Ganz schön selbstbewusst, die Menschen in Hahn-Lehmden. Sie haben zwar seit Jahresbeginn keinen Hausarzt mehr im Dorf, aber sie leben trotzdem gerne dort. Die Vorzüge von einem Leben auf dem Land haben sie der Welt jetzt in Form eines Video-Clips nahegebracht. Die Menschen in Hahn-Lehmden sind nämlich auch zupackend. Mit Hilfe dieses Films suchen sie nun einfach selbst nach einem neuen Hausarzt.
Das Engagement der Dorfbewohner ist aller Ehren wert und ein tolles Zeichen von Bürgersinn. Aber es ist gleichzeitig auch eine Ohrfeige für die Landespolitik, die es nicht schafft, Lösungen für dieses Problem zu finden. SPD und CDU blockieren sich in der Frage, ob eine Landarztquote bei Medizinstudenten Sinn macht. Die SPD will, die CDU nicht. Das Thema ist erst einmal vertagt. Und das ist keine gute Idee.
Denn das Fehlen von Landärzten in Niedersachsen ist nur ein Symptom einer viel größeren Herausforderung. Das Leben auf dem Land ist schön, ja, aber wie lange noch, wenn Supermärkte schließen, Busse nur selten oder gar nicht fahren und schnelles Internet immer noch nicht flächendeckende Wirklichkeit ist.
Work-Life-Balance für Ärzte ein Thema
Dabei gibt es sie ja immer noch, die Menschen, die dem Lärm und der Aufgeregtheit des Großstadtlebens den Rücken kehren und ins Grüne ziehen. Die sogenannte Work-Life-Balance ist für die neue Ärztegeneration ein Thema. Aber was nutzen einem jungen Mediziner Anreize wie ein intaktes Gemeindeleben und viel Natur, wenn der Landstrich, in dem er sich niederlassen will, ansonsten strukturell abgehängt wird. Chancengleichheit zwischen Stadt und Land sieht anders aus.
Auch daran, ob es gelingt, die ärztliche Versorgung in den Dörfern sicherzustellen, wird sich entscheiden, ob die Städte in Zukunft immer größer werden und das Land immer leerer. Dafür können allein die Menschen vor Ort nicht sorgen und seien sie auch noch so kreativ wie in Hahn-Lehmden. Hier ist die Politik gefordert, und die Einführung einer Landarztquote wäre da zumindest schon mal ein Anfang.