Das System bedeutet so viel wie „Nährwert-Punktzahl“ und bezieht neben Zucker, Fett und Salz auch empfehlenswerte Elemente wie Ballaststoffe, Eiweiß oder Anteile an Obst und Gemüse ein. Für die Mengen pro 100 Gramm werden jeweils Punkte vergeben. Dann werden von der Summe der „negativen“ Punkte die „positiven“ Punkte abgezogen. Heraus kommt am Ende ein Gesamtwert, der in einer fünfstufigen Skala abgebildet wird: von „A“ auf dunkelgrünem Feld für die günstigste Bilanz über ein gelbes „C“ bis zum roten „E“ für die ungünstigste. Das zutreffende Feld wird hervorgehoben. Bei Getränken ist „A“ für Wasser reserviert.
Eine neue Verordnung trat am Freitag in Kraft. Dabei geht es um eine Ergänzung der EU-weit verpflichtenden Nährwerttabellen mit Angaben auch zu Kalorien. Die sind meist klein gedruckt hinten auf der Packung zu finden. Der Nutri-Score soll dagegen auffallen: immer auf der Vorderseite. Im Vordergrund steht, mehr Orientierung bei Produkten derselben Kategorie zu geben. Vergleichbar machen soll der Score nicht Fertigpizza mit Müsli, wie das Ministerium erläutert – aber Schoko- mit Früchtemüsli.

Um Wirkung zu entfalten, müsse der Nutri-Score auf breiter Front kommen. Helfen soll auch eine Informationskampagne. Dabei startet das Logo nicht bei Null. Die Verbraucherzentrale Hamburg fand es im Frühjahr auf rund 1000 Produkten – neben Spinat auch auf Fisch und Pizzen aus dem Tiefkühlregal, Joghurts und anderen Milchprodukten. Pioniere waren vor allem internationale Lebensmittelkonzerne. Und auch zahlreiche Handelsketten sind bereits dabei, auf den Zug aufzuspringen.
Rewe und der Discounter Penny haben schon damit begonnen, erste Eigenmarken-Produkte zu kennzeichnen. Die Discounter Aldi und Lidl machen auch mit. Eine Lidl-Sprecherin sagte: „Nachdem nun die rechtlichen Grundlagen geschaffen wurden, beginnen wir sukzessive damit, unser Eigenmarkensortiment zu kennzeichnen.“ Aldi betonte ebenfalls, die Einführung werde nicht mehr lange dauern. „Wir befinden uns bezüglich der Kennzeichnung unserer Produkte bereits im Austausch mit unseren Lieferanten.“
Lebensmittelhändler Edeka ließ sich bisher nicht in die Karten schauen. „Wir sind noch in der Prüfung“, hieß es dort lediglich. Aus Wettbewerbsgründen wolle man noch keine nähere Auskunft zu den eigenen Planungen geben. Dabei war es der Händler Edeka, der in der Testphase verschiedene Lebensmittelskalen in seinen Märkten erprobte. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) sagte: „Jetzt müssen Wirtschaft und Handel mitziehen.“ Verbraucherschützer und Ernährungsbranche unterstützen die Einführung in Deutschland als drittem EU-Land.
Hoffnung auf gesündere Podukte
Vor einem Jahr fragte Klöckners Ministerium 1600 Verbraucher, welche Lebensmittelkennzeichnung ihnen gefällt. Damals sprachen sich 57 Prozent für den Nutri-Score aus. Auf den zweiten Platz kam mit 28 Prozent ein Modell, das das bundeseigene Max-Rubner-Institut entwickelt hatte. Das Schlüsselloch-Logo landete mit sieben Prozent auf dem dritten Platz. Schlusslicht mit fünf Prozent war ein Vorschlag des Lebensmittelverbands. Beim Startschuss für den Nutri-Score lobte der Chef des Lebensmittelverbands, Philipp Hengstenberg, dass es nun Rechtssicherheit gebe. Der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Klaus Müller, hofft, dass damit ein Wettbewerb bei den Herstellern angestoßen werde: „Es lohnt sich jetzt, gesündere Produkte herzustellen.“
Die Hersteller haben nun zwei Jahre Zeit, freiwillig ihre Produkte mit dem Nutri-Score zu versehen. Doch so lange wolle man nicht warten, die Lebensmittelampel bei den Firmen anzumahnen, wie Sonja Pannenbecker von der Verbraucherzentrale Bremen sagte: „Wir werden schon eher darauf achten und hoffen insgesamt, dass der Nutri-Score vielleicht auch dazu beiträgt, dass in den Lebensmitteln in Zukunft weniger Zucker, weniger gesättigte Fettsäuren und weniger Zusatzstoffe enthalten sind.“ Als zusätzliche Orientierung zum Nutri-Score kann die hier abgedruckte Skala der Verbraucherzentrale dienen.