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Mitarbeitermobilität Wie Lane Change Firmen zur nachhaltigen Mobilität verhilft

Mit nachhaltiger Mitarbeitermobilität können Unternehmen ihre Attraktivität steigern. Stella Reulecke von Lane Change berät sie dabei und entwickelt maßgeschneiderte Mobilitätsstrategien.
01.03.2025, 06:00 Uhr
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Wie Lane Change Firmen zur nachhaltigen Mobilität verhilft
Von Anja Semonjek

Wie sieht Ihre Arbeit als Beraterin für nachhaltige Mitarbeitermobilität aus?

Stella Reulecke: Mein Ziel ist es, die Mitarbeitermobilität in Unternehmen nachhaltig und flexibel zu gestalten und an den Bedürfnissen der Mitarbeitenden auszurichten. Dabei sind vor allem zwei Themenbereiche wichtig: die Arbeitswege, also wie die Menschen zur Arbeit kommen, und die Dienstreisen, also wie und mit welchen Verkehrsmitteln betriebliche Reisen stattfinden. Ich analysiere den Ist-Zustand dieser beiden Bereiche und entwickle daraus eine Mobilitätsstrategie.

Welche Art von Firmen beraten Sie?

Die Unternehmen, die sich an mich wenden, möchten gerne im Bereich Mobilität ihre CO2-Emissionen reduzieren. Oder aber sie wollen ihre Arbeitgeberattraktivität verbessern und sich überlegen, was sie für ihre Mitarbeitenden tun können, um sie beim Arbeitsweg zu unterstützen. Es sind vor allem Unternehmen aus der IT-Branche und der Unternehmensberatung. In den meisten Firmen sind mindestens 150 Mitarbeitende beschäftigt.

Warum haben Sie sich für eine Firmengründung in diesem Bereich entschieden?

Ich bin studierte Geografin. Das Thema Mensch und Umwelt war mir immer wichtig. Bei der Mobilität geht es um ein Grundbedürfnis. Und die kann man natürlich auch umweltfreundlich gestalten sowie menschenzentrierter – in der Art, dass sie zu den eigenen Tagesabläufen passt. Ich bin aber keine Person, die mit erhobenem Zeigefinger in ein Unternehmen kommt, sondern ich möchte gemeinsam mit meinen Kunden Lösungen finden. Die sollen praktikabel sein, umsetzbar und auch tatsächlich die Beschäftigten in den Fokus stellen.

Können Sie beispielhaft ein Mobilitätskonzept schildern, das Sie für eine Firma gestaltet haben?

Im vergangenen Jahr hat sich ein Unternehmen an mich gewandt mit der Frage, was es hinsichtlich der Mitarbeitermobilität verbessern kann, um als Arbeitgeber attraktiver zu werden. Mein erster Schritt war eine Bestandsaufnahme. Das heißt, ich habe mir die Standorte des Unternehmens und die Infrastruktur angeschaut: Gibt es Fahrradabstellanlagen, Parkplätze, eine Haltestelle für den ÖPNV? Der zweite Schritt war eine Analyse der Prozesse im Unternehmen. Wer ist dort für Mobilität wie Dienstreisen oder Mitarbeitervorteile zuständig? Das kann sehr unterschiedlich sein; es können etwa die Personalabteilung, Fuhrparkleitung, Geschäftsführung oder die Mitarbeitenden selbst sein.

Dann habe ich mir angeschaut, was das Unternehmen den Beschäftigten schon anbietet. Vielleicht ein Jobticket oder Dienstrad-Leasing? Schließlich haben wir eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt, in der erfragt wurde, welche Verkehrsmittel genutzt werden, welche Herausforderungen bestehen und welche Angebote sich die Mitarbeitenden wünschen. Auf dieser Datengrundlage konnten wir erste Maßnahmen entwickeln. Diese Befragung ist wichtig. Denn es wäre schade, wenn die Angebote schließlich nicht genutzt werden – warum sollte man etwa das Dienstrad-Leasing einführen, wenn keiner daran Interesse hat?

Welche Maßnahmen kommen erfahrungsgemäß besonders gut an?

Das Thema Mobilitätsbudget für die Arbeitswege ist interessant. Es ist ein monatlicher Betrag, den der Arbeitgeber seinen Mitarbeitern zur Verfügung stellt, damit diese ihre Mobilität frei gestalten können. Es fördert nicht nur ein Verkehrsmittel, sondern erlaubt es den Mitarbeitern, je nach Bedarf zwischen verschiedenen Optionen zu wählen – seien es Einzeltickets für Bus und Bahn, ein Jobticket, Kosten für Fahrrad oder Carsharing-Angebote. Besonders attraktiv wird es, wenn die Mitarbeitenden ihr Budget in den kommenden Monat mitnehmen können, wenn sie es in dem aktuellen Monat nicht aufgebraucht haben. Oder wenn sie das Geld auch für private Zwecke nutzen können. Das Mobilitätsbudget kann für alle Mitarbeitenden gelten oder etwa auch nur für Dienstwagenberechtigte. Einige meiner Kunden nehmen das Mobilitätsbudget zum Anlass, die Dienstwagengröße zu reduzieren und den Rest als Mobilitätsbudget auszuzahlen. Ich unterstütze die Unternehmen bei der Umsetzung, weil es verschiedene Wege gibt, das Budget einzuführen.

Wie gelingt der Schritt von der Idee zur Umsetzung der Maßnahme?

Das Wichtigste ist, dass es eine klare Aufgabenverteilung gibt, eine verantwortliche Person mit ausreichend Ressourcen, die sich um das Thema kümmert. Darüber hinaus sollten alle relevanten Abteilungen kontinuierlich eingebunden werden, um frühzeitig Herausforderungen zu identifizieren und Lösungen zu erarbeiten. Wichtig ist, dass man neben der Umfrage auch mit den Beschäftigten ins Gespräch kommt. Manchmal gibt es Hemmnisse, andere Verkehrsmittel auszuprobieren – und um diese Hürden zu verstehen, ist es wichtig herauszufinden, welche Gründe dahinterstecken.

Warum ist es wichtig, dass sich Firmen mit nachhaltiger Mitarbeitermobilität beschäftigen?

Viele Mitarbeitende wünschen sich mehr Flexibilität und Alternativen beim Thema Mobilität, damit die zu ihrem Alltag passt. Ein vielfältiges Mobilitätsangebot steigert nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, sondern auch das Image des Unternehmens. Zudem sind die Einsparungen bei den CO₂-Emissionen ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz und helfen Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Mit einer durchdachten Mobilitätsstrategie gewinnen alle – die Mitarbeitenden, das Unternehmen und die Umwelt.

Jemand wohnt in Achim und muss täglich nach Bremen zur Arbeit fahren. Welche Art und Weise würden Sie empfehlen?

Es ist schwierig, den einen Weg zu empfehlen – weil es auf viele Faktoren ankommt. Ist es Sommer oder Winter? Wie viel Geld steht der Person zur Verfügung? Fehlende Barrierefreiheit schließt Menschen mit Mobilitätseinschränkungen leider immer noch aus, auch von nachhaltigen Verkehrsmitteln. Denn nicht jede Straßenbahn, jeder Zug oder Bahnsteig ist barrierefrei. Das heißt für manche Personen, dass sie keine Auswahl haben. Sie müssen dann das nehmen, was übrig bleibt. Außerdem sind der spezifische Wohnort und die Gegebenheiten dort relevant. Ebenso die Tatsache, ob die Person Kinder hat. Also: Es sind so viele Themen, die in diese Entscheidung miteinfließen. Deshalb finde ich es wichtig, nach den Möglichkeiten zu schauen: Was können diese Menschen wirklich wählen?

Allgemeine Lösungen sind schwierig – deswegen ist, glaube ich, auch der Widerstand groß, wenn einfach gesagt wird, dass wir jetzt alle klimafreundlich sein müssen. Ich finde es super, CO2-Emissionen einzusparen, da gibt es noch sehr viel zu tun. Aber es kann eben nicht jeder sich so einfach dafür entscheiden. Und das gilt es immer zu berücksichtigen. Grundsätzlich würde ich empfehlen, sich bewusst mit dem Arbeitsweg auseinanderzusetzen. Routenplaner von Verkehrsverbünden oder auch Google Maps sind Werkzeuge, um die besten Verbindungen zu finden. Oft ergibt sich die ideale Lösung, wenn man die verschiedenen Optionen durchdenkt, ausprobiert oder kombiniert.

Das Gespräch führte Anja Semonjek.

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