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Corona und Grippe Praxen und Kliniken sind bereit für Infektionswellen

Kliniken und Arztpraxen bereiten sich auf Grippe- und Corona-Infektionswellen in den kommenden Monaten vor: Wie gut sie gerüstet sind und was es mit täglichen Infektionssprechstunden auf sich hat.
29.09.2020, 08:45 Uhr
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Praxen und Kliniken sind bereit für Infektionswellen
Von Sabine Doll

Die Erkältungszeit beginnt, die Grippesaison steht bevor, bundesweit steigt die Zahl der Corona-Neuinfektionen: Kliniken und Arztpraxen bereiten sich auf mehrere Infektionswellen vor, die das Gesundheitssystem in Herbst und Winter vor besondere Herausforderungen stellen. Es geht darum, Atemwegsinfekte, Influenza und Corona-Infektionen frühzeitig zu erkennen, Patienten bei der Diagnose voneinander zu trennen und ausreichend Behandlungskapazitäten vorzuhalten.

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Haus- und Kinderarztpraxen in Bremen werden deshalb von nächster Woche an täglich wenigstens eine Stunde für Infekt- beziehungsweise Fieberpatienten reservieren. Durch die zeitliche und möglicherweise auch räumliche Trennung soll eine Krankheitsübertragung auf Patienten ausgeschlossen werden, die die Praxen aus anderen Gründen aufsuchen. Das teilt die Kassenärztliche Vereinigung Bremen (KVHB) dem WESER-KURIER mit. „Wir stehen derzeit an der Schwelle zu einer Infektionswelle“, betont KVHB-Sprecher Christoph Fox. In Bremen sind damit eigenständige Fieberambulanzen vom Tisch, die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angeregt hatte.

Grippeimpfung empfohlen

„Durch die Infektionssprechstunden in den eigenen vier Wänden können sich Praxen um ihre bekannten Patienten kümmern und diese bleiben bei ihrem Arzt“, sagt der KVHB-Vorsitzende Jörg Hermann. Patienten mit Krankheitssymptomen sollen sich zunächst immer telefonisch in der Praxis melden. Risikopatienten wie über 60-Jährigen und chronisch Kranken wird dringend eine Grippeimpfung empfohlen. Um Ansteckungen mit Corona und Influenza zu verhindern, fordert Hermann, dass wie zu Beginn der Corona-Krise eine Arbeitsunfähigkeit auch telefonisch festgestellt werden kann. Dies kann aber nur auf Bundesebene entschieden werden.

Die Kliniken in Bremen und Niedersachsen sehen sich für einen Anstieg von Covid-19- sowie Influenza-Patienten, die stationär behandelt werden müssen, gut gerüstet: „Die seit Pandemie-Beginn aufgebauten Strukturen sind nach wie vor vorhanden und können jederzeit weiter hochgefahren werden. Wir befinden uns mitten in der Pandemie, auch wenn die Zahl der Corona-Patienten auf den regulären und den Intensivstationen aktuell vergleichsweise überschaubar ist“, sagt Karen Matiszick, Sprecherin von Bremens größtem Klinikverbund Gesundheit Nord (Geno).

Die Geno hatte in der Pandemie zusätzlich 80 Intensivbetten geschaffen, zuvor waren es 160 in allen vier Häusern. Auch extra eingerichtete und aktuell nicht genutzte Isolationsbereiche wie im ehemaligen Chirurgie-Hochhaus am Klinikum Mitte könnten umgehend aktiviert werden. Matiszick: „Darüber hinaus wurden Mitarbeiter in großem Umfang für den Einsatz im Intensivbereich und an Beatmungsgeräten geschult.“ Die Beschäftigten in den Kliniken würden zudem zur Grippeimpfung aufgerufen.

Auch im Bremer Rotes Kreuz Krankenhaus sind die Strukturen wie eine zusätzliche Zentrale Notaufnahme für Corona-(Verdachts-)Fälle, Isolationsbereiche und Intensivbetten jederzeit erweiterbar, betont RKK-Sprecherin Dorothee Weihe. Dafür gebe es einen Pandemiestufen-Eskalationsplan. Corona-Testergebnisse lägen mittlerweile tagesaktuell vor, die Klinik verfüge über eine hauseigene sogenannte PCR-Testung. "Demnächst sollen auch Corona-Schnelltests eingesetzt werden, die ein Ergebnis nach etwa 15 Minuten liefern. Das macht die Sache wesentlich schneller.“

211 Intensivbetten stehen in Bremen bereit

Zu Pandemiebeginn waren bundesweit die Befürchtungen groß, dass die Intensivbetten-Kapazitäten nicht ausreichen könnten. Die Kliniken wurden verpflichtet, täglich ihre Kapazitäten an das Divi-Intensivregister zu melden: An diesem Montag betrug der Anteil der Covid-19-Patienten an der Gesamtzahl der Intensivbetten im Land Bremen ein Prozent. Insgesamt gibt es 211 Intensivbetten, 58 der Betten waren am Montag nicht belegt. In Niedersachsen lag der Anteil bei 1,2 Prozent, 895 der insgesamt 2614 Intensivbetten waren frei.

Mehrere Bundesländer hatten Quoten für Intensivbetten eingerichtet, die für Corona-Patienten reserviert werden mussten. In Bremen gab es eine solche Quote nicht, wie die Gesundheitsbehörde mitteilt. „Die Kliniken halten ausreichend Betten frei, die Kapazitäten können jederzeit hochgefahren werden.“ Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) kündigte am Montag an, dass Kliniken mit einer Fachabteilung der Kinder- und Jugendmedizin oder einer Fachabteilung der Inneren Medizin und der Chirurgie ab Mittwoch zwei statt bislang vier Prozent ihrer Behandlungskapazität auf Normalstationen und fünf statt bisher zehn Prozent ihrer Intensivkapazität mit Beatmungsmöglichkeit für Covid-19-Patienten vorhalten müssen. Damit könnten mehr andere Behandlungen stattfinden. Sobald die Hälfte der vorzuhaltenden Kapazitäten ausgeschöpft sei, müssten die Kliniken im Zeitraum von 24 bis 72 Stunden zusätzliche Sicherheitsreserven aktivieren, so Reimann.

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