Nun also Brauhaus statt Bauhaus: Die Rostocker Punkband Feine Sahne Fischfilet, die wirklich so heißt, wird am 6. November nicht den Dessauer Kulturtempel rocken. Schlimm? Wenn man die Vorgeschichte Revue passieren lässt, wird damit gleichsam ein Nagel in den Sarg der bundesdeutschen Demokratie getrieben – zumindest in der Wahrnehmung des linksgewickelten Kultur-Establishments.
Das öffentlich-rechtliche ZDF hatte die Idee, zu einer Veranstaltung mit der Stiftung Bauhaus Dessau eine Band einzuladen, die jahrelang vom Verfassungsschutz Mecklenburg-Vorpommern als linksextremistisch eingestuft wurde. Gegen Nazis sein heißt eben nicht, automatisch für die freiheitlich-demokratische Grundordnung samt sozialer Marktwirtschaft einzustehen.
Nun muss man gerade in diesem Gesellschaftsmodell jedem Extremisten Umkehr und Läuterung zubilligen. Allerdings darf man auch Zweifel hegen, ob dies wirklich der Fall ist, wenn weiterhin „Wir ham Bock auf Stress und 'ne Menge Hass“ gesungen wird. Oder „Barrikaden brennen in Frankfurt am Main, die Empörung ist groß – tretet auf sie ein“. Texte vom aktuellen Album "Sturm & Dreck", welches das ZDF freundlicherweise im Rahmen eines Konzerts präsentieren wollte – die Stiftung Bauhaus dann aber doch lieber nicht. Es irritiert schon, warum es für diese Einsicht tatsächlich erst Druck von einigen empörten AfD- und CDU-Politikern brauchte.
Bauhaus reagiert auf Drohungen von rechts
Für die Erregungsgesellschaft links von der Mitte ist der Fall allerdings klar: In Dessau kuscht eine Kulturinstitution vor Drohungen von rechts. In einem Offenen Brief wirft man der Landesregierung und Stiftungsdirektorin Claudia Perren vor, sie hätten „der Demokratie und dem kulturellen Leben in unserem Lande schweren Schaden zugefügt“. Wie bitte? Weil beide ein Weltkulturerbe nicht zum Schauplatz rechter und linker Randale machen wollen? Abgesehen davon wird ja so getan, als ob FSF, wie die Band von Fans genannt wird, die einzigen Musiker in Deutschland wären, die sich klar gegen Rechtsradikalismus positionieren.
Sind die Bedenken gegen FSF wirklich nur reaktionär und provinziell, wie die Avantgarde glauben machen will? So postuliert Elke Buhr, Chefin des Kunst-Magazins „Monopol“, Kultur – und damit auch das Bauhaus – müsse eben ein Ort sein, wo Kämpfe um die Werte der Gesellschaft ausgetragen werden. Schön, dann könnte man ja auch Frei.Wild zur Einweihung des Humboldt-Forums aufspielen lassen. Oder will man die „Kämpfe“ in Wirklichkeit doch nur von einer Seite her austragen? Maximale Toleranz nach links, maximale Abschottung nach rechts?
Wer tatsächlich eine liberale, diskursive Demokratie will, kann das nicht wollen. Er kann aber sehr wohl auf Staatssponsoring für Bands wie FSF verzichten.
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