Wenn es ums Thema Klimaschutz geht, bietet die moderne Bautechnik faszinierende Möglichkeiten. Wer möchte und über die finanziellen Möglichkeiten verfügt, kann heute in einem nahezu klimaneutralen Haus wohnen. Dass dies noch kein Modell für die breite Masse ist, liegt auch im Hinblick auf die angespannte Situation auf dem Immobilienmarkt auf der Hand. Im Jahr 2014 hat sich unter Leitung des Bundesbauministeriums das Bündnis für bezahlbares Bauen und Wohnen gegründet. Ein wichtiger Baustein dieses Bündnisses war die Baukostensenkungskommission mit zahlreichen Experten aus dem Bereich Bauen und Wohnen.
Eine Erkenntnis war, dass eine Reihe von Regulierungen im Bereich Energieeffizienz zu steigenden Kosten geführt haben. Aus diesem Grund sollte Augenmaß gewahrt bleiben. Nicht nur Bremen braucht dringend neue und bezahlbare Wohnungen. Vor diesem Hintergrund wäre eine weitere Verschärfung der anspruchsvollen gesetzlichen Anforderungen wenig hilfreich. Stattdessen sollten Vorschriften auf ihren Nutzen hin überprüft werden. Der Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU/CSU weist in die richtige Richtung. Sollten einzelne Vorschriften einer kritischen Überprüfung nicht standhalten und nur geringe Energiespar-Effekte haben, muss die Politik auch den Mut haben, sie zu streichen.
Altbremer Häuser sind auf einem uralten Stand
Dass Klimaschutz wichtig und richtig ist, steht auch für das Bau-Handwerk außer Frage. Aber wie kann der Zielkonflikt zwischen Baukosten auf der einen und möglichst hohen CO₂-Einsparungen auf der anderen Seite gelöst werden? Die beiden Stichworte dazu heißen „Sanierung“ und „Förderung“. Wenn man durch die Bremer Straßen mit ihren schönen Altbauten geht, bemerkt man schnell, dass viele Gebäude energetisch noch auf einem uralten Stand sind. Das gilt nicht nur für die typischen Altbremer Häuser, sondern auch für viele andere Gebäude. Sie zu sanieren würde den Klimaschutz enorm voranbringen. Hier bedarf es also einer stärkeren Förderung. Auch wirtschaftlich ist dieser Ansatz sinnvoll. Sanierungskosten rechnen sich vor allem bei Häusern mit geringer Energieeffizienz, bei denen ohnehin Instandhaltungsmaßnahmen anstehen.
Laut Koalitionsvertrag soll die energetische Gebäudesanierung fortgeführt werden. Aus Sicht des Baugewerbes ist das ebenso zu begrüßen wie die beabsichtigte steuerliche Förderung. Darüber hinaus sollten auch Maßnahmen zur energetischen Modernisierung, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken, besser gefördert werden. Das würde Hauseigentümern die meist nicht unerheblichen Investition erleichtern – und damit auch unser Klima schützen.

Ingo Beilmann.
Unser Gastautor:
Ingo Beilmann ist Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht und Geschäftsführer des Verbands Baugewerblicher Unternehmer im Land Bremen. In dieser Funktion betreut er auch die Bauhandwerk-Innung Bremen.