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Nach der Bundestagswahl Das ungewohnte Schweigen der Parteien

Bis zum Wahltag wurden die Bürgerinnen und Bürger zugetextet. Seither ist es ruhiger geworden. Auch aus den Verhandlungsrunden dringt wenig nach außen - ein gutes Zeichen, meint Anja Maier.
17.10.2021, 05:00 Uhr
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Das ungewohnte Schweigen der Parteien
Von Anja Maier

Angenehm, diese Ruhe. Bis zum Wahltag vor drei Wochen wurden die Bürgerinnen und Bürger noch ohne Ende zugetextet: Wen sie wählen sollen, wen auf keinen Fall. Es wurden Versprechungen gemacht und Bündnisse oder Gegnerschaften beschworen.

Dann kam der 26. September. Und seitdem herrscht weitgehend Ruhe. Na gut, in den allerersten Tagen nach der Wahl hörte man noch dies und jenes aus der Union; es handelte sich da vor allem um Selbstüberschätzungen und Schuldzuweisungen. Aber seitdem auch Armin Laschet verstanden hat, dass CDU und CSU eher nicht die nächste Bundesregierung führen werden, ist auch dort Ruhe eingekehrt.

Am Montag wurden die Berichterstatter Zeugen eines gänzlich ungewohnten Schweigens. Aus den Sitzungen von Präsidium und Vorstand der CDU drang keine einzige Durchstecherei an die Medien. Welch eine irritierende Ruhe! In der Krise hält man zusammen. Das könnte ein verspäteter, gleichwohl dringend notwendiger Lernerfolg der CDU sein.

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Auch seitens der Koalitionäre in spe wird wohldosiert kommuniziert. Nicht nur die Mitglieder der Sondierungsteams bewahren Schweigen. Auch die Vorsitzenden und deren Generalsekretäre sprechen sich untereinander eng ab. Das hat zur Folge, dass großes Rätselraten ausbricht, wenn FDP-Chef Christian Lindner auf die Journalistenfrage „Wie läuft‘s?“ im Vorübergehen „schwierig“ antwortet. Sofort stand die Mutmaßung im Raum, es hake gewaltig bei den Sondierern.

Auch wenn anzunehmen ist, dass schon bald wieder sehr viel geredet werden wird – nämlich über den Koalitionsvertrag –, ist die derzeitige Ruhe eine die Nerven beruhigende Zwischenphase. Wir lernen: Wenige Worte führen zu mehr Interpretationsspielräumen. Und doch hat diese verknappte Kommunikation etwas Gutes. Denn wenn am Ende öffentlich gesprochen wird, können die Bürgerinnen und Bürger davon ausgehen, dass die politischen Vertreter wissen, worüber sie reden. Nach den Missklängen des zurückliegenden Wahljahres lässt das eine Vertrauensbasis jener Personen erahnen, die planen, in den kommenden vier Jahren dieses Land zu führen.

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