Niedersachsen steht faktisch vor einem flächendeckenden 2 G-Modell. Zutritt zu Gaststätten, Hotels, Veranstaltungen, Kulturbetrieben und Friseursalons bekommen danach nur noch Geimpfte und Genesene. Ein negatives Testergebnis berechtigt dann nicht mehr zum Besuch. Da sieht die neue Corona-Verordnung vor, deren Entwurf dem WESER-KURIER vorliegt. Die Novelle, die Anfang der nächsten Woche in Kraft treten soll, lässt die drei Warnstufen deutlich früher eintreten.
Die Hospitalisierung, also die Zahl der Neueinweisungen in Krankenhäuser, soll dann nicht mehr allein der ausschlaggebende Faktor sein. Das Überschreiten der beiden anderen Grenzwerte, nämlich bei den Neuinfektionen und der Belegung von Intensivbetten, reicht künftig auch schon für die Verschärfung von Maßnahmen aus. Bislang hat Niedersachsen immer unter der Hospitalisierungsrate von sechs Klinikeinweisungen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen gelegen; eine Warnstufe war damit ausgeschlossen. Bei der Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen lag Niedersachsen mit 132,7 am Dienstag dagegen bereits in der Warnstufe 2, bei der Intensivbetten-Quote mit 6,1 Prozent in Warnstufe 1. Damit kämen massive Zutrittsverbote für Ungeimpfte zumindest in geschlossenen Räumen zum Tragen. Nur unter freiem Himmel reicht noch ein negativer Test.
Voraussetzung für diese Verschärfung ist, dass der Bundestag am Donnerstag den Vorzug der Hospitalisierungsrate im Bundesinfektionsschutzgesetz streicht. Für diesen Schritt gebe es aber eindeutige Hinweise aus dem Kreis der künftigen Ampelkoalitionäre, erklärte Niedersachsens Regierungssprecherin Anke Pörksen (SPD) am Dienstag.
Sonderaktion zur Beschleunigung der Impfung
Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) kündigte in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KVN) eine Sonderaktion zur Beschleunigung von Impfungen an. Mindestens 180 Praxen landesweit sollen ab Ende November in acht zusätzlichen Sprechstunden jeweils mindestens zehn Personen impfen – und zwar auch praxisfremde Patienten. Dafür bekommen die Ärzte dann neben dem normalen Honorar eine „Strukturförderung“ von 130 Euro pro Stunde. So wolle man nicht nur Impfmuffel besser erreichen, sondern auch den wachsenden Bedarf an Auffrischungsimpfungen abdecken. Über 70-Jährige bekommen zudem Post von ihren Krankenkassen. Ministerin und KVN stellten klar, dass schon jetzt alle, deren vollständige Impfung sechs Monate zurückliege, eine Booster-Impfung erhalten könnten. Vorrang hätten derzeit jedoch noch die Senioren.