Das Foto mit dem kleinen Robert, der im Oval Office mit Onkel John F. Kennedy spielt, ist so verblichen wie der Ruf „R.F.K Juniors“ als seriöser Umweltanwalt. Jenseits seiner eingeschworenen Fangemeinde, die dem Spross des berühmten Clans an den Lippen hängt, hat sich der zum Trumpismus bekehrte Ex-Demokrat mit seinen abwegigen Ideen den Ruf eines Schwurblers erworben. Nun soll er US-Gesundheitsminister werden.
Robert Kennedy profilierte sich während der Pandemie als Querdenker. Er half dabei, das Märchen zu verbreiten, Bill Gates nutze die Pandemie, um den Menschen per Impfung Mikrochips zur Überwachung zu injizieren. Längst widerlegt ist auch seine Behauptung, dass Masernimpfungen bei Kindern Autismus verursachen. Bizarr sind seine Aussagen über WLAN, das krebserregend sei, oder 5G-Mobilfunknetze, die angeblich Viren verbreiten.
Missachtung der Wissenschaft
Entgegen aller wissenschaftlicher Erkenntnisse empfiehlt Kennedy das Entwurmungsmittel Ivermectin und das Malariamedikament Hydroxychloroquin als Allzweckwaffen gegen Infektionen. Er wirbt für Rohmilch, psychedelische Drogen und den Zusatz von Peptiden in Nahrungsmitteln. Dagegen will er Fluorid im Trinkwasser verbieten, weil es angeblich die Intelligenz von Kindern beeinträchtigt.
Dieser Mann soll nach dem Willen Donald Trumps künftig über das amerikanische Gesundheitswesen mit seinem Haushalt von zwei Billionen Dollar wachen. Kennedy wäre zuständig für die staatlichen Krankenversicherungsprogramme für Rentner und Arme sowie Obamacare. Der 70-Jährige hätte zudem die Kontrolle über die Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA, die Forschergemeinde am National Institute of Health und die Gesundheitsbehörde CDC.
Trump lobte Kennedy auf seinem Netzwerk als Kopf der „Make America Healthy Again“-Bewegung. Kennedy dürfe gegen die Institutionen des Gesundheitswesens „nach Herzenslust wüten“. Nicht weniger als das hat der Rebell mit der raspelnden Stimme vor. „Der Krieg der FDA gegen die öffentliche Gesundheit wird bald enden“, droht Kennedy und kündigt auch drastische Einschnitte beim CDC an. „Bewahrt eure Unterlagen auf und packt eure Koffer.“
Die Direktorin der nationalen Gesundheitsbehörde, Mandy Cohen, warnte vor der Bestätigung des großen Geschichtenerzählers im Senat. Sie wolle nicht in eine Zeit zurück, in der Kinder und Erwachsene leiden oder sterben müssten, „um uns daran zu erinnern, dass Impfungen wirken.“ In weiteren Reaktionen aus dem US-Senat zeichnete sich ab, dass die Bestätigung des kontroversen Kandidaten eher schwierig werden dürfte.
Zumal bei den Anhörungen dort auch andere bizarre Episoden eine Rolle spielen werden. Etwa wie Kennedy einmal einem Walkadaver den Kopf abtrennte und ihn auf dem Dach des Familienautos nach Hause transportierte. Im Sommer gestand Kennedy, dass er 2014 einen toten Bären samt Fahrrad im New Yorker Central Park platzierte. Kürzlich behauptete er, ein Wurm habe „Teile seines Gehirns gefressen und sei dann gestorben“.
Eine große Verbraucherorganisation kündigte an, gegen eine Bestätigung Kennedys im Senat zu mobilisieren. „Er sollte nicht einmal das Gebäude des Gesundheitsministeriums betreten dürfen“, warnt Public Citizen, „geschweige denn die Behörde leiten.“