Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Die Not im Gazastreifen Wo bleiben die arabischen Brüder?

Die Notlage im Gazastreifen wird von arabischen Staaten ignoriert. Die Hoffnung auf Hilfe aus dem Westen ist verloren, während die Bewohner ums Überleben kämpfen, meint Birgit Svensson.
02.06.2025, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Wo bleiben die arabischen Brüder?
Von Birgit Svensson

Die Bilder aus dem Gazastreifen sind nicht auszuhalten. Da können Kinder vor Hunger nicht schlafen, weinen um Essen. Abgemagerte, viel zu kleine Babys liegen in den wenigen Krankenhäusern, die noch intakt sind, und kriegen dort auch nur das Nötigste, um sie gerade noch am Leben zu halten. Nach wochenlangen Blockaden kommen jetzt tröpfchenweise Lebensmittel und Medikamente in den dicht besiedelten Landstrich am Mittelmeer. Die neue israelisch-amerikanische Hilfsorganisation Gaza Humanitarian Foundation (GHF) ist unerfahren und kriegt die Verteilung kaum auf die Reihe.

Die UN-Organisation UNRWA, die dies seit über 40 Jahren organisiert hatte, wurde von Israel aufgelöst und aus dem Gazastreifen verbannt – und die USA taten nichts, um dies zu verhindern. GHF aber ist der Aufgabe nicht gewachsen. In ihrer Not plündern die Menschen, was sie bekommen können, stürmen die Lebensmitteldepots. Es herrscht Chaos.

Anzumerken ist auch, dass die Hilfslieferungen nur im Süden ankommen und verteilt werden. Der Norden geht leer aus. Das hat System.

Die israelische Regierung verfolgt ihren Plan, die Palästinenser loszuwerden und sie zum Verlassen des Gazastreifens zu drängen. Dies dürfte auch im Sinne des US-Präsidenten sein, denn Donald Trump will dort eine Riviera des Nahen Ostens errichten. Dabei stören die Palästinenser.

„Wo sind unsere arabischen Brüder?“, schreit eine verzweifelte Frau in die Kamera des katarischen Nachrichtensenders Al Jazeera. Die Hoffnung auf Hilfe aus dem Westen haben die Bewohner in Gaza inzwischen aufgegeben. Wochenlang schwieg Washington zu dem, was in Gaza geschah. Bis jetzt, buchstäblich in letzter Minute vor dem Hungertod und den schrecklichen Bildern, die dem Image Trumps als Friedensengel nicht gefallen.

Längst hat sich Deutschland mitschuldig gemacht an ihrem Leid.

Auch die Aussagen des neuen deutschen Kanzlers, Friedrich Merz, dass das, was die israelische Armee derzeit in Gaza tue, nicht mehr mit einem Kampf gegen den Terrorismus der Hamas begründet werden könne, kann die gequälten Menschen nicht beeindrucken. Längst hat sich Deutschland mitschuldig gemacht an ihrem Leid. Nach den USA ist die Bundesrepublik der wichtigste militärische Verbündete Israels. Berlin sieht Waffenlieferungen als Teil der „Staatsräson“. Das renommierte schwedische Friedensforschungsinstitut Sipri hat festgestellt, dass die USA etwa 69 Prozent der wichtigsten Waffen und militärischen Ausrüstung nach Israel liefern, Deutschland etwa 30 Prozent. Großbritanniens und Frankreichs Anteile sind daher im Gesamtkontext marginal.

Bleiben also noch die „arabischen Bruderstaaten“ als letzte Hoffnung der Palästinenser. Doch auch hier herrscht mehrheitlich Schweigen. Katar ist seiner unendlichen, energiezehrenden Vermittlungsversuche müde geworden, weil abwechselnd die israelische Delegation oder die Hamas die Verhandlungen verlassen. Libanon und Syrien liegen in Trümmern, der Jemen wird gerade bombardiert. Nur Ägypten und Jordanien, die direkten Nachbarn, mahnen und rufen nach einer Lösung für Palästina, weil sie befürchten, die Palästinenser aufnehmen zu müssen, wenn Israel sie vertreibt.

Saudi-Arabien dagegen ist beschämend passiv. Aus Riad verlautete in letzter Zeit lediglich, man werde dem von den USA initiierten Abraham-Abkommen, dessen Umsetzung eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel bedeuten würde, nicht beitreten, solange es keine Zwei-Staaten-Lösung für die Palästinenser gebe.

Unterdessen hat das israelische Kabinett gerade wieder 22 jüdische Siedlungen im Westjordanland genehmigt. Man fragt sich, ob Saudi-Arabien derzeit einen Realitätsverlust erleidet. Dabei hätte gerade Riad den wirksamsten Hebel gegenüber den USA, um diesen fürchterlichen Krieg zu beenden. Donald Trumps Bewunderung für Kronprinz Mohammed bin Salman ist offenkundig, seine Anbiederung an ihn geradezu geschmacklos. Es wäre für den Prinzen deshalb ein Leichtes, die beabsichtigten Milliardeninvestitionen seines Landes in den USA an eine Lösung des Gazakrieges zu koppeln. Stattdessen schlagen die USA zum x-ten Mal eine Waffenruhe mit Geiselaustausch vor.

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)