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Party im „Falstaff“ Jubel der Bremer Grünen wird nur von AfD-Ergebnis getrübt

Wahlkampf am Kickertisch mobilisiert die jungen Wähler. Bei möglichen Regierungsverhandlungen soll es jetzt klare Kante geben
24.09.2017, 23:18 Uhr
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Von Antonia Schaefer

Als der grüne Balken auftaucht, bricht der Jubel los: Nach den ersten Hochrechnungen haben im „Falstaff“ in der Bremer Neustadt zahlreiche Bremer Parteiangehörige von „Die Grünen“ die Ergebnisse ihrer Partei bei der Bundestagswahl gefeiert. „Wir haben ein wundervolles Ergebnis“, ruft Kai Wargalla, Vorstandssprecherin des Landesverbandes, in den proppevollen Saal. Die Menge bricht in Applaus aus. Über dem Balken steht: 9,4 Prozent.

„Das ist große Klasse“, freut sich Alexandra Werwath von Grüne Jugend Bremen. Sie habe mit einem Ergebnis von maximal 7,5 Prozent gerechnet. Auch Parteimitglied Marika Gonther freut sich über das Ergebnis ihrer Partei. Dennoch stimme das Gesamtergebnis der Wahl nachdenklich, sagt sie. „Ich bin erschüttert über das hohe Ergebnis der AfD. Das bekümmert mich schon.“

Als der erste Jubel abklingt, ist zwischen den grünen Fahnen und dem satten Gelb der Sonnenblumen, die den Raum verzieren, mehr und mehr Unmut zu spüren. „Wir sind leider daran gescheitert, die AfD kleinzuhalten“, sagt Johannes Osterkamp, Grünes Beiratsmitglied in der Neustadt. „Da haben alle demokratischen Parteien versagt.“ In Zukunft müsse mehr auf diejenigen geachtet werden, die sich abgehängt fühlen.

Auch Vorstandssprecherin Kai Wargalla zeigt sich zwiegespalten: „Wir sind schon sehr besorgt wegen des Ergebnisses der AfD. Unser Wahlergebnis zeigt aber auch, dass unsere Wähler eben nicht zur AfD gehen. Wir sind quasi die Anti-AfD.“ Der Wahlkampf in Bremen habe stark dazu beigetragen, das den Wählern klarzumachen.

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Besonders bei den jungen Wählern in Bremen sei der Wahlkampf hervorragend gelaufen, meint Lisa Wargalla, die im Stadtteil Huchting auf Stimmenfang gegangen ist. „Was sich die jungen Leute alles ausgedacht haben, war toll“, sagt sie strahlend. Sie selbst habe als Rentnerin lieber mit den Älteren gesprochen: „Da bin ich ein wenig authentischer.“

Mit den Ideen der Jungen war vor allem der Kickertisch gemeint, mit dem junge Grüne in den letzten Wochen im Viertel und in der Neustadt von Bar zu Bar gezogen sind, um mit jungen Bremern ins Gespräch zu kommen. Die Idee dazu hatte Philipp Bruck, der auf Listenplatz 4 der Landesliste der Bremer Grünen kandidiert hatte. „Wir waren so einfach viel näher dran an den Leuten. Ich habe die CDU jedenfalls nicht nachts herumlaufen sehen!“ Draußen liefern sich ein paar Parteimitglieder ein Match an besagtem Kicker. „Es gewinnt natürlich immer Grün!“, sagt Bruck scherzend und schaut auf die ganz in Parteifarben gehaltenen Plastikspieler.

Derweil ist auch Martin Schulz’ Absage an die große Koalition zur Wahlparty vorgedrungen. Damit könnte eine Jamaika-Koalition, bestehend aus CDU, FDP und Grünen, als Regierungsbündnis immer wahrscheinlicher werden. Zu Jubelrufen hat das nicht geführt. Bei diesen möglichen Koalitionspartnern müsse man während der Verhandlungen harte Kante zeigen, meint Johannes Osterkamp ernst. „Besonders bei den Themen Braunkohle oder Dieselskandal.“ Trotzdem müsse man selbstverständlich die Gespräche mit den anderen demokratischen Parteien suchen, lenkt er ein. „Was gibt es denn sonst für eine Alternative?“

Nach vielen Danksagungen und überreichten Sonnenblumensträußen löst sich die Stimmung. Zuletzt wirkt es fast so, als seien die Zweifel und Sorgen rund um AfD und Regierungsbildung für den Rest des Abends vergessen.

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