Mit einer Trecker-Blockade haben mehrere hundert Landwirte aus dem Landkreis Oldenburg, aber auch aus Cloppenburg, Diepholz und der Wesermarsch vor dem Netto-Logistikzentrum in der Gemeinde Ganderkesee gegen die Dumpingpreise der Discounter für landwirtschaftliche Produkte protestiert. Während die Polizei offiziell nur 95 Traktoren und rund 250 Demonstrationsteilnehmer zählte, sprach Johanna Böse-Hartje, Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM), von mehr als 200 Traktoren.
Die Bauern hatten sich am Donnerstag im Laufe des Nachmittags über WhatsApp spontan selbst organisiert. Böse-Hartje beobachtete, dass vor allem viele junge Landwirte gekommen waren, und die Protestkundgebung keineswegs nur aus Milchviehhaltern bestand. „Ganz egal, ob Milch- oder Schweinebauern: Im Augenblick stehen alle mit dem Rücken an der Wand“, sagte die Landesvorsitzende. So würden die Milchproduzenten zurzeit nur etwa 25 Cent pro Liter erhalten. Rund zehn Cent mehr müssten es mindestens sein, um auskömmlich zu sein. Die Auswirkungen seien an vielen Ecken zu spüren: So könnten viele Landwirte ihre Rechnungen bei den Lohnunternehmern oder den Tierärzten nicht mehr bezahlen. Und eine Erholung der Milchpreise sei nicht in Sicht.
Landwirt Cord Schütte kritisierte allerdings, dass die Probleme der Milchwirtschaft zu sehr im Zentrum der Veranstaltung gestanden hätten. Die gegenwärtige Situation sei vor allem aufgrund des Embargos gegen Russland entstanden, und auch China kaufe aufgrund der dortigen Wirtschaftsprobleme deutlich weniger Milch als zuvor. Schütte: „Die Discounter nutzen die Lage gnadenlos aus. Auf der einen Seite fordern sie immer höhere Standards beim Tierwohl, und dann zwingen sie uns in so einen Preiskampf.“
„Aus Sicht der Polizei verlief die Demo ohne Zwischenfälle“, erklärte Polizeisprecherin Maike Meisterling. Sowohl die Teilnehmer als auch die Firmenleitung hätten sich kooperativ gezeigt. Der öffentliche Verkehr sei nicht behindert worden.