Der Bremer Projektentwickler Olaf Mosel ist neuer Eigentümer der Stubu-Immobilie. Der Kauf des Gebäudes durch eine von ihm zusammen mit Partnern im April dieses Jahres eigens gegründete Remberti Projekt GmbH steht am Ende einer langwierigen Auseinandersetzung um das sechsstöckige Objekt.
Mosel ist in Bremen kein Unbekannter: Der gelernte Bankkaufmann und Immobilienfachwirt gründete im Jahre 2008 als Teil des Gemeinschaftsunternehmens Nord-Bau die M-Projekt. Das erste Großprojekt des heutigen Bauträgers und Projektentwicklers war die Umwandlung des ehemaligen Rasensportplatzes des Bremer SV Grohn in das Lindenquartier. Weitere Entwicklungen folgten, unter anderem die Aumunder Wiesen oder das Tauwerkquartier, die erste Bremer Klimaschutzsiedlung. Neben Wohnungsbauten hat M-Projekt zuletzt auch zahlreiche Kindergarten-Neubauten realisiert. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag und liegt vor allem in Bremen-Nord.
Konkrete Pläne für die Stubu-Immobiilie hat Mosel nach eigener Aussage noch nicht. "Wir wollten das Objekt übernehmen, weil hier ein interessanter Ort ist, um etwas Neues zu entwickeln", sagt der Unternehmer. Mehrfach betont er, dass hier höher gebaut werden kann als an vielen anderen Plätzen der Stadt. Eine Sanierung der Stubu-Immobilie will er zwar nicht von vorneherein ausschließen, sie erscheint ihm aber nicht sonderlich wahrscheinlich. Abriss und ein Neubau lautet die denkbarste Variante. Was genau entstehen könnte, mit welchen Nutzungen und Volumen ist laut Mosel offen. "Wir werden dazu natürlich das Gespräch mit der Stadt und den Planungsbehörden suchen und auch die Nachbarschaft einbeziehen." Dazu zählt unter anderem die Zentrale der Gewoba, deren Gebäude unmittelbar an die Stubu-Immobilie angrenzt, aber auch zahlreiche senatorische Behörden haben unweit ihre Büros.
Die Vorgeschichte des jetzigen Kaufs durch Mosel beginnt bereits im Januar 2023. Damals ereilt ein Hilferuf der Mieter die Wohnungsaufsicht der Stadt. Der Eigentümer hat Nebenkosten nicht weitergeleitet und über Monate Gas-Rechnungen nicht beglichen. Mitten im Winter kappt die SWB deswegen die Versorgung. In einer Hauruck-Aktion verteilt die Wohnungsaufsicht zusammen mit der Sozialbehörde Heizlüfter und Elektroheizungen, damit die Mieter nicht im Kalten sitzen. Der Eigentümer in Person von Boris Riek als Geschäftsführer einer Lange Immobilien GmbH in Münster ignoriert alle Kontaktversuche. Auch die Schreiben der Wohnungsaufsicht bleiben ohne Reaktion.
In der weiteren Folge entschließt sich Bremen zur sogenannten Ersatzvornahme. Die Gasversorgung wird wieder aufgenommen, die Stromversorgung fortgesetzt. Die Stadt geht dafür in Vorkasse, will sich das Geld aber von Riek und seiner GmbH zurückholen. Der bleibt weiterhin abgetaucht.
Bisheriger Eigentümer bleibt abgetaucht
Nach rund einem Jahr zieht die Stadt im März 2024 die Reißleine und kündigt an, die Ersatzvornahme zu beenden und das Gebäude für unbewohnbar zu erklären. Etwa 15 zuletzt noch verbliebene Mietparteien müssen offiziell bis Mai ausziehen.
Parallel dazu hat eine juristische Hängepartie um den Verkauf des Gebäudes begonnen. Der Hintergrund: Riek hat bereits im Februar 2023 einen stillen Teilhaber für seine Lange Immobilien GmbH gewonnen: die Berliner RAM GmbH. Das spült ihm zwar rund 500.000 Euro frisches Geld in die Kasse, allerdings nur zum Preis üppiger garantierter Gewinnbeteiligungen, die bei einem Kredit einem Jahreszins von 24 Prozent entsprechen würden. Als sechs Monate später die vereinbarte Rückzahlung von 640.000 Euro fällig wird, geht Riek auch gegenüber dem neuen Teilhaber auf Tauchstation.
Die RAM GmbH hat sich für desen Fall vertraglich allerdings zahlreiche Sicherheiten geben lassen, unter anderem eine entsprechend hohe Grundschuld ersten Ranges auf das Gebäude, sowie das alleinige Verkaufsrecht an der Stubu-Immobilie. Um Letzteres zu verhindern, vereinbart Riek mit dem Münsteraner Bauunternehmer Michal Roß die Erklärung einer Kaufabsicht. Das reicht für eine sogenannte Auflassung im Grundbuch, die einen Verkauf durch die RAM erst mal behindert. Riek hat so Zeit genug gewonnen, um am Ende Mosel zu finden. Er und Riek vereinbaren einen Kaufvertrag. Erst danach will Mosel von der Vorgeschichte erfahren haben.
Diese verhindert aber den Vollzug seines Kaufvertrages. Denn alle beteiligten Parteien pochen auf ihr Geld, auch Roß, der eine Art Entschädigung für seine Rolle und den entgangenen Kauf verlangt, was Riek über Monate vehement ablehnt. Es droht eine lange Hängepartie, die Ende Juli durch die Abberufung Rieks als Geschäftsführer aufgelöst wird. Sein Nachfolger Frank Pusch schafft schnell Tatsachen: Der Verkauf an Mosel wird über das Treuhandkonto eines Bremer Notars abgewickelt. Er stellt sicher, dass RAM und Roß aus dem Verkaufspreis ausbezahlt werden, im Gegenzug wurden zuvor die Schuldbescheinigungen aller Grundbucheintragungen an den Notar übermittelt, sodass Mosel eine lastenfreie Immobilie erwirbt.
Auch die Stadt Bremen wird auf diese Weise ihre bis heute verauslagten 82.000 Euro wiederbekommen, denn das Innenressort hat Mitte Juli eine Zwangssicherungshypothek im Grundbuch eintragen lassen, damit sie im Fall eines Verkaufs nicht leer ausgeht.