Ehrlicherweise waren zwei Meinungen, die ich über das „Casera“ gehört hatte, nicht so gut. Dementsprechend war ich gespannt auf das, was die Inhaber Mylvakanam und Neeruja Thushanth auftischen.
Um einen Überblick zu bekommen, entscheide ich mich für die Tapas-Platte „La Sopresa“ für 23,90 Euro und die Gambas al Ajillo für 14,90 Euro (gibt es auch als Hauptgericht für 26,90 Euro). Sopresa heißt Überraschung und überrascht wurde ich mit Hähnchenflügeln, mariniertem Schafskäse, Gambas, Hackbällchen, Lachs und Gemüse, dazu gab es Mojo Verde, Mojo Rojo und Alioli plus Brot. Eine wunderbare Portion zum Teilen. Tja, was soll ich sagen? Es hat geschmeckt.
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Das Hühnchen war angenehm scharf, kross und zart, dem Lachs hätte eine kürzere Bratzeit gutgetan, die Soßen waren allesamt gut. Die Mojo Rojo genau richtig mit Kreuzkümmel abgeschmeckt, die Aioli durch kräftige Petersilie und zurückhaltendem Knoblauch feiner als anderswo.
Knoblauch, Chili, Frühlingszwiebeln
„Wir kaufen extra spanische Gambas“, verrät mit Mylvakanam Thushanth. „Es gibt typische Warmwasser- und Kaltwasser-Fische und die Gambas müssen einfach nach Mittelmeer schmecken.“ Stimmt – ihm gelingt das Zusammenspiel von Knoblauch und Chili, mit Frühlingszwiebeln im Öl setzt er einen eigenen Akzent.
Beu der Soße der Albongigas schmeckt man die Ruhe und Hingabe des Kochs. „Für mich ist jeder Gast mein König und ich möchte nur das Beste für ihn machen“, sagt Thushanth. Deswegen wechsle er täglich das Frittierfett, achte darauf, nicht zu viel Sahne zu verwenden. „Ich habe auch ältere Gäste. Für die ist zu viel Fett nicht gut.“ Besonders stolz ist er auf sein Salatdressing aus Honig, Senf und Frucht. Flugs bestellt er noch Pimientos („Man kann das Salz auch abschütteln“), Croquetas de Jamon (gehören nirgendwo zu meinen Favoriten) und Salat.
Mylvakanam Thushanth kommt von Sri Lanka. Als ich ihn frage, warum er sich für die spanische Küche entschieden hat, überrascht mich seine Antwort. In Paris habe er bei einem 70-jährigen Koch die europäische Küche kennengelernt. „In Sri Lanka lernt man früh kochen, aber anders. In Frankreich habe ich das Kochen mit dem Herzen gelernt.“ In Bremen arbeitet er lange als Spüler, dann als Pizzabäcker, kochte im Vengo und Don Carlos. „Die spanische Küche bietet so viel Abwechslung, das macht mir Spaß“, sagt er und meint beispielsweise sein Bestreben, die „richtigen“ Tapas auf einem Teller zu vereinen. Acht Platten hat der 37-Jährige zusammengestellt. „Das hat mir viel Spaß gemacht – immer zu überlegen, was passt mit was. Immer muss Gemüse und etwas Käse dabei sein.“ Sein Traum: ein Casera II. Aber zuvor noch Cocktailservice (schon realisiert) und Catering (dauert noch). Bis es soweit ist, lohnt ein Stopp am Wall.
Das sagen Gäste: Wir sind zum zweiten Mal hier, es liegt ideal auf dem Weg vom Bahnhof zur Glocke, danach gehen wir gleich zum Konzert. Das Essen schmeckt uns und die Bedienung ist freundlich; wir haben es eben gegoogelt, die Bewertungen waren sehr gut und deswegen sind wir hier gelandet. Was wir bis jetzt gegessen haben, war sehr gut, die zwei Ebenen sind etwas ungewöhnlich; die Hähnchenflügel haben mir besonders gut geschmeckt.
Casera, Am Wall 149/150, 28195 Bremen, Telefon: 0421-17525028, https://casera.eatbu.com, Öffnungszeiten: Sonntag bis Donnerstag von 17 bis 22 Uhr, Freitag und Sonnabend von 16 bis 22 Uhr, bitte reservieren, nicht barrierefrei, Cocktailservice.