Bremen-Nord. Im Museumshafen von Vegesack liegt das ehemalige Seenotrettungsschiff „Bremen“, der erste Rettungskreuzer, der ein Tochterboot in der Heckwanne mit sich führte und der als Prototyp der modernen Kreuzer gilt. Kein Wunder also, dass einige Mitglieder des Geschichts- und Gesprächskreises der Siedlergemeinschaft Aumund 1, die dieses Schiff natürlich kennen, sich auf den Weg zur Zentrale der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Bremen aufgemacht haben, um mehr über die Retter zu erfahren. Dieter Mölk, der als Ehrenamtlicher dort tätig ist, begrüßte die Gruppe und begeisterte sie mit seinem umfangreichen Wissen.
Seit 1865 gibt es die Gesellschaft. Mit einfachen Holzruderbooten wagten sich die ersten Seenotretter hinaus, um Menschen vor dem Ertrinken zu retten. Auch wenn es heute mit den modernen Seenotrettungskreuzern und Seenotrettungsbooten wesentlich ungefährlicher ist, sich in die sturmgepeitschte See hinaus zu wagen, so ist es doch immer noch eine große Herausforderung. Rund 60 Schiffe sind verstreut über Nord- und Ostsee im Einsatz. Rettungskreuzer wie die „Hermann Marwede“ beeindrucken mit 46 Meter Länge, Doppel-Aluminium-Rumpf, 9250 PS und einer Geschwindigkeit von 25 Knoten (rund 46 km/h). Für flache Gewässer kommen natürlich andere Schiffe infrage: Rettungsboote der 7- oder 6,8-m-Klasse sind hier richtig. Dazwischen gibt es diverse Größen mit entsprechenden Ausstattungen.
Modernste Anlagen zur Fernübermittlung, ein Bordhospital, Bugstrahlruder: Alles, was den Einsatz sicherer und effektiver machen kann, wird genutzt. Nach etwa 30 Jahren gilt ein Rettungsschiff als veraltet und wird ausgemustert. Zwei Schiffe pro Jahr werden ersetzt. Natürlich kostet das alles viel Geld. Umso erstaunlicher, dass sich die Gesellschaft nur über Spenden finanziert. „Wir wollen unabhängig sein von öffentlichen Geldern“, so Mölk. „Stellen Sie sich vor, politische Gremien müssten entscheiden, ob ein Schiff zum Beispiel mit modernsten LED-Leuchten ausgerüstet werden soll. Was meinen Sie, wie lange das dauern würde?“ So aber entscheiden die Retter selbst. 2056 Einsätze haben sie allein im Jahr 2017 durchgeführt und dabei 58 Menschen aus Seenot gerettet. Aber auch weltweit sind sie tätig: Gibt es irgendwo Seenotfälle, können sich die Betroffenen an die Bremer Zentrale wenden, von wo aus alles Nötige veranlasst wird. Ein Film zeigte Beispiele von Einsatzfahrten. Der Besuch in der eigenen Werft, in der gerade der Kreuzer „Peter Lütt“ überholt wurde, sowie ein Gang über das Außengelände mit dem Museumskreuzer „H.-J. Kratschke“ schlossen den sehr informativen Besuch bei der Seenotleitung ab.