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Nach Aus der Regierung Wer könnte in Frankreich auf Premier Bayrou folgen?

Nach der verlorenen Vertrauensfrage will Frankreichs Präsident Macron zügig einen Nachfolger für François Bayrou ernennen, mit dem es gelingen soll, mehr Stabilität aufzubauen. Wer könnte es werden?
09.09.2025, 19:34 Uhr
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Von Birgit Holzer

Sébastien Lecornu: Von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist bekannt, dass er sich gerne mit loyalen Vertrauten umgibt – in dieser Hinsicht wäre der 39-Jährige die beste Wahl. Schon mehrmals gehörte er zu den Favoriten für das Amt. Der diskret auftretende Lecornu befindet sich seit Jahren an der Seite des Präsidenten und war schon Mitglied in seinem ersten Kabinett 2017, zunächst als Staatssekretär für die Energiewende. Seit 2022 ist er Verteidigungsminister und arbeitete zuletzt eng mit seinem deutschen Amtskollegen Boris Pistorius zusammen. Gegen Lecornu spricht, dass er einst den Republikanern angehörte, während viele für eine minimale Stabilität der nächsten Regierung eine inhaltliche und personelle Öffnung hin zu den Sozialisten als notwendig ansehen. Allerdings pflegt der diplomatische Politiker gute Beziehungen in die Reihen der Linken. Es heißt, er habe das ganze Wochenende schon um Unterstützer geworben.


Gérald Darmanin: Der 42-Jährige wird oft mit dem früheren Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy verglichen. Er ist ähnlich ambitioniert und neigt zu pointierten Aussagen. Sarkozy nutzte das Amt des Innenministers als politisches Sprungbrett, auch Darmanin befand sich bereits auf diesem Schlüsselposten. Derzeit ist er Justizminister, dabei hatte er selbst bereits Probleme mit der Justiz: Eine Frau warf ihm Vergewaltigung vor, eine andere beschuldigte ihn, er habe ihre schwache Position ausgenutzt, um sexuelle Gefälligkeiten zu bekommen. Darmanin wurde jeweils entlastet, ohne dass es zur Anklage kam. Auch er gehörte den Konservativen an, bevor er sich Macrons Bewegung anschloss. Vertreter des linken Spektrums lehnen ihn ab, gilt er doch als Hardliner, der sogar der Rechtsextremen Marine Le Pen einmal vorwarf, sie sei etwas „lax“ in Fragen des Islamismus. Das tat er später als „Anfängerfehler“ ab.

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Catherine Vautrin: Die 65 Jahre alte Republikanerin sollte bereits 2022 Regierungschefin werden. Damals stand Macron unter Druck, nach zwei Männern eine Frau zu nominieren. Doch aufgrund von Vautrins früherem Eintreten gegen die Homo-Ehe entschied sich der Präsident schließlich für Élisabeth Borne. Doch der Kontakt zu der langjährigen Vizepräsidentin der Nationalversammlung und Präsidentin des Gemeindeverbands Reims Métropole riss nicht ab. Seit Anfang 2024 gehört Vautrin den wechselnden französischen Kabinetten an und ist aktuell Ministerin für Arbeit, Gesundheit und Solidarität. In der Öffentlichkeit ist sie trotz ihrer langen politischen Erfahrung wenig bekannt.


Xavier Bertrand: Der ehrgeizige Republikaner hat es sich mit anderen machtbewussten Schwergewichten seiner Partei verdorben, verfügt aber als Präsident des Regionalrats von Hauts-de-France im Norden des Landes über regionalen Einfluss. Als eines der Hauptargumente gegen ihn als Regierungschef galt bislang die Feindschaft zur Rechtsnationalistin Marine Le Pen, deren Hochburg Hénin-Beaumont in seiner Region liegt. Nun aber hat die Oppositionsführerin angekündigt, sowieso jeden Premierminister Macrons, der nicht aus ihren eigenen Reihen kommt, stürzen zu wollen. Der 60-jährige Sozialpolitiker könnte als Brückenbauer zwischen seiner Partei und den Sozialisten dienen. Allerdings hat er ein schwieriges Verhältnis mit Macron, den er scharf kritisierte, unter anderem für dessen „Überlegenheitskomplex“.


Éric Lombard: Der 67-Jährige hat sich für sein geräuschloses Ausüben eines der schwierigsten Ämter im Kabinett, nämlich als Minister für Wirtschaft und Finanzen, Respekt erarbeitet. In der Bevölkerung blieb er trotzdem relativ unbekannt. Als ehemaliger Berater des früheren sozialistischen Wirtschafts- und Finanzministers Michel Sapin gilt Lombard als einer der wenigen Vertreter der sozialdemokratisch geprägten Linken, der kompatibel mit den Bürgerlich-Rechten wäre. Der Absolvent der Wirtschafts-Elitehochschule HEC war Generaldirektor des Versicherungsunternehmens Generali France und der französischen Depositenkasse. Das spricht für seine Kompetenz, allerdings hat er den Budgetentwurf des gestürzten Premierministers François Bayrou ausgearbeitet. Ein Signal für Neuanfang sähe anders aus.

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Yaël Braun-Pivet: Der Name der Präsidentin der Nationalversammlung fällt immer öfter als mögliche Premierministerin. Die 54-Jährige selbst sagte am Dienstagmorgen, sie sei „nicht Kandidatin, aber stehe bereit“. Die fünffache Mutter und ausgebildete Anwältin ist eine Quereinsteigerin in die Politik. Jahrelang folgte sie ihrem Mann, einem Manager beim Kosmetikunternehmen L’Oréal, ins Ausland, gründete bei ihrer Rückkehr nach Frankreich ein Start-up-Unternehmen und engagierte sich ehrenamtlich bei den Restos du coeur, dem französischen Pendant der Tafel in Deutschland. Die einstige Anhängerin der sozialistischen Partei schloss sich früh Macrons erster Bewegung „En Marche“ an, wurde Abgeordnete, später kurzzeitig Ministerin für die Überseegebiete, bis sie gegen Macrons ausdrücklichen Willen für den Vorsitz der Nationalversammlung kandidierte. Durchsetzungskraft hat sie damit bewiesen.

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