Und da war er wieder: das unerwartete kulinarische Überraschungsmoment. Ich war im Plantenköök und gespannt auf veganes Essen mit hohem Anspruch. Mit Sean Moxie habe ich jemanden kennengelernt, den man wohl entspannt zu den Pionieren veganer Lebensweise zählen kann. Schon seine Eltern waren Vegetarier und er hat nie Fisch oder Fleisch probiert, weswegen ich es besonders interessant finde, dass er einen „Räucherschinken“ zum Spargel anbietet. Aber dazu später mehr.
„Seit ungefähr 20 Jahren bin ich Veganer“, sagt der 46-Jährige. Zu diesem Zeitpunkt konnte man selbst in Berlin, wo er aufwuchs und vor dem Kochen Kunst studierte, keine veganen Produkte kaufen. Somit half nur eines: selbstmachen. „Meine künstlerische Kreativität hilft mir vielleicht bei der Entwicklung der Rezepte“, sagt Moxie und ich tippe, dass sein Perfektionismus und Ehrgeiz den Rahmen bilden. Seit 2016 veröffentlicht er seine Rezepte über www.dailyvegan.de mit dem Ziel, Genuss und Umweltschutz zu kombinieren. Ursprünglich wollte er ein Restaurant in Hamburg eröffnen, aber die Wirtschaftsförderung spülte den gebürtigen Bremer an den Wall.
- Lesen Sie auch: Diese sieben Restaurants machen Veganer in Bremen glücklich
Vom monatlich wechselnden Menü entscheiden wir uns für Dreierlei Bete mit Blue Pauli (Blauschimmelkeese) für 14 Euro, Spargel mit veganem Räucherschinken, Hollandaise, Drillingen und Bärlauchpfannkuchen (21 Euro) und Erdbeer-Rhabarber-Pavlova (14 Euro). Begleitet werden die Gänge von alkoholfreien Drinks und Weinen. Nomen ist bei Moxi Omen: in der Plantenköök landen Pflanzen in der Küche. Der Blauschimmelkeese basiert auf Cashewkernen. „Ich habe es mit Sonnenblumenkernen versucht, weil ich eigentlich so regional wie möglich arbeiten möchte, aber das schmeckte nicht.“ Und geschmacklich überzeugen soll seine Küche.
Das Plantenköök hat veganes Fine Dining als Ziel
Tatsächlich, der Keese schmeckt „schimmelig“ und pritzelt ein bisschen. Das läge an der Mischung von Keese, Dattel und veganem Quark, erklärt er mir. Bei der Hauptspeise bin ich zweifach völlig begeistert: karamellisierte Drillinge sind einfach zu lecker und die Hollandaise unglaublich. Bei einer Blindverkostung hätte ich den Unterschied nicht erkannt. In Textur und Rauchgeschmack ist der Schinken stimmig, aber nicht mein Favorit. Der Pfannkuchen, der im Süden klassisch zum Spargel gehört, schmeckt nicht zu stark nach Bärlauch, aber kräutrig und lässt Sean Moxie kritisch gucken: „Er ist ein bisschen aufgebrochen.“
Das zeigt, wo der Koch hinmöchte – veganes Fine Dining, also gehobene Küche. „Das wird noch etwas dauern, die Personallage ist in Bremen doch anders als in Hamburg oder Berlin. Aber das Team ist gut und lernt schnell.“ Die Pavlova und das Waldmeistereis ist perfekt. So überzeugt vegane Küche.
Tagsüber allerdings soll es rustikal bleiben, der Mittagstisch liegt preislich zwischen 6,50 und 14 Euro. Für den Soliteller zahlt der Kunde nach Geldbeutel.
- Das sagen die Stammgäste: Mein Mann hat es empfohlen und jetzt bin ich mit Kollegen hier; wir haben die unterschiedlichsten Gerichte bestellt und sind total begeistert; die Vischplatte war super lecker; das vegane Essen ist einfach eine Stufe besser als anderswo, die Mitarbeiter angenehm aber das Ambiente könnte noch etwas gemütlicher werden.
- Plantenköök, Am Wall 201, 28195 Bremen, Telefon: 0421-17216293, www.plantenkoek.de, Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 12 bis 15 Uhr und 17 bis 21 Uhr, Sonntag und Montag geschlossen.