- Am meisten Nachfrage nach Lastenrädern
- Kindertransport wichtiges Kriterium
- Sicherheit geht vor
- Schmaler, schicker, leichter und leiser
- Mehr Komfort durch Konnektivität
Die mit der Pandemie ausgebrochene Fahrrad-Boom ist zwar abgeebbt. Und obgleich einem in dieser Jahreszeit vermehrt starker Wind entgegen pustet, steigen immer mehr Bremerinnen und Bremer aufs Fahrrad um. Dafür schafft zudem die Politik durch Fördermaßnahmen zur Mobilitätswende neue Anreize, zum Beispiel Fahrrad-Premiumrouten (Wallring). Weil das Fahrrad oft das schnellste Fortbewegungsmittel in Städten ist und die Nachfrage bundesweit anhält, greifen die neusten Entwicklungen auf dem Fahrradmarkt entsprechend schnell. Was der Bremer Kundschaft beim Fahrradkauf wichtig ist und welche Trends von Europas größter Fahrradmesse, der Eurobike, ans Weserufer schwappen, hat der WESER-KURIER bei hiesigen Fahrradexperten erfragt.
Auf mehr Sicherheit, Style und Komfort zielen die Innovationen der Hersteller ab. Darauf lege auch ihre Kundschaft zusehends mehr Wert, bestätigen drei Bremer Fahrradhändler. Sie registrieren vor allem verstärktes Interesse und mehr Verkäufe von Lastenrädern. Jochen Rogoss, Inhaber des Fachgeschäfts von "Die Speiche" im Viertel, beziffert das Umsatzplus mit 25 Prozent.
Am meisten Nachfrage nach Lastenrädern
"Familien schaffen sich ein Lastenrad als Ersatz für den Zweitwagen an oder verzichten tatsächlich ganz aufs Auto", erklärt Marcus Knief zur gestiegenen Nachfrage nach Cargo-Bikes. Andere bräuchten ein Transportrad mit einer großen Ladefläche, um Grünschnitt oder Pappe zur Recyclingstation zu bringen. In diesem Bereich treibt die Industrie nach Worten des Geschäftsführers des Zweirad-Fachmarkts Dutschke in Walle viele Entwicklungen voran. "Fast jeder Hersteller hat inzwischen ein eigenes Programm." Eine absolute Neuheit sei ein elektrisch betriebener Fahrradanhänger, dessen Produktion gerade angelaufen sei, sagt Knief. Der sei mit 1500 Euro recht teuer, allerdings für Lasten bis 200 Kilogramm und somit Lieferdienste ausgelegt. Den will er daher nur auf Bestellung anbieten.
Kindertransport wichtiges Kriterium
Als besonders schmales und multifunktionelles Transportfahrrad empfiehlt Jochen Rogoss Modelle von "Muli", die aus eigener Kraft oder elektronisch angetrieben werden können und ab etwa 3000 und 4500 Euro zu haben sind. Mit 1,95 Meter Länge und 35 Kilogramm Eigengewicht zählt es für den Experten aus dem Viertel zu den leichteren und weniger Platz raubenden Cargo-Bikes. Es lasse sich wie ein normales Rad auch an einer Fahrradstange auf dem Fußweg anschließen, sagt er. Der ausladende Korb fasst 90 Liter Volumen und lässt sich auf 28 Zentimeter zusammenklappen. Problemlos passen eine Eurobox oder auch zwei Kinder hinein, wenn in den Lastenkorb der Kindereinsatz angebracht worden ist. Beides demonstriert Rogoss in seinem Laden. Eine Regenabdeckung "wie beim Planwagen" und Gepäckträger kann er als weiteres Zubehör anbieten.
Sicherheit geht vor
"Für viele ist Sicherheit ein echtes Thema", stellt Volker Minkmar fest. "Vermehrt wollen Kunden ein extra Bremslicht haben." Der Wunsch nach besserer Beleuchtung nehme gerade in dieser Jahreszeit zu, so der Inhaber der Bremer Filiale von "e-emotion e-Bike Welt" in Kattenturm. "Die Lichtleistung wird immer höher", bestätigt Marcus Knief. "Viele fahren auch abseits beleuchteter Wege, wir haben schon mehrfach 100-Lux-Scheinwerfer nachgerüstet." Auch Fahrradhelme mit LED-Licht für die eigene bessere Sichtbarkeit sind gefragt.
Schmaler, schicker, leichter und leiser
"Viele Kunden wollen ein filigranes Rad, das aber trotzdem elektrisch unterstützt wird", berichtet Marcus Knief. Es soll schmaler, schicker, leiser und leichter, praktisch nicht mehr als E-Bike identifizierbar sein. Diesen Wunsch beherzigen diverse Hersteller, wie die "Eurobike" gezeigt hat. Diverse Neuheiten werden ab Frühjahr 2024 auch in Bremen zu bekommen sein, sie sind bereits bestellt. Die Firma Bosch beispielsweise hat Motoren und Akkus entwickelt, durch die das Gewicht eines E-Bikes auf unter 20 Kilogramm sinkt und die Markenhersteller einbauen. Ein echter Vorteil findet Knief, weil viele Menschen die relativ schweren E-Bikes nicht tragen können. Das Gewicht spielt in der Stadt auch wegen der Unterbringung eine große Rolle, merkt Jochen Rogoss an, weil Räder teilweis auch im Hausflur oder der Wohnung untergebracht werden müssen. Ein leichtes Modell ist ab 4500 Euro zu haben.
Mehr Komfort durch Konnektivität
Konnektivität gewinnt an Bedeutung, erleben die Fachhändler: Also individuell kombinierbare, digitale Lösungen und Systemintegration rund ums E?Bike. Während mittlerweile fast jedes E-Bike schon mit GPS zur Navigation und mit Tracker zum Diebstahlschutz ausgestattet sei, so Volker Minkmar, gebe es neuerdings die Möglichkeit, via App sein Rad auch in riesigen Fahrradparkhäuser wie in Utrecht fix wiederzufinden.
Auch die digitale Reifendruckmessung mit Anzeige auf dem Smartphone werde kommen, prognostiziert er. Zum Aspekt Komfort fällt dem Filialinhaber das "stylische Klapprad" der Firma "Gocyle" aus Carbon für 5500 Euro ein. "Es wird relativ häufig von Kunden verlangt, die es mit ins Wohnmobil nehmen oder mit dem Schiff an der Weser liegen", so Minkmar. Ein Clou sei die Möglichkeit zur digitalen Fern-Diagnose, sodass man in der Werkstatt die erforderliche Reparatur schon konkret benennen kann.