Tesla-Chef Elon Musk folgen mehr als 90 Millionen User auf Twitter – und jeden Tag werden es mehr. Die meisten von ihnen sind wahrscheinlich echte Fans seiner nicht unumstrittenen Aussagen. Doch es gibt auch kritische Stimmen – vor allem, nachdem der Multimillionär die Social-Media-Plattform für 44 Milliarden Dollar gekauft hatte. Viele dieser Kritiker haben sich nun nach Alternativen umgesehen. Eine von ihnen ist Mastodon, ein in Deutschland gegründetes Netzwerk. Was kann die Twitter-Alternative?
Was ist Mastodon?
Mastodon ist eine soziale Plattform, auf der sich User – wie auch auf Twitter, Facebook oder Instagram – miteinander austauschen können. Konzipiert hat sie der Software-Entwickler Eugen Rochko aus Jena, der sie 2016 veröffentlichte und sie seit dem als CEO leitet. Die Plattform kann sowohl im Browser als auch als App auf Android- oder iOS-Geräten genutzt werden. Der Begriff Mastodon leitet sich übrigens von dem gleichnamigen Urzeit-Elefanten ab, der das Plattform-Design prägt.
Was kann Mastodon?
User auf Mastodon können wie auch bei Twitter Microblogging betreiben. Sie setzen dazu aber keine Tweets, sondern Toots (Deutsch: Tröts, in Anlehnung an den namensgebenden Urzeit-Elefanten) ab, können andere Nachrichten teilen (Boots) oder mit Sternen liken. Dabei entscheiden die User selbst, ob ein Toot privat oder öffentlich ist.
Grundsätzlich ähneln die Funktionen von Mastodon Twitter sehr: Es gibt auch eine Suchfunktion mit Hashtags und Trends sowie Favoriten und Umfragen. Wer sich durch das Netzwerk klickt, findet einige Zusatzfunktionen. So kann man seine Nachrichten automatisch mit einem Verfallsdatum versehen, oder sich in der "Föderation" alle Mastodon-Toots ansehen, die weltweit veröffentlicht werden.
Wie funktioniert Mastodon?
Bei Mastodon handelt es sich um ein dezentrales Netzwerk. Das heißt, dass es keinen zentralen Server gibt, auf den eine Firma oder Land zugreifen kann. Bei Mastodon sind es Privatpersonen, die die Server zur Verfügung stellen. Entsprechend müssen Nutzer auch bei der ersten Anmeldung entscheiden, welchen Server sie nutzen wollen – sie müssen sich einer sogenannten Instanz anschließen. Innerhalb dieses Raums bestimmt die Community, welche Regeln gelten. So gibt es Instanzen, die keine Zensur dulden, andere wiederum wollen den sozialen Aspekt und gute Nachbarschaft in den Mittelpunkt stellen.
User verschiedener Instanzen können aber auch miteinander kommunizieren. Dafür müssen Benutzername und die Heimat-Instanz angegeben werden – zum Beispiel @maria@mastodon.social.
Wie finanziert sich Mastodon?
Das Netzwerk ist ein Open-Source-Projekt, es steht also kein Unternehmen dahinter, das Gewinn erzielen muss. Der Quellcode steht öffentlich zur Verfügung. Auch Werbung suchen Nutzer auf der Plattform vergebens. Gründer Rochko setzt stattdessen auf Spenden und die freiwillige Mitarbeit. Beispielsweise spart Mastodon durch die Nutzung privater Server Kosten ein.
Was sind die größten Unterschiede zu Twitter?
Twitter ist wie auch Facebook und andere gängige soziale Netzwerke eine zentrale Plattform. Außerdem werden häufig Algorithmen eingesetzt, nach denen die User Inhalte ausgespielt bekommen. Bei Mastodon werden die Toots dagegen chronologisch ausgespielt, so können sich neue Nutzer schnell einen Überblick verschaffen, welche Themen auf der Plattform wichtig sind. Zudem können User statt 280 Zeichen wie bei Twitter gleich 500 Zeichen in einem Tröt tippen.
Wie viele Nutzer hat Mastodon?
Nach der Twitter-Übernahme von Musk hat Mastodon nach eigenen Angaben einen starken Zuwachs an Usern bekommen. Innerhalb eines Tages hätten sich demnach 30.000 neue Nutzer angemeldet – darunter auch der Satiriker Jan Böhmermann. Allerdings sind auf der Plattform vergleichsweise wenige Nutzer und noch nicht viele prominente Gesichter vertreten. Derzeit gibt es etwas mehr als fünf Millionen User – Twitter hatte im ersten Quartal 2022 dagegen rund 229 Millionen aktive Nutzer.
In der Vergangenheit waren bereits mehrere Versuche gescheitert, eine vollumfängliche Twitter-Alternative aufzubauen. So wurde etwa App.net – gedacht als eine Art Twitter mit Abo-Gebühren – 2017 nach fünf Jahren eingestellt. Bei WhatsApp blieb eine große Abwanderung der Nutzer trotz aller Aufregung aus.