Der Landkreis Diepholz rüstet auf: elektrisch jedenfalls, mit öffentlich zugänglichen E-Ladesäulen an all seinen 19 Liegenschaften. Das sind vor allem die landkreiseigenen Schul- und Verwaltungsgebäude sowie die beiden feuerwehrtechnischen Zentralen in Barrien und Wehrbleck sowie die beiden Kreishäuser in Syke und Diepholz. Umsetzen wird das Projekt das Unternehmen Backcharge aus dem Emsland, das zur Schmees-Gruppe gehört.
Das Unternehmen hatte die europaweite Ausschreibung des Landkreises gewonnen. "Zunächst hatten wir überlegt, ob wir die Ladesäulen selber betreiben möchten", sagte Mischa Flaspöhler, Leiter des Fachbereichs Liegenschaften. "Aber was, wenn es mal nicht funktioniert? Dafür haben wir kein Personal", gab er zu. Daher habe der Landkreis jetzt die Dienstleistungskonzession erteilt, mit der Backcharge quasi auf eigenes Risiko investiert. Diese gilt zunächst für sechs Jahre, kann auch noch einmal um zwei Jahre verlängert werden. Anschließend werde neu ausgeschrieben: "Wenn Backcharge dann nicht erneut die Ausschreibung gewinnt, kann es passieren, dass die Säulen dann wieder abgebaut werden und ein anderer Anbieter neue aufstellt", so Flaspöhler.
Je zwei Schnellladesäulen an den Kreishäusern
Zunächst aber sollen bis 1. Januar kommenden Jahres die 40 neuen Ladepunkte an den 19 Standorten betriebsbereit sein. Dabei würden alle Standorte gleichbehandelt, sie erhalten je eine Säule mit zwei Ladepunkten. Das gelte sowohl für den Hochschulcampus in der Kreisstadt wie auch für den kleinen Ort Ehrenburg mit seiner Schule. Ausnahme: An den beiden Kreishäusern in Syke und Diepholz werden je zwei zusätzliche Schnelllade-Säulen errichtet.
Der Strom für die Ladesäulen kommt ausschließlich aus regenerativen Quellen, das war laut Flaspöhler schon in der Ausschreibung die Bedingung. In der Laufzeit der Konzession hat das Unternehmen Backcharge jetzt das Recht, gegen eine Pacht die Ladesäulen auf den Landkreis-Grundstücken zu betreiben. Kunden können mit allen gängigen Ladekarten bezahlen, heißt es dazu vom Unternehmen.
Neue gesetzliche Rahmenbedingungen hatten den Aufbau einer gebäudeintegrierten Lade- und Leitungsinfrastruktur für die Elektromobilität jetzt auch vom Landkreis Diepholz gefordert. „Wir freuen uns, mit Backcharge den Ausbau der Elektromobilität in unserem Landkreis Diepholz weiter voranzutreiben. Diese Maßnahme ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Mobilität“, sagt Kreisrätin Britta Korfage. In dem Zuge solle künftig auch der Dienstwagen-Fuhrpark des Landkreises in Richtung E-Auto erweitert werden. Dazu gehören derzeit 106 Fahrzeuge, von denen rund die Hälfte elektrisch angetrieben werde.
Unternehmen investiert erstmals auf öffentlichen Flächen
Jannes Veldhuis, Vertriebsleiter der Schmees-Unternehmensgruppe, findet das Ganze "spannend. Wir installieren das erste Mal auf öffentlichen Flächen". Die Schmees-Unternehmensgruppe aus Rhede installiere, betreibe, vermarkte und warte derzeit über 1000 Ladepunkte für ihre Kunden – bisher aber hauptsächlich für Unternehmen aus der Region, die ihre Kunden- oder Hotelparkplätze zu Profitcentern ausbauen. "Aus unserer Sicht hat der Landkreis Diepholz mit der Konzession einen guten, zukunftsweisenden Weg gewählt, indem er am Betrieb der Ladeinfrastruktur auf seinen Flächen durch eine Pachtzahlung partizipiert und gleichzeitig den Ausbau vorantreibt“, sagt Veldhuis. Umsetzen wird das Projekt im Landkreis Diepholz sein Kollege Joachim Sap als Projektleiter.
Backcharge gehört zur Schmees-Unternehmensgruppe, zu deren Portfolio neben der Ladeinfrastruktur auch die elektrische Installation und Wartung von Windkraftanlagen, Energiemanagementlösungen, Industriemontagen, Kraftwerkstechnik und das integrale Gebäudemanagement gehört, teilt der Landkreis mit.