Ich weiß nicht, ob ich verzweifelt, beleidigt oder amüsiert sein soll. Aber angesichts der Tatsache, dass ich bei meiner Ankunft meinen Gastgeber dabei erwische, wie er sich gerade an den Resten eines Lammkoteletts vergnügt, bin ich zunächst mal irritiert. Ihm nun beizubringen, dass er gleich noch mit mir drei Gerichte verputzen soll, macht den Beginn nicht unbedingt leichter.
Vrezh Arakeliyan wirkt auf den ersten Blick mürrisch. „Setzen Sie sich“, begrüßt mich der Hüne wortkarg und verschwindet ohne ein Wort der Erklärung in seiner Hütte. Während ich mit der einen Hand meinen Notizzettel davon abhalte, von den starken Windböen mitgerissen zu werden, formuliere ich mit der anderen meine erste Frage: Wo bin ich hier gelandet?
Arakel Grillhof ist ein mobiler Imbiss im Einkaufspark Habenhausen. Von Fleisch, Fisch bis hin zu Gemüse findet man allerlei Aufgespießtes, das auf einem im Wagen verbauten Holzkohlengrill zubereitet wird und anschließend auf einem der wenigen um die Hütte postierten Tische umgeben von rustikalem Parkplatz-Charme verspeist werden kann. Ich stehe auf solche Orte, weil sie oft ein Vorzeichen für kulinarische Überraschungen sind. Doch zunächst mal erlebe ich eine persönliche.
Mit einem Zigarillo in der Hand taucht Arakeliyan wieder aus der Hütte auf und scheint wie verwandelt. Er grinst und macht sich einerseits zwar darüber lustig, dass ich zu viele Fragen stelle, redet selbst aber andererseits wie ein Wasserfall. Und am liebsten über seine Heimat Armenien. „Alle kennen nur Kim Kardashian“, erzählt der 53-Jährige amüsiert und bekräftigt seinen Wunsch, dass Deutsche seine Heimat und ihre Küche besser kennen lernen sollten. Genau aus dem Grund bin ich hier.
Wir starten mit einem Schaschlik aus Schweinenacken (5 Euro) mit Zwiebeln, einem Joghurt, Salat sowie Kartoffeln (2,50 Euro extra). Der Preis, der schon von vornherein viel zu günstig ist, gibt sich nach dem ersten Bissen der völligen Lächerlichkeit preis. Denn dieses Fleisch ist eine Wucht! Innen zart, außen schön kross und für sich allein mehr als genug, zusammen mit dem herrlichen Tomatendip in der Kategorie aber nicht steigerbar.
Probiert und empfohlen: Nach dem Schwein geht's an die Hähnchenkeule mit Reis, Joghurt-Dill-Soße und Eisbergsalat (7,50 Euro). Sämtliche Beilagen können in einem Gedankenstrich abgehakt werden – solide. Vielleicht ist beim Reis zu erwähnen, dass dieser kräftig gebuttert und mit Linsen versetzt ist. Ansonsten ist das hauptsächlich Spannende die Keule, die interessanterweise ohne Knochen und Haut gegrillt wurde. „Haut gefällt mir nicht“, erklärt Arakeliyan und überlässt mir die Vermutung, dass es dadurch vielleicht magerer sein solle.
Wer auf krosse Hähnchenhaut steht, sollte dies hier also bedenken. So oder so würde ich dieses Gericht aber voll empfehlen. Und zwar schlicht deshalb, weil auch dieses Fleisch unheimlich zart und würzig ist. „Einen Tag lang in Granatapfelsirup mariniert“ lüftet der Grillexperte ein Teil des Rezeptgeheimnisses.
Gegrillter Lammrücken und Lavashbrot (7 Euro) sind eigentlich zwei Dinge, die unabhängig voneinander Geschmackvolles verheißen. Die Idee, beides zu kombinieren und mit etwas Soße und Salat auf die Hand anzubieten, klingt deshalb gar nicht allzu weit entfernt. Doch die Umsetzung, die wir als Drittes und Letztes probieren, ist der traurige Beweis, dass eins plus eins nicht zwingend zwei ergibt.
Das Fladenbrot ist kalt. Das darin eingewickelte Fleisch zwar warm, aber alles andere als kross. Und durch den Fettrand so glibberig, dass man sich beim Abbeißen schon einigermaßen geschickt anstellen muss, um nicht die halbe Füllung wie mit dem Angelhaken aus dem Röllchen zu befördern. Kein leichtes Unterfangen, geschmacklich nicht überzeugend und deshalb alles in allem: kein Tipp. Das Einzige, was ich mir in Kombi mit dem Lavash-Brot sinnvoll vorstellen kann, ist die Hackspieß-Variante. Aber die kriege ich heute nicht mehr probiert.