Automobile aus Italien dürfen sich seit jeher in dem Ruf sonnen, Wege von A nach B mit einem Extraschuss an Sportlichkeit anzugehen. Selbst wenn Exoten wie Lamborghini oder Ferrari dabei unberücksichtigt bleiben, verkörpern Hersteller wie Alfa Romeo und einst Lancia oder – eine Etage weiter oben angesiedelt – Maserati genau diesen Anspruch. Aber die Butter-und-Brot-Marke Fiat? In einigen Fällen auch die – doch dafür muss das Abarth-Logo mit dem Skorpion im Spiel sein. Der Haustuner impft ganz gewöhnlichen Modellen außergewöhnliche Dynamik ein; so auch dem Fiat 500, der als Verbrenner noch auf die Karosserie der ersten Generation setzt. Abarth macht ihm als 595 Beine, und gehört dann noch das C zum Namen, startet endgültig das Vergnügungsprogramm. Weil der Kleinstwagen dann nicht nur lustig motorisiert, sondern dank Stoffverdeck auch noch erfrischend luftig unterwegs ist.
Schon der erste Blick auf den kleinen Italiener verdeutlicht: Für ihr Umstyling haben die Leute von Abarth die Krawallbürste aus dem Beauty-Case geholt. Neben den bekannten Kulleraugen samt Bi-Xenon-Technik fällt vor allem die tiefrote Farbgebung in Kombination mit einem markanten Schwarz ins Auge. Das Heckdesign wirkt wie ein optischer Warnhinweis: Nenn mich bloß nicht Kleiner! Neben einem Diffusor münden jeweils gleich zwei übereinander angeordnete Endrohre und ermöglichen das vierfache Ausatmen durch die Sportabgasanlage namens Record Monza Sovrapposto.
Sportliche Sitze und Pragmatismus
Den Innenraum dominieren haltgebende Sportsitze sowie ein gewisser Pragmatismus, der den Fokus auf das Fahren lenkt. Komfortdetails wie Sitz- oder Lenkradheizung? Also bitte! Hier herrscht diesbezüglich Purismus. Das Lenkrad ist schließlich auch nur in der Höhe, nicht aber in der Tiefe verstellbar. Und der Sitz in der Höhe nur marginal anpassbar; Menschen oberhalb von 1,80 Metern Körpergröße kommen da schnell an ihre Grenzen. Immerhin verspricht das Faltdach mehr Freiheit – es macht den 500er zum Beinahe-Cabriolet. Dass auch der Fond und Kofferraum am unteren Rand des Existenzminimums agieren? Herrje, das gehört bei dieser Knutschkugel zum Programm!
Wichtiger ist bei einem Abarth ohnehin, was am Ende auf der Straße herauskommt. Dann mal los: Hier muss tatsächlich noch der Zündschlüssel ins Schloss, dann erwacht der Vierzylinder, der aus 1,4 Litern Hubraum turbogeplusterte 121 kW (165 PS) Leistung kitzelt. Dem stellen sich nur gut 1,1 Tonnen Leergewicht entgegen – und das ergibt in Kombination mit der wunderbaren Fünfgangschaltung und dem sauber abgestimmten Fahrwerk einen Heidenspaß. Dass es den Abarth optional auch mit einem automatisierten Schaltgetriebe gibt? Wie schön. Doch wer das ohne Not gegen diese manuelle Box in aller ihrer Knackigkeit tauscht, dem ist auch nicht zu helfen.

Ganz schön zackig unterwegs: der Fiat Abarth 595C.
So freuen wir uns an einem Benziner, der sich permanent drehfreudig zeigt und bei dem ab gut 2000 Umdrehungen die Post abgeht. Wird dann noch der Sportmodus bemüht, werden Gasbefehle geradezu grimmig und nochmals zackiger umgesetzt. Die präzise Lenkung liefert permanent Feedback, wenngleich ihr Rückstellmoment sehr stark ausgeprägt ist. Die Bremsen packen bei Bedarf unbarmherzig zu, sind aber stets sauber dosierbar. Gute sieben Sekunden vergehen, bis aus dem Stand die Marke von 100 km/h fällt – gefühlt ist die Zeit kürzer. Dieser Eindruck dürfte auch mit der Akustik des 595 C zu tun haben: Die Abgasanlage lässt ihn fast immer schneller klingen, als er tatsächlich ist. Das Spektrum reicht dabei vom Brabbeln, das dem eines V8 nicht unähnlich ist, über heiseres Röcheln bis hin zum eisernen Schreien. Das kann man mögen – oder aber für Krawall halten.
Fakt ist: Der Kleinstwagen erreicht bis zu 218 km/h. Auch das fühlt sich deutlich rasanter an, weil der Fahrer bei diesem Tempo durch den kurzen Radstand ordentlich damit zu tun hat, den Abarth 595 C auf Kurs zu halten. Viel ziviler gibt sich – fast schon überraschend – der Spritkonsum. Selbst bei häufiger Ausschöpfung des Potenzials landeten wir im Test bei einem Durchschnitt von 8,5 Litern auf 100 Kilometer; die Sparrunde zeigte wiederum mit 5,3 Litern, dass der Skorpion seinen Stachel auch verbergen kann.
Unter dem St(r)ich steht so, dass dieser Hot Hatch ein Spaßgenerator im Miniaturformat ist. Wer mit dem extrovertierten Auftritt kein Problem hat, bekommt mit dem 595 C eine Fahrmaschine, die mit knapp über 30.000 Euro noch halbwegs bezahlbar ist. Dass dieser Abarth nicht hochmodern und in Teildisziplinen wie der Interieurgestaltung von perfektionistischen Ansprüchen entfernt ist: Auch das macht ihn am Ende so italienisch wie all die anderen mit den viel größeren Namen.