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Mobilhalle für Flüchtlinge im Stadion nimmt Formen an / Schützenhof sorgt für Verpflegung „Wie in einer Filmkulissenwohnung“

Ganderkesee. „Ich war mal ein Supermarkt“, könnte auf der Halle stehen, die die Gemeinde in der vergangenen Woche im altehrwürdigen Stadion am Habbrügger Weg aufgebaut hat und die zuletzt als Einkaufs-Übergangslösung genutzt worden war. Sie soll ab dem 9.
30.10.2015, 00:00 Uhr
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„Wie in einer Filmkulissenwohnung“
Von Jochen Brünner

„Ich war mal ein Supermarkt“, könnte auf der Halle stehen, die die Gemeinde in der vergangenen Woche im altehrwürdigen Stadion am Habbrügger Weg aufgebaut hat und die zuletzt als Einkaufs-Übergangslösung genutzt worden war. Sie soll ab dem 9. November 75 Flüchtlingen ein Obdach bieten, mindestens bis nächsten Sommer. „Rein rechnerisch würden wir hier bis zu 100 Menschen unterbringen können, aber unser Ziel ist, das Zelt nicht mit mehr als 75 Asylbewerbern zu belegen, damit wir einen Teil der Halle auch noch als Freizeitbereich nutzen können“, erklärt Christian Badberg, Fachdienstleiter Interner Service, der die Einrichtung der Notunterkünfte koordiniert.

Am einem Tag wurden die ersten Teile angeliefert, am nächsten war die 70 mal 15 Meter große Mobilhalle zumindest von den Außenwänden komplett aufgebaut. Bis die Flüchtlinge einziehen, fehlt allerdings noch die Innenausstattung sowie die Elektroinstallation. So hat die Messebau-Firma unter anderem noch einen Teppichboden verlegt und Leichtbauwände eingezogen. Neben Betten gehören Regale zur Grundausstattung der einzelnen Zimmer. Für die Wertsachen werde es abschließbare Spinde geben, und auch die einzelnen Wohnbereiche werden abschließbar sein. „Man fühlt sich dann ein bisschen wie in einer Filmkulissenwohnung“, beschreibt Badberg die Atmosphäre. Vom Komfort sei das Quartier sogar eher besser als die Turnhalle am Habbrügger Weg, in der die Familien ja nur mit verkleideten Bauzäunen voneinander getrennt sind. Darüber hinaus ist der wesentliche Unterschied, dass die Duschen und Toiletten in der Turnhalle im gleichen Gebäude sind, während die Flüchtlinge im Stadion einen Weg über den Rasen in Kauf nehmen müssen.

Selbstverständlich ist die Halle beheizt. „Wir kommen nun in die ungemütliche Jahreszeit, und da muss es einfach gewährleistet sein, dass man sich notfalls auch ganztägig dort aufhalten kann“, sagt der Fachdienstleiter. Große Ventilatoren sollen dafür sorgen, die warme Luft gleichmäßig zu verteilen. Und da eine Supermarktkette die Halle während einer Bauphase 15 Monate lang als Ausweichquartier genutzt hat, ist Badberg zuversichtlich, dass die Aufenthaltsqualität stimmt. Im rund 100 Quadratmeter großen Freizeitbereich gebe es unter anderem einen Fernseher und eine Spielecke für Kinder. Auch an die WLAN-Versorgung ist gedacht.

Weil die Duschen und Toiletten, die im Umkleidegebäude des Stadions zur Verfügung stehen, nicht für 75 Menschen ausreichen, hat die Gemeinde zusätzlich einen Sanitärcontainer aufgestellt. Badberg ist froh, dass die Verwaltung ihn bereits Anfang August bestellt hat. Denn wegen der großen Nachfrage hätten im Augenblick sowohl Wohn- als auch Sanitärcontainer Lieferzeiten von bis zu sechs Monaten. Im Umkleidegebäude soll auch eine Waschküche sowie ein Büro eingerichtet werden, in dem die Flüchtlinge ihre Behördengänge erledigen können. Badberg: „Es ist einfacher, wenn ein oder zwei Verwaltungsmitarbeiter ins Stadion kommen, als wenn 75 Flüchtlinge im Rathaus auf der Matte stehen.“

Am Betreuungskonzept werde gegenwärtig noch gefeilt, erklärt Gemeindesprecher Hauke Gruhn. Sicher ist, dass sich Schützenhof-Wirt Markus Hansen künftig an sechs Tagen in der Woche nicht nur um die Verpflegung der Flüchtlinge im Stadion kümmert, sondern auch die Bewohner der Turnhalle am Habbrügger Weg beköstigen wird. Dazu hat die Gemeinde den Saal des Schützenvereins gemietet. Am siebten Tag, Hansens Ruhetag, übernimmt das Deutsche Rote Kreuz die Verpflegung, das bisher die Flüchtlinge in der Turnhalle komplett beliefert hat. Die Schützenhalle soll darüber hinaus aber auch weiterhin für Veranstaltungen genutzt werden können: „Für diese Tage werden wir Ausweichlösungen finden“, erklärt Badberg.

Das Quartier im Stadion ist für jene Flüchtlinge gedacht, die die Gemeinde im Rahmen ihrer Quote unterzubringen habe. Die Menschen, die dort einziehen, sind registriert und haben einen ersten Medizin-Check absolviert. Badberg: „Das hat nichts mit dem Amtshilfeersuchen des Landes Niedersachsen zu tun, in deren Rahmen der Landkreis jetzt kurzfristig 300 nicht registrierte Flüchtlinge in zwei Sporthallen in Wildeshausen untergebracht hat.“ Das Bestreben der Gemeinde Ganderkesee sei es, auf die Belegung weiterer Turnhallen nach Möglichkeit zu verzichten. Um das aktuelle Kontingent von 196 Flüchtlingen bis spätestens Ende Januar zu erfüllen, müsse die Gemeinde jedoch noch zusätzliche Notunterkünfte schaffen.

Wie lange das Zelt im Stadion stehen bleiben wird, weiß im Augenblick niemand. „Mindestens bis Sommer“, erklärt Gruhn. Und wenn es abgebaut werde, müsse auf jeden Fall ein neuer Rasen verlegt werden, sagt Badberg. Die Beregnungsanlage sei mit Eisenplatten geschützt und von daher nicht in Gefahr.

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