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Behörde meldet Höchststand Grippewelle rollt durch Bremen: Besonders viele Kinder betroffen

In Bremen steigt die Zahl der Grippefälle deutlich an. Vor allem Kinder sind betroffen. Wie ist die Lage in Praxen und Kliniken? Was können Eltern tun, was raten Ärzte? Wie sieht es in Schulen und Kitas aus?
07.02.2025, 05:00 Uhr
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Grippewelle rollt durch Bremen: Besonders viele Kinder betroffen
Von Sabine Doll
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Die Grippewelle in Bremen hat einen Höchststand erreicht: In der vergangenen Woche wurden 162 Influenzafälle gemeldet, 77 mehr als in der Vorwoche, teilt die Gesundheitsbehörde mit. Von einer höheren Zahl sei auszugehen. Risikogruppen sollten sich gegen Pneumokokken und Grippe impfen lassen, rät Senatorin Claudia Bernhard (Linke). Die Grippewelle rollt bundesweit: 48.858 Fälle wurden vergangene Woche gemeldet, 16.806 mehr als davor. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen nimmt die Zahl der Influenzafälle zu, wie das Robert Koch-Institut (RKI) berichtete.

Wie macht sich die Grippewelle in den Kinderarztpraxen bemerkbar?

„Seit Mitte Januar haben wir eine deutliche Zunahme von Fällen, in denen Kinder mit grippeverdächtigen Symptomen in den Praxen vorgestellt werden“, bestätigt Claudia Karsten, Vorsitzende des Bremer Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. Dazu zählten etwa Fieber, das sich über mehrere Tage erstrecke, und Husten. In Bremen nehme eine Kinderarztpraxis an dem Influenza-Überwachungssystem des RKI teil. „Von sechs Abstrichen in der vergangenen Woche waren alle positiv. Das spiegelt das Geschehen in den Praxen wider. Im Moment geht die Kurve steil nach oben“, so die Kinderärztin.

Einige Kinderkliniken haben die Kapazitätsgrenze erreicht. Wie sieht es in Bremen aus?

„Auch wir haben derzeit wirklich viel mit Influenza-Patienten zu tun“, sagt Professor Melchior Lauten, Chefarzt im Eltern-Kind-Zentrum Prof. Hess am Klinikum Bremen-Mitte. „Daher sind wir zwar nicht unbelastet. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren ist die Lage aber insgesamt eher entspannter, was die Kapazitäten betrifft.“ So hätten bisher deutlich weniger Kinder wegen Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) stationär aufgenommen werden müssen. Seit Ende Juni empfiehlt die Ständige Impfkommission für Babys die passive Immunisierung zum Schutz vor RSV-Infektionen.

Welche Kinder sind derzeit an Atemwegsinfekten und Grippe erkrankt?

„Zurzeit sind dies vor allem Kita- und Schulkinder“, sagt Karsten. „Zusätzlich versorgen wir momentan auch größere Kinder und Jugendliche, die mit einer Lungenentzündung eingeliefert werden“, berichtet Lauten. In vielen Fällen sei diese durch Mykoplasmen als Erreger ausgelöst; dies trete derzeit bundesweit häufiger auf. „Das sind dann auch Kinder, die anhaltend Sauerstoff benötigen und längere Zeit bei uns in der Klinik bleiben. Solange bis sie wirklich keinen Sauerstoff mehr benötigen.“ Der Aufnahmegrund bei Influenza sei generell, dass die Kinder wegen Atemproblemen Sauerstoff brauchen. Lungenentzündungen setzten sich häufig auch auf eine Influenza.

Wann sollten Eltern mit dem Kind zum Arzt gehen?

„Bei akuten Luftproblemen sollte es auf jeden Fall vorgestellt werden“, sagt Kinderärztin Karsten. Auch länger anhaltendes Fieber sei ein Anlass. „Eltern haben in der Regel ein gutes Gefühl dafür, wie anstrengend es für das Kind ist zu atmen“, betont Klinikarzt Lauten. Anlaufstelle seien in der Regel die niedergelassenen Kinderärzte. Außerhalb der Praxissprechzeiten gibt es den kinderärztlichen Notdienst mit Sitz am Eltern-Kind-Zentrum (Klinikum Bremen-Mitte). Dieser ist ab 23 Uhr geschlossen, es gibt aber eine rund um die Uhr geöffnete Kinder-Notaufnahme.

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Was können Eltern zu Hause tun?

Fieber ab 39,5 Grad Celsius sollte etwa mit Paracetamol gesenkt werden, sagt Karsten. Wichtig sei, dass die Kinder viel trinken, auch um den Schleim zu verflüssigen. Eltern könnten Nasentropfen geben, damit die Ohren freibleiben und das Kind besser atmen könne, rät Lauten. „Generell gilt: Ein Kind, das hustet und fiebert, gehört nach Hause“, so Karsten.

In Bayern werden Klassen in Distanzunterricht geschickt, um die Infektionskette zu unterbrechen. Wie ist die Lage in Bremer Schulen und Kitas?

„Auch in Bremen haben wir an den Schulen Unterrichtsausfälle“, sagt Katharina Hebecker von der Bildungsbehörde. Es werde alles versucht, dies aufzufangen. So gebe es eine Notbetreuung und die Aufteilung in Lerngruppen. In den Kitas der Bremischen Evangelischen Kirche gibt es laut Sprecher Matthias Dembski derzeit viele kranke Kinder. „Der Krankenstand bei den pädagogischen Fachkräften bewegt sich im normalen jahreszeittypischen Rahmen und ist derzeit nur an einigen Standorten deutlich erhöht.“

Auch die Kinder- und Familienzentren von Kita Bremen sind laut Referentin Aneka Große von der Grippewelle betroffen. Den Beschäftigten würden Angebote zur Grippeschutzimpfung gemacht; zuletzt im Herbst. Die aktuelle Lage werde kontinuierlich verfolgt, und es würden Maßnahmen ergriffen, um die Qualität der Betreuung zu gewährleisten.

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