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Serie: Ein kleines Paradies Wie aus einem tristen Bremer Innenhof eine blühende Stadtoase wurde

Wo früher vertrocknetes Gras und Efeu wucherten, summt und blüht es heute. Zwei Bremer haben ihren Innenhof mit Fantasie, viel Arbeit und einer Portion Mut aus dem Dornröschenschlaf geholt.
03.09.2025, 05:00 Uhr
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Wie aus einem tristen Bremer Innenhof eine blühende Stadtoase wurde
Von Manuela Kanies

Hören Sie hier direkt die Podcast-Folge mit Karsten und Christian Berger-Saathoff:

Mitten in der östlichen Vorstadt, dicht umgeben von Wohnhäusern, liegt eine grüne Überraschung: ein verwunschener Innenhof, der von Karsten und Christian Berger-Saathoff in den vergangenen zehn Jahren in eine blühende Oase verwandelt wurde. Wo früher vertrockneter Rasen und wuchernder Efeu das Bild bestimmten, lebt nun eine grüne Pflanzenvielfalt und bietet Insekten und Vögeln einen Lebensraum.

„Früher dachte ich immer: Jetzt ist der Garten fertig“, erzählt Karsten Berger-Saathoff. „Aber ein Garten ist nie fertig – es gibt immer etwas Neues zu tun.“ Er und sein Ehemann wohnen in einer Mietwohnung, deren Fenster auf den Innenhof hinausgehen. Anfangs war der Garten Gemeinschaftsfläche, betreut von der Hausverwaltung und einem Gärtner. Doch nach und nach begannen Karsten und Christian Berger-Saathoff, Kübelpflanzen aufzustellen, Beete anzulegen und ihre Ideen mit anderen Hausbewohnern zu teilen.

Gartenliebe geerbt

Beide sind Hobbygärtner und haben das Gärtnern nicht gelernt – aber Karsten Berger-Saathoff hat den grünen Daumen von seinem Großvater geerbt: "Mein Großvater war Schlossgärtner in Ostfriesland", erzählt er. In dem großen englischen Landschaftsgarten kümmerte er sich auch um viele exotische Pflanzen – die Liebe zu den Exoten färbte auch auf den Sohn und Enkel ab. Wobei viele Pflanzen im Hofgarten Geschenke sind, zum Beispiel eine Agave aus Amerika.

Die exotischen Pflanzen stehen allerdings nicht im Mittelpunkt des Gartens, auch wenn ein Feigenbaum dank der geschützten Lage gut gedeiht. Die beiden Hobby-Gärtner setzen auf heimische Pflanzen wie den Blutweiderich – ein unermüdlicher Dauerblüher im Sommer, der Hummeln, Wildbienen und Schwebfliegen Nahrung bietet.

Bei der Gestaltung spielt Recycling eine große Rolle. Für die Terrasse wurden alte Platten verwendet, teils aus Familienbeständen, teils aus dem Garten selbst geborgen. Sogar historische Ziegelsteine aus einem im Krieg zerstörten Waschhaus fanden eine neue Verwendung.

Auch Klimaschutz ist ein Thema. Um Wasser zu sparen, setzen die beiden auf sogenannte Ollas – Tontöpfe, die im Boden vergraben werden und über Tage Feuchtigkeit an die Wurzeln abgeben. „So verdunstet nichts unnötig, und die Pflanzen werden direkt versorgt“, erklärt Carsten Berger-Saathoff. Ein Sumpfbeet mit speziellen Blumen wie dem Blutweiderich sorgt nicht nur für optische Abwechslung, sondern auch für Artenvielfalt. Über das Jahr verteilt blüht immer etwas – von Krokussen im Frühling bis zu späten Stauden im Herbst.

Die Veränderungen sind auch den tierischen Besuchern nicht entgangen: Insekten und Vögel wie Rotkehlchen und Amseln haben den Hof für sich entdeckt. „Manchmal sitzen die Vögel direkt neben uns, wenn wir in der Hängematte liegen“, sagt Christian Berger-Saathoff.

Aufwertung für die Immobilie

Einziges Hindernis beim Anfang vor zehn Jahren: Ist es als Mieter erlaubt, die Rasenfläche umzugestalten? Die Hausverwaltung zeigte sich offen – unter einer Bedingung: Keine überdimensionierten Bäume pflanzen! Das Engagement der Mieter wurde bald als Mehrwert erkannt, nicht nur für die Bewohner, sondern auch für die Immobilie. Heute beteiligen sich auch Nachbarn, jeder mit seinem eigenen kleinen Bereich. „Es ist wie eine lose Gartengemeinschaft, in der man sich bei Bedarf Werkzeuge leiht oder Pflanzen teilt“, sagt Christian Berger-Saathoff.

Für die beiden ist der Garten mehr als nur ein Ort zum Entspannen. „Ich sitze viel im Büro“, so Karsten Berger-Saathoff, „da ist es für mich Erholung, am Wochenende draußen zu werkeln – selbst wenn es regnet.“ Arbeit und Genuss gehen hier Hand in Hand. „Gardening klingt einfach schöner als Gartenarbeit“, findet er.

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Das nächste Projekt steht schon fest – auch wenn es noch nicht konkretisiert ist. „Irgendwas fällt uns im Winter wieder ein“, sagt Karsten Berger-Saathoff lachend. Klar ist: Der Hofgarten bleibt ein Ort im Wandel.

Ihr Engagement hat auch eine Botschaft: Man muss kein Eigenheim besitzen, um grünes Leben in die Stadt zu bringen. „Einfach mal die Hausverwaltung fragen“, rät Christian Berger-Saathoff. „Vielleicht lässt sich mehr umsetzen, als man denkt.“ Der Hofgarten des Ehepaars zeigt, wie aus einer unscheinbaren Fläche ein lebendiger Treffpunkt für Mensch und Natur werden kann – und wie Nachbarschaftsprojekte das Stadtklima im wahrsten Sinne des Wortes verbessern.

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