Hamburg. Rätsel faszinieren Menschen schon seit Tausenden von Jahren. Bereits die Ägypter haben kleinere Denkaufgaben auf Papyrus oder Steintafeln niedergeschrieben. Heute wäre eine Tageszeitung ohne Kreuzworträtsel und Sudoku kaum denkbar. „Rätsel müssen dabei nicht immer komplex sein“, sagt Stefan Heine. Ein Beispiel seien etwa Worträtsel, auch Drudel genannt. Kostprobe gefällig? „Was verbirgt sich hinter diesen beiden Wörtern: Fel Fel?“, fragt Heine. „Die Lösung: Man sieht das Wort ‚Fel‘ zwei Mal, also: Zwei-Fel, Zweifel.“
Rätsel sind Heines Leidenschaft und Hobby, mittlerweile aber auch sein Beruf. „Ich bin eher durch Zufall dazu gekommen“, sagt der 48-Jährige. „1995 hatte ich ein Marktforschungsinstitut in Hamburg. Ganz nebenbei haben wir angefangen Zeitungen und Magazine mit einem Kummerkasten-Service zu beliefern, dann mit Horoskopen.“ Irgendwann lief der Service so gut, dass Heine und sein Kompagnon Rätsel mit ins Programm aufnahmen. „Damals musste alles noch per Hand gemacht werden, die Rätsel waren teilweise ganz schlimm“, sagt Heine und lacht dabei. Kreuzworträtsel etwa, waren in der Herstellung noch deutlich teurer als heute, Angebote wurden noch per Post und Fax herausgeschickt. Mit dem Einzug von Computern und spezieller Software hat sich das aber inzwischen geändert.
Heines Knobeleien kamen an: Er verkaufte sein Marktforschungsinstitut, gründete die Firma Presse-Service und widmete sich fortan komplett dem Rätselmachen. Mittlerweile beliefern er und seinen vier Mitarbeiter Zeitungen, Zeitschriften und Agenturen mit Denkaufgaben aller Art. Anders als früher, bauen Heine und sein Team komplette Rätselseiten und speisen diese oft direkt in das Redaktionssystem der Verlage ein. Unter seinen mehr als 350 Kunden befinden sich namhafte Zeitungen, wie die Berliner Morgenpost, das Hamburger Abendblatt und auch der WESER-KURIER. Damit nicht genug: Der 48-Jährige hat bereits mehrere Bücher zum Thema Denksport geschrieben und bietet diverse Rätsel-Apps fürs Tablet und Smartphone an.
Heine gilt sogar als derjenige, der das japanische Zahlenrätsel Sudoku 2005 nach Deutschland brachte. „Ein Freund aus London rief mich damals an und sagte, ich müsse unbedingt vorbeikommen.“ Vor Ort traute Heine seinen Augen nicht. „Ich war in einem Café und es war komplett still. Da saßen 13 Leute inklusive der Bedienung und alle haben Sudokus gelöst.“ Auch in Bussen und Bahnen tüftelten viele an den Kopfnüssen aus Fernost. Zurück in seiner Heimat Hamburg, bot Heine seinen Kunden die neuen japanischen Rätsel an. „Die haben aber alle erst mal abgewunken.“ Drei Monate später erreichte der Sudoku-Hype auch Deutschland. „Plötzlich riefen die Redaktionen reihenweise an und wollten die Sudokus abdrucken.“ Mittlerweile sind die Zahlengitter aus den Zeitungen kaum noch wegzudenken.
Mit Auftritten im ZDF-Fernsehgarten oder bei Stern TV ist Heine mittlerweile so etwas wie ein Star in der deutschen Rätsel-Szene geworden. Seit zwölf Jahren entwirft er die Rätsel für die deutschen Sudoku-Meisterschaften. 2010 war er sogar Autor für die WM im US-amerikanischen Philadelphia. Als „National-Coach“ begleitet er außerdem das deutsche Team zu internationalen Turnieren. Dabei sind die Sudokus gar nicht Heines Lieblingsrätsel. „Ich bin immer ganz aufgeregt, wenn ich nicht sofort eine Lösung finde. Schiffe versenken liegt mir da mehr“, sagt er. Ob Buchstabensalat, Wortspiele, Domino oder Silbenrätsel – Heine hat über 130 verschiedene Varianten im Angebot. Besonders Knobeleien für Kinder seien wieder stärker im Kommen. Bei neuen Kreationen fungieren seine drei Kinder im Alter von sechs, acht und zehn Jahren auch schon mal als Tester. „Besonders meine älteste Tochter ist da sehr kritisch“, sagt Heine mit einem Lächeln. Für Nachwuchs ist also gesorgt. „Deutschland ist immer noch einer der größten Märkte für Rätsel“, sagt er. Mit seinen Denksportaufgaben wird Stefan Heine wohl auch in Zukunft noch so manchen Kopf zum Rauchen bringen.