Telegramme, Schreibmaschinen, Telefonzellen, analoge Wählscheibentelefone mit Spiralkabel: All das war einmal hochmodern, gehört abseits vom nostalgischen Nischeneinsatz aber mittlerweile der Vergangenheit an. Das Internet, der Personal Computer und nicht zuletzt das Smartphone, das spätestens im Jahr 2007 mit dem iPhone der ersten Generation durch Steve Jobs auf den Markt gebracht wurde, haben große Veränderungen mit sich gebracht. Und das nicht nur im Berufsleben, sondern auch im normalen Alltag mit ganz praktischen Auswirkungen auf unser gesellschaftliches Zusammenleben.
Ist mit dieser technischen Entwicklung nun schon weitestgehend das Ende der Fahnenstange in Sachen persönlicher Digitalisierung erreicht? Wir glauben: Ganz sicher nicht! Denn wirft man einen genaueren Blick auf die aktuellen Entwicklungen, deuten die Zeichen für die kommenden zehn Jahre in eine relativ eindeutige Richtung. Allgegenwärtige schnelle mobile Datenverbindungen, immer kleiner und leistungsfähiger werdende Computerprozessoren, verbesserte Akkus und neue Innovationen der Bildschirmtechnologie werden vermutlich zusammen mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz in eine neue Geräteklasse münden, die das Potenzial hat, das Smartphone und genau genommen fast jeden Bildschirm zu ersetzen.
Die Rede ist von Augmented-Reality-Brillen – also Geräten, die wie normale Brillen zur Sichtkorrektur aussehen, es aber in sich haben. Die in ihnen verbaute Technologie wird es nämlich ermöglichen, mithilfe der Brille eine zusätzliche Informationsschicht in unser Sichtfeld einzublenden. 3D-Tiefensensoren erlauben hierfür zusammen mit klassischen Kameras und Bewegungssensoren die Vermessung der uns umgebenden Welt, Mikrofone gestatten uns die Interaktion mit der Software beziehungsweise den Apps, die auf der Brille laufen, und selbst eine Gestensteuerung ist mithilfe der Umgebungserkennung möglich. Was sich zunächst anhört wie Science-Fiction, ist tatsächlich bereits Realität.
So hat Meta (ehemals Facebook) im September den Prototyp seiner ersten echten Augmented-Reality-Brille mit dem Namen „Meta Orion“ vorgestellt. Diese wurde in einer Stückzahl von tausend Brillen produziert und bringt das Szenario einer tiefer gehenden und allgegenwärtigen Digitalisierung ein ganzes Stück weit näher, als man dies bislang erwarten durfte. Zwar ist das Gerät noch nicht allzu leistungsfähig, teuer und wirkt im Verhältnis zu einer normalen Brille noch recht klobig. Aber dies war auch zu Beginn der Mobilfunk-Ära in den 1980er- und 1990er-Jahren zu beobachten, und es ist zu erwarten, dass die Entwicklung dieser neuen Geräteklasse schneller voranschreitet als die vom ersten Mobilfunk-„Knochen“ bis hin zum heutigen Smartphone, weil die benötigte Technologie bereits verfügbar ist. Und wenn AR-Brillen erst einmal ein gewisses Level überschritten haben, werden sie das Potenzial in sich tragen, Smartphones zu ersetzen, und uns eine neue Sicht auf die Welt ermöglichen.
Braucht man so etwas? Vermutlich nicht, werden die meisten Leser sich sagen, so wie sich auch die Autoren dieser Kolumne mit dem Aufkommen der ersten Smartphones gefragt haben, ob man wirklich immer und überall erreichbar sein muss. Rückblickend betrachtet schmunzeln wir heutzutage über diese erste Reaktion auf eine Technik, die mittlerweile jeder in der Hosentasche trägt.