Acht Milliarden Euro zahlen wir jährlich für Agrarsubventionen. Das sind 114 Euro pro EU-Bürger. Doch nur ein Bruchteil davon fließt an Landwirtinnen und Landwirte für naturverträgliche und klimaschützende Maßnahmen. Eine Änderung ist bei den anstehenden Neuverhandlungen der EU-Agrarpolitik möglich.
Stärkung von Umweltpflege und Klimaschutz bedeuten für mich Schutz des direkten Lebensumfeldes durch hochwertig, gesund und fair erzeugte Ernährung.
Meine Forderung: Keine zusätzlichen Belastungen durch weitere Verarmung der Lebensräume, sondern Rückführung der Belastungen, zum Beispiel durch Verringerung des Flächenkonsums. Diese Stärkung kann erreicht werden mit Umweltstandards, Mindestbudgets und aussagekräftigen Erfolgsindikatoren.
Die Herausforderungen sind in der Großregion Niedersachsen/Bremen sehr unterschiedlich aufgrund von Bodenwerten, Bodennutzung und Wasserverfügbarkeit. Gemeinsam sind die Einflüsse von Nutzungskonkurrenz und Klimawandel. Der Klimawandel wird Auswirkungen auf Art, Umfang und Intensität der Landnutzung haben. Der Druck auf die Landschaft wird sich verstärken durch Trends zur Fragmentierung von Habitaten und das Überschreiten von ökologischen Belastungsgrenzen durch starre Intensivierung/Mononutzung. Daraus resultierend wird die Nutzungskonkurrenz zunehmen. Diese ergibt sich für mich zwischen bäuerlichen Betrieben und Großbetrieben sowie zwischen Ernährungswirtschaft, Energiewirtschaft, Natur- und Umweltschutz. Ein Lösungsweg wäre die systematische Berücksichtigung von Ökosystemleistungen zur Verbesserung der regionalen Anpassungskapazitäten.
Vorschläge zur Stärkung müssen zielgerichtet und durchführbar sein. Gute, erfolgreiche Projekte sollten langfristig unterstützt werden. Beispiele: die Förderung von Weidelandschaften zur Erhaltung der Bodenstruktur mit kleinen Senken und Wasserstellen bei geringer Viehdichte etwa. Wiesenvogelschutz mit Blühpflanzen und Wildpflanzen, der Moorschutz in allen Facetten, einschließlich „Mais raus aus Mooren“. Aber auch die gemeinsame Poolbildung von Landwirten und Naturschützern, um übergreifend innovatives Flächenmanagement, Fruchtfolgen und Artenschutz zu betreiben.
Denn: Nur die Natur produziert. Der Faktor Boden darf nicht (mehr) stiefmütterlich behandelt werden. Bewährte Programme müssen weitergeführt und neue erarbeitet werden; dann kommt es zum Aufbruch für die EU-Agrarförderperiode 2021-2027.
Unser Gastautor Uwe Baumert ist Vize-Landesvorsitzender des Nabu-Niedersachsen. Der 75-jährige Experte für erneuerbare Energien ist Mitglied in Ausschüssen auf EU-, Bundes- und Landesebene.