mit.
Wenn der Sauerstoff im Wasser unter dem Eis fast verbraucht ist, schwimmen Fische immer wieder und wieder an die Oberfläche, um Öffnungen in der Eisfläche zu finden und in einer „Notatmung" nach Sauerstoff zu schnappen. Im Wasser benötigen sie nach Angaben des Fachdienstes Umwelt des Landkreises Wesermarsch einen Sauerstoffgehalt von mindestens 3,5 Milligramm pro Liter. Das Gewässer beim Wohngebiet Weserdüne habe zuletzt aber nur noch 1,40 Milligramm Sauerstoff pro Liter aufgewiesen.
Keine Hinweise auf unnatürliche Todesursache
Die eigentliche Todesursache für die etwa 800 Weißfische waren also Lufttemperaturen im Minusbereich, die für eine Eisschicht auf dem Wasser des Grabens gesorgt und damit den Eintrag von Sauerstoff verhindert hatten.
Möglicherweise, so der Fachdienst Umwelt des Landkreises, hätte das Fischsterben verhindert werden können, wenn Löcher ins Eis geschlagen worden wären. Aber weil offenbar niemand den Überlebenskampf der kleinen Wassertiere erkannt hatte, starben sie. Hinweise, dass die Fische bereits tot in den Vorfluter geworfen worden seien, gebe es indes nicht, unterstreicht die Pressestelle des Landkreises.
2023 gab es bereits ein großes Fischsterben
Ein Fischsterben wesentlich größeren Ausmaßes hatte es im August 2023 in den Landkreisen Wesermarsch, Osterholz und Cuxhaven gegeben. Nach starken Niederschlägen waren großen Wassermengen von landwirtschaftlichen Flächen sowie aus Wohn- und Gewerbegebieten in die Entwässerungsgräben und von dort in Flüsse und Seen gelangt. Und mit ihnen Pflanzen- und Erntereste sowie Dünger. Deren Zersetzung verbrauchte viel Sauerstoff in den Gewässern. Die Folge: Hunte, Geeste, Rohr, Lune, Hamme und Ollen waren von einem massiven Fischsterben betroffen. Tausende Fische in den Landkreisen Cuxhaven, Wesermarsch und Osterholz trieben nach Auskunft der einzelnen Kommunen auf dem Wasser.
Um die Gewässer wieder mit Sauerstoff anzureichern und weitere Fischsterben zu verhindern, wurden in der Wesermarsch seinerzeit die Weserwehre geöffnet. Allerdings zu spät, wie der Naturschutzbund (NABU) kritisierte. Von dem Weserwasser sollten zum Beispiel auch die Flussbewohner in der Ollen profitieren. Derweil versorgte die Feuerwehr im Landkreis Osterholz die Hamme und deren Fischwelt mit Sauerstoff.