Was soll man machen, wenn man gern auf Festivals geht, aber das Essen einem dort echt nicht schmeckt? Man besorgt sich ein Fahrrad mit einem kleinen Motor, das eine Garküche zieht. „Ich hatte mich auf dem Streetfood-Festival damals auf dem Hillmannplatz angemeldet und gemerkt, dass den Kunden mein Essen schmeckt“, erinnert sich I Ketut Bawa Artha, kurz Bawy.
Fortan war er nicht mehr nur hauptberuflich in der Pflege tätig, sondern versorgte gleichzeitig Festivalbesucher mit balinesischer Küche. „Ich habe dann irgendwann angefangen, nach Lokalen zu suchen und bin auf dieses hier gestoßen.“ Er meint das Lokal im traditionsreichen Ruderverein von 1882. Seine Frau war zu dem Zeitpunkt davon überzeugt, dass er keine Chance hätte, dort den Zuschlag zu bekommen. Doch unter einigen Bewerbern setzte sich I Ketut Bawa Artha durch und findet noch immer: „Für mich ist das einer der schönsten Plätze Bremens“.
Da ist etwas dran, nicht nur im Sommer. Der Blick über die Weser auf die Stadt ist toll und im Sommer kann man quasi mit den Füßen im Sand die balinesische Küche genießen. Eine Küche, mit der ich mich überhaupt nicht auskenne, weil ich noch nie in Indonesien war. Ich vertraue auf Bawy, denn der musste sich mit zwölf Jahren schon selbst versorgen. „Ich bin auf einem Dorf groß geworden, da gab es keine weiterführende Schule“, sagt er.
Grünkohl ersetzt im Bali’ku die Maniokblätter
Auf Bali, so erklärt er mir, sei eigentlich die Mutter fürs Kochen zu ständig, meist war sie um 10 Uhr morgens fertig. „Es gibt eigentlich immer Reis und keine festen Essenszeiten, jeder isst, wenn er Hunger hat.“ Bei Festen hingegen tun sich die Männer zusammen und kochen für die ganze Gesellschaft. Somit überlasse ich ihm die Wahl bei meinem Besuch. Wir beginnen mit Kroket (5,50 Euro), Krokettenbällchen mit Fleischfüllung mit einer Senfmayonnaise, die mich in meiner Kindheit begeistert hätten, und Martabak (sechs Euro), Teigtaschen mit Frühlingszwiebeln.
Beides kann man wunderbar mit den Händen snacken. Als Hauptgericht wählen wir Nasi Campur in vegetarisch und einmal mit Huhn (13,50 und 14,50 Euro). Als es serviert wird, muss ich lachen: Auf den Tellern ist ein Salat aus Grünkohl mit Augenbohnen und Kokos. „In Deutschland gibt es halt keine Maniokblätter, da musste ich erfinderisch werden, und Grünkohl passt“, sagt der Chef.
Um eine Reiskugel gruppieren sich besagter Salat, Auberginen-Curry, „17.000 Inseln“ (ein köstliches Gemisch aus Tempeh, Möhren und Paprika, das Fleisch vergessen lässt), eine Gurke mit hausgemachtem Sambal (nicht so scharf, wie ich dachte) und ein megaleckeres Kurkuma-Erdnuss-Kokos-Topping (Lieblingsbeilage vom Koch). Das Hühnchen ist teilweise etwas trocken, aber durch Zitronengras frisch im Geschmack. Mein Bali heißt Bali’ku und Bawy bringt seine Kultur nach Bremen. Unbedingt probieren: Bali-Kaffee aus seinem Dorf.
Das sagen die Stammgäste: Wir haben das Essen auf dem Weihnachtsmarkt entdeckt und so sind wir hierhergekommen, die Vorspeise war schon super; ich gehöre zum Verein und finde, dass es hier immer besser schmeckt; heute war es richtig gut; ich glaube, viele wissen gar nicht, dass sie hier gute vegetarische und vegane Küche bekommen; auch die Buffets sind super, frisch, lecker und alle sind freundlich.
- Bali’ku, Werderstraße 60, 28199 Bremen, Telefon 0421-17660017, www.baliku-bremen.de, Öffnungszeiten: bis April von Dienstag bis Sonntag 18 bis 22 Uhr, im Sommer ab 12 Uhr, verschiedene Musikveranstaltungen, Catering, Private Partys