Das Smartphone ist eine Blackbox. Rund um die Uhr füttern wir es mit Daten, deren Weitergang nur schwer nachzuvollziehen ist. Allgemein bekannt ist, dass Anbieter wie Facebook oder Google permanent persönliche Daten schlucken. Gleichzeitig gibt es in der digitalen Welt keine Währung, die wichtiger geworden ist als die der Daten. Die Nutzung des Internets kostet kaum Geld, dafür Zeit und eben Daten. Wir erhalten im Gegenzug kluge Dienstleistungen, können in Sekundenschnelle Geld überweisen oder E-Mails versenden und das überall.
Dabei ist es wichtig, nicht jedem App-Anbieter einen Zugriff auf Kontakte, Kamera oder Ortung zu erlauben. Wenn wir unsere Daten verteilen, verteilen wir auch immer ein Stück von uns selbst. Das lässt sich nicht verhindern: „Man kann ein Handy nicht komplett datensicher machen“, sagt Dietmar Niehaus, Bremer Datenschutzbeauftragter für rund 70 Unternehmen. Aber es gebe Möglichkeiten, das Risiko zu verringern. Ein Überblick, wie Nutzerinnen und Nutzer von Smartphones ihre persönlichen Daten besser schützen können:
Wie kann ein kritisches Bewusstsein für Datensicherheit auf dem Smartphone gestärkt werden?
„Ein Smartphone geht nicht sicher“, sagt Niehaus. Diese Tatsache müsse man sich immer bewusst machen, wenn man das Gerät nutze. „Eine schräge App reicht!“ Da müsse man nicht mal etwas zulassen, sondern die greife einfach unerlaubt auf Daten zu. Viel eher solle man sich darüber im Klaren sein, dass kritische oder sensible Daten existieren, die schützenswert sind. „Es geht um unsere Privatsphäre“, so der Experte.
Wie kann man die Privatsphäre besser schützen?
Als Datenschutzbeauftragter empfiehlt Niehaus, keine privaten Fotos auf dem Smartphone zu speichern. Er selbst sichert seine Bilder mit einem gut geschützten Passwort auf dem Notebook. Ein weiterer Hinweis: keine wichtigen E-Mails auf dem Handy verfassen. Für das Nutzerkonto auf dem Smartphone nehme er eine weniger wichtige Mailadresse. Wenn keine wichtigen Daten auf dem Handy seien, könne man auch mehr auf dem Smartphone ausprobieren.
Wie greift eine App unerlaubt auf Daten zu?
Der Datenschutzbeauftragte nennt das Beispiel einer Fitness-App, die im Verdacht steht, über das Mikrofon Nutzerinnen und Nutzer abgehört zu haben. Es sei wichtig, sich zu fragen, ob eine App einen triftigen Grund habe, das Mikrofonrecht anzufordern. Beim Sporttreiben spiele das Mikrofon keine Rolle. Wenn ein Anbieter illegal im Hintergrund Daten abfrage, könne man sich davor leider nicht schützen. Deswegen sollte man generell genau prüfen, welche App man wirklich brauche. Anbieter wie Apple oder Google besitzen Administratorenrechte, mit denen sie Apps, die gegen den Datenschutz verstoßen, direkt löschen können. Aber manchmal sei es dann auch schon zu spät.
Wie kann man verhindern, dass über die Kamera Daten eingefangen werden?
Ähnlich wie beim Mikrofon sollte man einen Zugriff auf die Kamera nur bei Apps erlauben, bei denen das sinnvoll sei, meint Niehaus. Manche Menschen würden die Kamera auch abdecken – wie etwa beim Notebook. Aber das sei nicht zwingend notwendig und manchmal eher lästig.
Gibt es Alternativen zu den App-Stores von Apple oder Google?
Egal ob Google oder iOS, die meisten laden Apps über das Angebot der beiden großen Betriebssysteme herunter. Beide Hersteller erhalten dadurch persönliche Nutzerdaten. Möchte man das verhindern, gebe es die Möglichkeit, Apps von anderen Anbietern wie beispielsweise Amazon herunterzuladen. Davon rät Niehaus allerdings ab. „Da muss man sich sehr gut auskennen, damit keine Viren auf das Handy gelangen.“
Wie kann man verhindern, dass das Smartphone den Standort abliest?
Sowohl bei Android-Geräten als auch bei iPhones kann der Ortungsdienst ausgeschaltet werden. Dafür muss man bei Ersterem in die „Google-Einstellungen“ gehen, dann auf „Sicherheit“ und schließlich „Mein Gerät finden“ antippen. Hier kann der Schieberegler auf „Aus“ gestellt werden. Außerdem ist es möglich, unter „Einstellungen“ des Telefons, auch den „Standort“ für einzelne Apps auszustellen. Bei einem iPhone muss man ebenfalls in die „Einstellungen“ gehen, dann auf „Datenschutz“ und „Ortungsdienst“. Etwas weiter unten kann man die Apps auswählen, für die der Ortungsdienst ein- oder ausgeschaltet werden soll.
Wie umgeht man die Ortung über WLAN-Hotspots?
Auf vielen Smartphones ist das WLAN immer eingeschaltet. Zu Hause oder auf der Arbeit nutzt man schließlich die Netze. Allerdings werden auch WLAN-Hotspots in der Umgebung erkannt. Daraus können Schlüsse gezogen werden, wo man sich gerade befindet, sagt Niehaus. So könne im Hintergrund ein Bewegungsprofil erstellt werden. Das sei auch erlaubt, wenn das WLAN ausgeschaltet sei. Unter „Erweiterte WLAN-Einstellungen“ kann auf einem Android-Gerät „Scannen immer verfügbar“ deaktiviert werden. Bei einem iPhone kann in den „Einstellungen“ unter „WLAN“ das WLAN komplett abgeschaltet werden.
Wie lässt sich personalisierte Werbung verhindern?
Das sogenannte Tracking verfolgt, welche Apps und Internetseiten auf dem Smartphone genutzt werden. Dadurch entstehe personalisierte Werbung, erklärt Niehaus. Er empfiehlt, das Tracking in den Grundeinstellungen auszustellen. Bei dem neuen Betriebssystem iOS 14.5 von Apple müssen Apps seit Kurzem um Erlaubnis fragen, wenn sie Nutzerdaten sammeln. Das kann man bei der jeweiligen Anfrage blockieren. Bei älteren Systemen kann in den „Einstellungen“ unter „Datenschutz“ ebenfalls das Tracking ausgestellt werden. Um auch zu verbieten, dass Apple selbst aus seinem Werbenetzwerk Anzeigen schaltet, muss man unter „Datenschutz“ auf „Apple-Werbung“ gehen und dann „Personalisierte Werbung“ ausschalten. Bei Android-Geräten kann man das Tracking in den „Google-Einstellungen“ ausschalten. Dort muss man auf „Werbung“ gehen und schließlich „Personalisierte Werbung deaktivieren“ antippen.