Strom, Heizen, Benzin oder Essen: Überall steigen die Preise immer stärker. Und gerade erst hat die Hälfte aller deutschen Industriebetriebe angekündigt, die Preise ihrer Produkte erhöhen zu wollen. Damit wird das Alltagsleben für viele Menschen immer teurer – zu teuer.
Wie sich die galoppierende Inflation konkret auswirkt, hat die „Süddeutsche Zeitung“ ausgerechnet. Danach müssen Alleinstehende im Vergleich zu 2019 für Strom, Heizen und das eigene Auto mit Mehrausgaben von fast 550 Euro im Jahr rechnen. Eine dreiköpfige Familie muss bis zu gut 2000 Euro mehr zahlen, das sind knapp 170 Euro monatlich. Auch die Preise für Lebensmittel, Getränke und Tabakwaren sind stark gestiegen.
Die Inflation ist entgegen der Erwartung der Europäischen Zentralbank keine vorübergehende Phase, sondern gekommen, um zu bleiben. Dabei ist es die Hauptaufgabe der EZB, für Preisstabilität zu sorgen. Die Zentralbanken der USA und Englands haben deshalb bereits eine schrittweise Zinserhöhung angekündigt. Nur die EZB beharrt stur auf ihrer Nullzinspolitik, den Anleihekäufen und Strafzinsen für hohe Einlagen. Diese Politik des billigen Geldes hilft zwar überschuldeten Ländern, schwächt aber die Kaufkraft breiter Schichten.
Die Situation sei „extrem gefährlich“, kritisiert Weltbank-Vize Carmen Reinhart dieses Zögern, weil das eine gefährliche Preis-Lohn-Spirale in Gang setzen könne. In der Tat dürften weiter steigende Preise – die einmal mehr diejenigen besonders hart treffen, die auf jeden Cent achten müssen – für sozialpolitischen Sprengstoff sorgen. Wenn die Menschen das Vertrauen in den Euro verlieren, könnte die Wirtschaft böse ins Schlingern geraten.
Die Ampel-Koalition hat die Gefahr erkannt. Heizkostenzuschüsse für Wohngeldbezieher sind ein erster zaghafter Schritt. Die Ankündigung, die EEG-Umlage beim Strompreis vorzeitig aufzuheben, ein weiterer. Erwogen wird auch eine Erhöhung der Pendlerpauschale. Wenn noch Energieschecks oder eine zeitlich begrenzte, niedrigere Mehrwertsteuer auf Energie hinzukämen, könnte das die Verarmung vieler Menschen abbremsen.