Statt Hundeschlittenrennen und kulturelle Begegnungen mit den Ureinwohnern Grönlands steht für die unerwünschten Besucher jetzt nur eine Truppenvisite auf dem Programm. Die als Charme-Offensive der „Second Lady“ Usha Vance annoncierte Reise in die Hauptstadt der Eisinsel endete damit, bevor sie beginnen konnte. Denn auf der tausend Kilometer weit nördlich gelegenen US-Militärbasis treffen sie und Vizepräsident J.D. vor allem Landsleute.
Die vormals als „Thule Air Base“ bekannte Militärinstallation „Pituffik Space Base“ wird von den USA seit Ende des Zweiten Weltkriegs mit Einwilligung Dänemarks betrieben. Dort sind etwa 500 US-Soldaten stationiert. Sie beherbergt Frühwarn- und Abwehrsysteme gegen Raketenangriffe und dient der Überwachung von Satelliten. Gemäß dem Verteidigungsabkommen mit Dänemark haben die USA das Recht, diese Basis jederzeit zu besuchen – auch ohne Einladung der lokalen Behörden.
Die US-Regierung tat ihr Bestes, die abrupte Umplanung mit einer kraftmeiernden Ankündigung des Vizepräsidenten zu kaschieren. Angesichts der Aufregung um Ushas Grönland-Besuch habe er entschieden, „dass sie den ganzen Spaß nicht für sich allein haben soll.“ Deshalb fliege er mit, verkündete er am Dienstag auf „X“.
In seinem Video ließ Vance durchblicken, dass die USA nicht von ihrem Anspruch auf Grönland ablassen werden. Es gehe um geostrategische Interessen. Mehrere Länder wollten das Territorium und die Küstengewässer von Grönland benutzen, um die Insel und den Nachbarn Kanada zu bedrohen. „Ich spreche für Präsident Trump, wenn ich sage, dass wir die Sicherheit des grönländischen Volkes wiederherstellen wollen.“
Die rhetorische Eskalation auf "X" entspricht dem Stil Vance, der auf Kritik verlässlich mit zusätzlichen Provokationen reagiert. In diesem Fall, um davon abzulenken, dass der Grönland-Besuch während der Koalitionsverhandlungen für eine neue Regierung wohl keine gute Idee war.
„Die Änderung im Reiseplan ist sehr bedeutsam“, meint Heather Conley, die unter George W. Bush im Außenministerium für nordische Angelegenheiten zuständig war. Sie wies gegenüber der Washington Post darauf hin, dass die Delegation US-Personal besuche und nicht offizielle Regierungsvertreter.
Die ursprünglichen Pläne hatten scharfe Proteste in Grönland und Dänemark ausgelöst. Der amtierende grönländische Ministerpräsident Mute Egede nannte sie in einem Interview „hochgradig aggressiv“ und hinterfragte den Zweck der Reise. „Wir sind jetzt auf einem Niveau, wo dies in keiner Weise als harmloser Besuch der Frau eines Politikers bezeichnet werden kann.“ Es gehe den USA um „eine Machtdemonstration“.
Dänemarks Regierungschefin Mette Frederiksen sprach ihrerseits von „inakzeptablem Druck“, dem die Betroffenen widerstehen würden. „Man kann keinen Privatbesuch mit offiziellen Vertretern eines anderen Landes machen.“ Spätestens am Dienstag war damit klar, dass die „Second Lady“, die mit dem Nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz und Energieminister Chris Wright reisen wollte, unerwünschte Gäste waren.
In der Hauptstadt Nuuk hätte Usha Vance mit einer frostigen Atmosphäre rechnen müssen. Ursprünglich wollte sie gemeinsam mit einem ihrer Söhne historische Stätten besichtigen und dem berühmten Hundeschlittenrennen in Sisimiut beiwohnen. Die Organisatoren erklärten, das Rennen sei zwar öffentlich zugänglich, sie hätten die Amerikaner jedoch nicht eingeladen. Vance dürfe sich gerne mit einem ihrer Söhne unter das Publikum mischen, aber mit einem offiziellen Empfang sei nicht zu rechnen.
Der wenig kontroverse Truppenbesuch der Vances auf einer US-Militärbasis fernab der Inselbewohner sieht nach Ansicht von Analysten damit wie ein Rückzug aus, den die Trump-Regierung als Vorwärtsstrategie zu verkaufen versucht.