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Ortsumgehung soll helfen Immer mehr Laster durch Lemwerder

Der Schwerlastverkehr in Lemwerder nimmt zu. Derzeit nehmen fast alle Fahrzeuge die Route durch den Ortskern. Was Verkehrsplaner gezählt haben und wozu sie raten.
01.08.2022, 17:48 Uhr
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Immer mehr Laster durch Lemwerder
Von Barbara Wenke

Die Gemeinde Lemwerder plant, den Durchgangsverkehr aus ihrem Ortskern zu verbannen. Die angedacht Entlastungsstraße über das Gelände des ehemaligen Flugzeugwerks werde diesen Zweck erfüllen, meinen die Geografen des Büros Zacharias Verkehrsplanungen aus Hannover, das Anfang Oktober eine Verkehrszählung vorgenommen und die Auswirkungen aus verkehrlicher Sicht bewertet hat.

Berücksichtigt hatten sie dabei bereits den Kreisverkehrsplatz an der Stedinger Straße, der das Gewerbegebiet Edenbüttel II an die Stedinger Straße anbindet. Öffentlich vorgestellt und erläutert werden soll das Gutachten, das im Bürgerinformationssystem bereits hinterlegt ist, im September oder Oktober. Laut Planungsbüro wird die Funktion der Ernst-Pieper-Straße als verkehrswichtige Straßenverbindung gestärkt. Außerdem könnten vorhandene und geplante Gewerbebereiche zielgerichtet insbesondere von Norden und Süden angefahren werden, ohne größere Wohnquartiere zu belasten.

Zur Ermittlung der Verkehrsmengen und -ströme wurden Zählstellen eingerichtet, die bereits vor acht Jahren im Rahmen einer Verkehrserhebung gezählt wurden. Über 24 Stunden hinweg wurden Personenwagen, Motorräder, Liefer- und Schwerlastverkehr in Höhe des Hundesportvereinsheims sowohl an der Industriestraße als auch an der Ritzenbütteler Straße, am Fähranleger und in Höhe der Edenbütteler Teiche an der Stedinger Straße gezählt. Hinzu kamen Video-Knotenstromzählungen zur Hauptverkehrszeit zwischen 5 und 20 Uhr an 13 Kreuzungen und Einmündungen.

Verkehrsentwicklung seit 2013

Um die Entwicklungen zu bewerten, wurden die Verkehrsströme der Jahre 2013 und 2021 miteinander verglichen. Die Diplom-Geografen Lothar Zacharias und Maik Dettmar stellen fest, "dass heute etwa sieben Prozent mehr Kraftfahrzeuge und 34,5 Prozent mehr Schwerverkehr nach Lemwerder ein und ausfahren als 2013." Die größten Zuwächse ergeben sich an den Einfahrten über die Industriestraße und die Ritzenbütteler Straße im Nordosten. "Die meisten Kfz sind dabei voraussichtlich Neuverkehre", mutmaßen die Verkehrszähler. Die Weserfähre nähmen hingegen rund 700 Kraftfahrzeuge weniger. Auch die Ernst-Pieper-Straße sei geringer belastet. Auf der Stedinger Straße  und der Deichshauser Straße ist der Verkehr laut Zähler annähernd unverändert.

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Für die nächsten rund 13 Jahre gehen die Planer von einer weiteren Steigerung der allgemeinen Verkehrsmengen um pauschal fünf Prozent aus. Entscheidende Auswirkungen hätten regionale und lokale Effekte – zusätzliche Wohn- oder Gewerbeansiedlung ebenso wie Wohnhausabrisse oder Betriebsstilllegungen.

Aufgrund allgemeiner Erfahrungswerte nehmen die Verkehrsplaner an, dass das Gewerbegebiet Deichshausen 800, das Gewerbegebiet Edenbüttel II 1300 und das Gewerbegebiet Altenesch 280 zusätzliche Fahrten pro Tag verursachen wird. Für das Gewerbegebiet Alter Flughafen könnten 5000 tägliche Fahrten hinzukommen, wenn Teilflächen für Betriebserweiterungen vorhandener Unternehmen genutzt werden oder sich Unternehmen mit hohem Flächenbedarf ohne zugleich hohem Verkehrsaufkommen ansiedeln. Aber auch 10.000 bis 15.000 Fahrten bei verkehrsintensiverer Nutzung.

Geprüft wurde insbesondere die Leistungsfähigkeit dreier Knotenpunkte. Berechnet wurde die Leistungsfähigkeit für vorfahrts- und lichtsignalgeregelte Knoten sowie für Kreisverkehrsplätze. Die Diplom-Geografen kommen zu der Erkenntnis, dass die Industriestraße in ihrem östlichen Abschnitt verlegt werden sollte. Und zwar so, dass sich an der Verknüpfung mit den Straßen An der Fähre, Am Schaart und Flughafenstraße ein vierarmiger Knotenpunkt ergibt. Aufgrund der Verkehrsmengen sei es zwar sinnvoller, den Straßenzug Industriestraße/Flughafenstraße zu bevorrechtigen. Allerdings sollte die Zu- und Abfahrt zur Fähre möglichst ungehindert möglich sein, um einen Rückstau bis in den Fähranleger auszuschließen. Sinnvoll sei zudem, in jedem Knotenarm einen Linksabbiegestreifen anzulegen. So wäre eine spätere Signalisierung ohne zusätzliche Umbauten möglich. Ein Kreisverkehrsplatz wäre aufgrund der beengten Platzverhältnisse nicht umsetzbar.

An der Kreuzung Ernst-Pieper-Straße/Tecklenburger Straße sollte der Verkehr auf der Entlastungsstraße bevorrechtigt werden, da die Vorfahrtsrichtung den Verkehrsströmen entspreche. Der Knotenpunkt könne baulich unverändert bleiben.

Verkehrsqualität im Grenzbereich

Für Linksabbieger von der Werner-von-Siemens-Straße in die Hauptstraße ergebe sich eine Verkehrsqualität im Grenzbereich, so die Planer. Dennoch könne der Knotenpunkt zunächst baulich unverändert bleiben. Die Prognosen seien aufgrund der noch nicht feststehenden Nutzungen auf den freien Gewerbeflächen nicht exakt genug. Ohne Gewerbegebiet Alter Flughafen sei die Leistungsfähigkeit ausreichend.

Modellrechnungen zur Weiterführung der B 212 von Harmenhausen bis zur A 281 zeigten, dass die Landesstraße 875 deutlich entlastet werde. Durch die Anschlussstellen ergäben sich kleinere Änderungen der Verkehrsmengen auf der Industriestraße und der Stedinger Straße). Wesentliche Änderungen der Verkehrsströme, die die Wirkungen der Entlastungsstraße im Lemwerder maßgeblich beeinflussen, seien aber nicht zu erwarten, so die Zacharias und Dettmar.

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