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Gastbeitrag über Freiwilligenarbeit in Bremen Ehrenamt ist Bürgerrecht

42 Prozent der Bremer engagieren sich ehrenamtlich. Bei aller Anerkennung, findet Gastautorin Birgitt Pfeiffer, gerät oft aus dem Blick: Freiwilligenarbeit ist nicht nur Bürgerpflicht – sie ist auch Bürgerrecht.
11.06.2019, 08:00 Uhr
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Von Birgitt Pfeiffer

Kürzlich veröffentlichte die Deutsche Presseagentur eine beeindruckende Zahl: Über 30 Millionen Menschen sind in Deutschland ehrenamtlich aktiv. Die Bundeskanzlerin bedankte sich in der Folge bei allen Ehrenamtlichen und verwies auf den Wert des freiwilligen Engagements für den sozialen Zusammenhalt.

So weit, so richtig. In der Tat leisten Freiwillige einen wesentlichen Beitrag für unser gesellschaftliches Zusammengehörigkeitsgefühl. In Bremen engagieren sich laut dem letzten Freiwilligen-Survey 42 Prozent der Menschen freiwillig, damit liegt Bremen übrigens an der Spitze der Stadtstaaten.

Freiwillige übernehmen Verantwortung für Andere. In Tausenden von Vereinen und Initiativen kümmern sie sich um andere Menschen, ermöglichen Kulturprojekte, engagieren sich im Sport- oder Umweltbereich. Ohne seine Ehrenamtlichen wäre Bremen weniger bunt, weniger weltoffen, weniger lebenswert. Eine Stadt ist also gut beraten, hier Danke zu sagen und den Einsatz aktiver Bürgerinnen und Bürger wertzuschätzen.

Jedoch: Bei aller notwendigen Anerkennungskultur, bei allen sinnvollen Aufrufen, sich einzubringen, gerät oft aus dem Blick, dass freiwilliges Engagement zunächst und vor allem ein Bürgerrecht und keine Bürgerpflicht ist, wie einst der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck feststellte. Engagement bedeutet das Recht darauf, sich helfend und unterstützend einzusetzen.

Aber es bedeutet auch das Recht, sich einzumischen und Kritik zu üben, wenn Lücken entstehen, umstrittene Entscheidungen getroffen werden oder Bürgerinnen und Bürger nicht genügend in Gestaltungs- und Veränderungsprozesse einbezogen werden.

Oft sind Engagierte im Alltag leise Helfer in der Not. Aber sie sind eben zugleich auch kritisch beobachtende Menschen, die aufmerksam verfolgen, was in einem lokalen Gemeinwesen vor sich geht. Sie protestieren, gründen Initiativen und Vereine und nehmen sich im Großen wie im Kleinen gesellschaftlich relevanter, politischer Anliegen an. Dieser Teil der Zivilgesellschaft ist laut – und manchmal unbequem und fordernd.

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In beiden Funktionen ehrenamtlichen Engagements – die helfende, unterstützende wie die politische, kritische – sind Freiwillige Teil einer wachen Zivilgesellschaft, die wir in lebendigen Demokratien unbedingt brauchen.

Als Freiwilligen-Agentur wünschen wir uns, dass der Eigensinn und die Selbstbestimmtheit ehrenamtlichen Engagements in beiden Hinsichten als demokratischer Beitrag gesehen und anerkannt werden.

Zur Person

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Unsere Gastautorin leitet seit 13 Jahren die Bremer Freiwilligen-Agentur. Ende Juni 2019 wird sie diese Funktion aufgeben und als SPD-Abgeordnete in die Bürgerschaft einziehen.

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