190 Kilometer neue Gleise, 310 neue Weichen, sieben neue Brücken: Die Deutsche Bahn investiert in diesem Jahr rund 1,1 Milliarden Euro in die Modernisierung ihres Streckennetzes in Bremen und Niedersachsen. Reisende müssen sich allerdings auf Umleitungen, Verspätungen und auch Zugausfälle einstellen. Betroffen sind vor allem die beiden wichtigen Hauptstrecken Bremen-Hannover und Hamburg-Hannover. Fahrplanänderungen sind aber auch zwischen Bremen und Bremerhaven sowie zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven zu erwarten. Bereits seit Mitte Februar finden umfangreiche Bauarbeiten zwischen Kirchweyhe und Ostercappeln auf der Verbindung Bremen-Osnabrück statt. Sie sollen noch bis Mitte April laufen.
Abgelöst werden diese dann von dem Großprojekt zwischen Bremen und Hannover. Vom 24. April bis zum 13. Juni modernisiert die Bahn AG Gleise sowie die Leit- und Sicherungstechnik auf dem Abschnitt bis Wunstorf. Zeitweise Sperrungen sind die Folge. In Bremen entfallen wochentags auf der München-Verbindung jeweils vier ICE-Abfahrten und ICE-Ankünfte. Das macht ein Umsteigen in der niedersächsischen Landeshauptstadt erforderlich. Alle weiteren Fernverkehrsfahrten, auch die der zweistündlichen IC-Linie Norddeich-Bremen-Hannover-Leipzig, verkehren trotz der Bauarbeiten weiterhin uneingeschränkt.
ICE-Ausfälle im Sommer
ICE-Ausfälle zwischen Bremen und Hannover sind im Sommer dann auch die indirekte Konsequenz aus den Bauarbeiten auf der wichtigen Nord-Süd-Trasse zwischen Hamburg und Hannover. Vom 11. Juni bis zum 23. September saniert der Staatskonzern zwischen Harburg und Celle zahlreiche Schienen, Weichen, Brücken und Bahnsteige. Neben Umleitungen über Rotenburg entfällt die in Hannover übliche zweistündige Trennung der ICE-Züge aus und nach München in einen Hamburg- und einen Bremen-Teil. Es gibt aber Ersatz: Die zweistündlichen ICEs aus Karlsruhe, die eigentlich nach Stralsund fahren, werden von Hannover nach Bremen geleitet. So bleibt eine Direktverbindung etwa von Kassel oder Göttingen in den Stadtstaat möglich.
Auf der Strecke von Bremen nach Bremerhaven sorgen die Erneuerung der Cherbourger Brücke in der Seestadt sowie Arbeiten an Weichen und Gleisen bis Oktober für Einschränkungen. Zeitweise Streckensperrungen sind ganzjährig wegen des Baus von Lärmschutzanlagen in Bremen zwischen Hauptbahnhof und der Vahr sowie wegen der Modernisierung des Neustädter Bahnhofs möglich.
Neubau der Friesenbrücke
Zu den Projekten gehört auch der Neubau der Friesenbrücke über die Ems für die „Wunderline“ zwischen Bremen über Oldenburg ins niederländische Groningen. Auch die Elektrifizierung und die zweigleisige Umfahrung von Sande auf der Strecke von Oldenburg zum Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven gehen 2022 ganzjährig weiter. Diese Vorhaben sind ebenfalls mit zeitweiligen Streckensperrungen und Fahrplanänderungen verbunden.
Das Verkehrsunternehmen bat seine Kunden um Verständnis. „Zum einen schaffen wir mehr Platz auf der Schiene“, erklärte die Bahn AG. Zum anderen treibe man die Digitalisierung voran. Beides sei Voraussetzung für mehr und schnellere Verbindungen und den Deutschlandtakt. „Eine starke Infrastruktur ist die Grundlage für ein attraktives Angebot für alle Bahnreisenden. Jeder Euro in die Schiene ist deswegen auch ein Euro in den Klimaschutz.“ Für mehr Tempo soll auch eine neue Job-Initiative sorgen. Die Bahn will nach eigenen Angaben im laufenden Jahr 440 zusätzliche Ingenieure und Fachkräfte für Ausbau und Instandhaltung allein in Niedersachsen und Bremen neu einstellen.