Rheinsberg. In den 50er Jahren jagte er noch überall in Deutschland: der baumbrütende Wanderfalke (Falco peregrinus). Dann wurden dem Greifvogel in den 70er Jahren neuartige Pestizide zum Verhängnis und die vormals große Population starb komplett aus.
Dass heute in Brandenburg und Mecklenburg wieder 32 Paare brüten, ist der landesübergreifenden Zusammenarbeit von Naturschützern, Förstern und Behörden zu verdanken. Der Bestand gilt als einmalig in Mitteleuropa.
Vor 20 Jahren, 1990, wilderten der Arbeitskreis Wanderfalkenschutz und die Naturschutzstation Woblitz (heute Landesumweltamt Brandenburg) im Norden Brandenburgs die ersten drei Wanderfalken aus, die aus einer Gefangenenzucht stammten. 1996 war die erste Brut in freier Wildbahn erfolgreich. Heute lebt der Großteil der wiederangesiedelten Vögel in Brandenburg, etwa ein Drittel in Mecklenburg-Vorpommern. Mit einer Fachtagung Ende Mai mit Teilnehmern aus sechs Ländern in Rheinsberg ist das Wiederansiedlungsprogramm abgeschlossen.
«Wir gehen davon aus, dass sich die Population nun selbst erhalten kann», sagte der Leiter der staatlichen Vogelschutzwarte Nennhausen, Torsten Langgemach, am Samstag. Die für das Aussterben verantwortlichen Speichergifte sind heute verboten. Von nun an kümmern sich die örtlichen Förster um den Horstschutz. Alle Jungfalken sind beringt und werden auch weiterhin beobachtet.
«Dass es gelungen ist, eine Art wiederanzusiedeln, die komplett ausgestorben war, ist gerade im Jahr der Biodiversität ein großer Erfolg», stellte Langgemach fest. Das Prozedere war aufwendig: Bis 2009 wurden insgesamt 584 junge Wanderfalken freigelassen. In Gehegen auf hohen Kiefern konnten sie sich an ihre Umgebung und die spezielle Lebensweise von Baumbrütern gewöhnen. Später wurden Jungtiere wildlebenden Paaren zur Adoption gegeben.
Eingebunden waren Auswilderungsstationen in Mecklenburg, Brandenburg sowie Sachsen-Anhalt. Die meisten Jungfalken kamen aus Gefangenschafts-Nachzuchten, weiterer Nachwuchs wurde aus gefährdeten Gelegen in Bauwerken geborgen. Der Wanderfalke ist fast überall auf der Welt vertreten. Für das mittel- und osteuropäische Flachland typisch ist die auf Bäumen brütende Art; normalerweise brüten die Vögel auf Felsen oder - wie in der Tundra - auf dem Boden. (dpa)