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Markus Söder Ein Hauch von Götterdämmerung bei der CSU

CSU-Chef Söder gelingt es nicht so ganz, die Verantwortung für die Wahlniederlage zu hundert Prozent auf die CDU abzuschieben. Einige basteln schon an personellen Alternativen, meint Ralf Müller.
20.10.2021, 05:00 Uhr
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Von Ralf Müller

Einige meinen nach wie vor, es sei die Strategie von CSU-Chef Markus Söder, nach der erwartbaren Niederlage von Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet wie ein Phoenix aus der Asche zu steigen und vier Jahre später den Durchmarsch zum ersten CSU-Bundeskanzler zu schaffen. Doch im Augenblick sieht es so aus, als könnte einiges dazwischenkommen. Während in der Schwesterpartei kein Stein auf dem anderen bleibt, hat auch die Begeisterung für Alleinherrscher Söder in der CSU nachgelassen. Einige basteln sogar schon an personellen Alternativen.

Ein kleines Indiz dafür war das nicht ganz so strahlende Ergebnis bei der Wiederwahl Söders als Parteichef auf dem vergangenen CSU-Parteitag, ein etwas größeres waren die Vorgänge auf der jüngsten Landesversammlung der Jungen Union Bayern in Deggendorf. So ganz spurlos geht eben auch an Söder das schlechteste Bundestagswahlergebnis der CSU seit 1949 nicht vorbei – falscher Kanzlerkandidat hin oder her. Dass gerade für die Jungen in der CSU die Bundestagswahl alles andere als eine Erfolgsgeschichte war, verbesserte die Stimmung gegenüber ihrem Ex-Vorsitzenden auch nicht gerade.

Was sich in der CSU sehr verhalten anbahnt, ist allerdings nichts Neues in der Parteigeschichte. Immer wenn sich CSU-Parteivorsitz und Ministerpräsidentenamt in einer Person vereinigten, versammelten sich erst einmal alle geschlossen hinter dem starken Mann. So war es bei Edmund Stoiber, bei Horst Seehofer und jetzt eben auch bei Söder. Doch die Begeisterung lässt nach, sobald die Kette der Erfolge zu reißen scheint. Im Falle von Markus Söder war diese Erfolgskette eigentlich noch gar nicht geknüpft. Seine in Umfragen gemessene Popularität hat sich bislang noch nie in Wahlergebnissen niedergeschlagen. Vielmehr markieren die jüngste Landtagswahl und erst recht die Bundestagswahl Tiefpunkte in der stolzen Geschichte der ehemaligen "50 Prozent plus X"-Partei.

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Auffallend: Seit der vermasselten Wahl häufen sich die Empfehlungen, den bisherigen Parteivize und Europapolitiker Manfred Weber in der Partei stärker in den Vordergrund zu rücken. Der Niederbayer erhielt auf dem Parteitag bei der Vorstandswahl mehr Stimmen als Söder und die anderen Partei-Vizes. Die Absicht ist unverkennbar: Hier soll eine Alternative zu dem fünf Jahre älteren Parteichef aufgebaut werden, möglicherweise auch ein Nachfolger?

Der Machterhaltungsverein CSU ist nämlich allen anders lautenden Behauptungen zum Trotz nach wie vor keine basisdemokratische Veranstaltung. In wirklich wichtigen Angelegenheiten bestimmen stets der große und viele Unter-Chefs, wo es lang geht. Erst wenn Zweifel am Erfolg des Kurses aufkommen, meldet sich so mancher zu Wort, der schon immer alles besser gewusst haben will. Genau in dieser Phase befindet sich die CSU derzeit: kein Aufstand, aber doch ein Hauch von Götterdämmerung.

Dramatisch ist die Lage für Söder freilich noch lange nicht. Er besitzt den Vorteil der Lernfähigkeit und kann sich immer wieder neu erfinden. Aber er wird von seiner eigenen Parteibasis in Zukunft wohl auch etwas kritischer beobachtet werden als zu den Zeiten, in denen ihn die Medien hochgejubelt haben. Entsprechend rar macht sich der CSU-Chef momentan. Noch vor einem Monat hätte er zum Beispiel gerne die Gelegenheit wahrgenommen, auf dem Deutschlandtag der Jungen Union weiß-blaue Flagge zu zeigen. Jetzt sagte er bekanntlich ab, womöglich um Pfiffe zu vermeiden.

Inzwischen hat der CSU-Chef schon keine Probleme mehr, Armin Laschet als Fehlbesetzung zu benennen. Warum auch sollte er die Heuchelei vom Wahlkampf fortsetzen und den Noch-CDU-Chef preisen, nachdem sämtliche Demoskopen x-fach aufgezeigt haben, woran die Union in erster Linie gescheitert ist? Unehrlich herumgeschwurbelt hat die CSU im Bundestagswahlkampf lange genug. Im Gegenzug häufen sich die Attacken aus der CDU auf den CSU-Chef, weil der die Verantwortung für die Wahlniederlage zu null Prozent bei sich und der CSU sieht.

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